Die Museum Lichtspiele sind ein Kino im Münchener Stadtteil Au nahe dem Deutschen Museum, in einem denkmalgeschützten Gebäude an der Lilienstraße. Seit der Schließung des Gabriel Filmtheaters im April 2019 sind die Museum Lichtspiele das älteste noch existierende Kino der Stadt.

Das Gebäude

An der Stelle des Gebäudes, in dem sich heute die Museum Lichtspiele befinden, stand bis 1896 die Gastwirtschaft „Zum Kaisergarten“. Das Haus wurde 1896 weitgehend abgerissen, um einem ausgedehnten Wohnblock Platz zu machen, der heute Lilienstraße 2, 4, 6 und 8, sowie die Hausnummern Zeppelinstraße 79 bis 83 umfasst. Erbaut wurde das Gebäudeensemble, in dessen Kopfbau 1910 das Kino eingebaut wurde, in den Jahren 1896 bis 1897 für den Baumeister Georg Frankenberger nach Planungen des Architekten Fritz Schönmann. Den Auftrag für den Einbau eines Kinos gab 1910 der Theater- und Lichtspielbetreiber Carl Gabriel. Er ließ im Erdgeschoss, wo sich im ursprünglichen Gebäude die Räumlichkeiten des von Johann Batz geführten Gasthauses und Singspielhalle Zum Kaisergarten befanden, die erste Ausführung des Lichtspielhauses einbauen. Der Entwurf für das Gabriel Tonbildtheater stammte von Carl Aufleger.

Das Gebäude ist mit einem Höhen-Festpunktnetz-Bolzen mit der Nummer 1120 versehen.

Geschichte

Die Museum Lichtspiele wurden am 24. November 1910 von Carl Gabriel (1857–1931) unter dem Namen Gabriels Tonbildtheater eröffnet, zunächst in Verbindung mit einem Varieté-Theater. Gabriel war damals bereits Betreiber eines der ersten Münchner Lichtspielhäuser, des Gabriel Filmtheaters.

Im Eröffnungsjahr änderte sich der Name der Straße von vormals Entenbachstraße in Zeppelinstraße. Die Anschrift für den Lichtspielhaus-Eingang war Zeppelinstraße 85. Heute ist die offizielle Adresse der Museum Lichtspiele Lilienstraße 2. Seit dem Jahr 1918 trägt das Kino den Namen Museum Lichtspiele, da sich gegenüber das Deutsche Museum als Namensgeber befindet.

Ab Mitte der 1970er Jahre waren die Museum Lichtspiele auf Musik- und Tanzfilme spezialisiert, ein Teil der Räumlichkeiten war an Beate Uhse vermietet.

Die Rocky Horror Picture Show läuft seit September 1977 in den Museum Lichtspielen. Die Vorführung im Haus in einem speziell von Hartmut Hinrich für den Film gestalteten Kinosaal, dem Kino 2. Seitdem ist das Publikum zum Mitmachen eingeladen. Mit der jahrzehntelangen Vorführung des Films im speziell dekorierten Saal ist das Kino im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen.

Drei Vorführsäle kamen später hinzu. Nachmittagsvorstellungen für Kinder und Jugendliche wurden in den 1980er Jahren eingeführt. In den Sommermonaten von Juni bis Oktober 2013 wurden Teile des Kinos renoviert. So erhielt das Foyer eine neue Theke, der Fußboden neu laminiert. Viele der elektrischen Leitungen mussten im Zuge der aktuellen Feuerschutzregeln ausgetauscht werden. Mit dem Film Der Butler wurde das Kino am 10. Oktober 2013 im neuen Glanz wieder eröffnet.

Programm

Neben der Rocky Horror Picture Show zeigt das Kino weniger bekannte Filme, die nur selten in Filmtheatern gezeigt werden, außerdem Filme in der Originalsprache, aber auch Blockbuster wie Filme der Harry-Potter-Reihe.

Literatur

  • 100 Jahre Museum Lichtspiele in der Au. In: Bild München Nr. 271 vom 19. November 2010, S. 5
  • Anne Goebel: Horrorshow und Happy End. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 272 vom 24. November 2010, S. R4
  • Michael Stadler: Magischer Dauerbrenner. In: Abendzeitung Nr. 272, vom 24. November 2010, S. 18
  • Bettina Stuhlweissenburg: Mit süßen Transvestiten ins Guinness-Buch. In: Münchner Merkur Nr. 272 vom 24. November 2010, S. 34
  • Wolf, Kurowski & Hauff Hrsg.: Das Münchner Film und Kino Buch. Achteinhalb, Ebersberg 1988.
  • Helmut Lindner Verantw. Hrsg.: Au – Giesing -Haidhausen – 125 Jahre bei der Stadt München. Bezirksausschuss München 1979. (S. 123–124 Schweiger Volkstheater auf dem Gelände des Kaisergartens)
  • Lerch-Stumpf Hrsg.: Neue Paradise für Kinosüchtige – Münchner Kinogeschichte 1945 bis 2007. Dölling-Gallitz, München 2008. (S. 341) ISBN 978-3-937904-75-7
  • Lerch-Stumpf Hrsg.: Für ein Zehnerl ins Paradies – Münchner Kinogeschichte 1896 bis 1945. Dölling-Gallitz, München 2004. (S. 60–61, S. 232) ISBN 3-935549-96-2
  • Peter Klimesch: Bilder aus der alten Au – Die Lilienstraße. Selbstverlag, München Juni 2019. (S. 188–189) ISBN 978-3-00-062358-5
  • R. Mayer-Zaky: Die Münchner Au. BVB, Bamberg 1993 (S. 139) ISBN 3-87052-856-7
Commons: Museum Lichtspiele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 7′ 51,6″ N, 11° 35′ 15″ O

Einzelnachweise

  1. Peter Klimesch: Bilder aus der alten Au, die Lilienstraße. München, 2021, (S. 192–194) „Die ganz alte Au“
  2. Habel, Merten, Petzet, Von Quast: Münchener Fassaden – Bürgerhäuser des Historismus und des Jugendstils. Prestel, München 1974. (Lilienstraße und Zeppelinstraße, Familiennamen des Baumeisters und Architekten. Komplette Namensschreibweise aus den Adressbüchern 1900 entnommen.)
  3. Bauer, Graf, Münz: Zu Gast im alten München. Hugendubel, München (S. 204–205 Zum Kaisergarten mit Fotos der ehemaligen Bebauung).
  4. Megele: Baugeschichtlicher Atlas – bis 1938 Stadtarchiv, München 1958. (S. 123)
  5. Tiefbauamt Hrsg.: Höhen-Festpunktnetz der Landeshauptstadt München. München 1929. Bolzen mit der Höhenangabe, 513,598 Münn., für das Jahr 1928; Front von Zeppelinstr. Hs.Nr. 85. Mitte. Unterhalb des Treppenaufgangs, linke Seite, Notausgänge Lilienstraße 2.
  6. Adressbuch 1910 (Oktober 1909), hier die Straßennamenänderung extra im Index nachträglich angefügt. Wortlaut: S. 13 Abschnitt, Häuser nach Straßen geordnet, Einleitungstext. Nach dem 1. November 1909 ergaben sich folgende ab 1. Januar 1910 in Kraft tretende Straßenumbenennungen, welche wegen der vortgeschrittenen Drucklegung des Adreßbuchs nicht mehr berücksichtigt werden konnten: Entenbachstraße, nördlich der Ohlmüllerstraße, dem Deutschen Museum entlang führend = Zeppelinstraße.
  7. Das Münchner Film und Kino Buch. Achteinhalb, Ebersberg 1988. (Name des Künstlers hier entnommen).
  8. Der Butler. Internet Movie Database, abgerufen am 7. Januar 2022 (englisch).
  9. Frisch Gestrichen – Die 103 Jahre alten Museum Lichtspiele sind saniert worden .. Karoline Meta Beisel, SZ, 15. Oktober 2013.
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