Myrte | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Gemeine Myrte (Myrtus communis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Myrtus communis | ||||||||||||
L. |
Die Myrte (Myrtus communis), auch Brautmyrte, Duftende Myrte und Gemeine Myrte genannt, ist ein immergrüner Strauch und der einzige im Mittelmeergebiet einheimische Vertreter der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae).
Beschreibung
Die Myrte ist ein immergrüner, reich verzweigter Strauch, der Wuchshöhen bis 5 Metern erreichen kann. Ältere Zweige sind kahl, nur die jungen Zweige sind drüsenhaarig. Die derben, ganzrandigen Blätter sind kurz gestielt und zugespitzt eilanzettlich. Die Blattstellung ist gegenständig, bisweilen stehen auch drei Blätter an einem Knoten. Die Blätter sind durchscheinend drüsig punktiert und werden zwischen 1 und 5 cm lang. Die Oberseite der Blätter ist dunkler grün und glänzend, die Unterseite ist heller.
Zwischen Mai und August entwickeln sich zahlreiche kleine, weiße duftende Blüten. Sie stehen einzeln in den Blattachseln an bis zu 3 cm langen Blütenstielen und werden bis zu 3 cm breit. Die Kelchblätter sind dreieckig, die Kronblätter verkehrt-eiförmig bis fast kreisförmig. Die zahlreichen Staubblätter haben gelbe Staubbeutel. Aus dem unterständigen Fruchtknoten entwickelt sich eine kugelige, etwa 1 cm große, blauschwarze Beerenfrucht.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet umfasst den Mittelmeerraum, die Kanaren und reicht östlich bis Pakistan. Als Standort werden Macchien und Wälder auf etwas feuchteren, steinigen, kalkfreien Böden bevorzugt. Die Myrte wird seit dem Altertum kultiviert und ist entsprechend häufig verwildert. Als ältestes und größtes Exemplar in Deutschland gilt die Myrte im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim an der Bergstraße.
Systematik
Man kann zwei Unterarten unterscheiden:
- Myrtus communis subsp. communis: Sie kommt von Makaronesien bis Pakistan vor.
- Myrtus communis subsp. tarentina (L.) Nyman: Sie kommt ursprünglich in Südeuropa in Spanien, Frankreich, Italien, Sardinien, Kreta und im früheren Jugoslawien vor.
Kulturgeschichte
Die Myrte spielte in der griechischen Mythologie eine große Rolle. Es ist ein Ritual überliefert, bei dem Myrtenzweige auf einen zu beschreitenden Weg gestreut werden, während Weihrauch verbrannt wird.
Im alten Griechenland war die Myrte der Göttin Aphrodite geweiht, der Göttin der Liebe und Schönheit. Myrtenzweige gelten als Symbol für Jungfräulichkeit, Lebenskraft und viele gesunde Kinder, aber auch der über den Tod hinausgehenden Liebe.
Bereits Griechen und Römer schmückten die jungfräuliche Braut mit einem Myrtenkranz. Im 16. Jahrhundert wurde dieser Hochzeitsbrauch auch in Deutschland Sitte. Der Bräutigam und die Trauzeugen erhielten Zweige zum Anstecken. Teilweise wurden auch die Brautjungfern mit einem Myrtenkranz geschmückt. Es entwickelte sich der Brauch, dass die junge Ehefrau einen aus dem Brautkranz stammenden Zweig in die Erde setzte und bewurzeln ließ. Die grünende Pflanze wurde als Indikator für das beständige Eheglück angesehen und besonders gehegt. So fand die Myrte Einzug in die Wohnstuben und gilt als eine der ältesten Zimmerpflanzen.
Auch heute noch werden gelegentlich Myrtenkränze bzw. -sträuße zur Hochzeit getragen.
Im Mittelalter und später wurde die Myrte (lateinisch Myrtus, auch Mirtus) auch als „Welsche Heidelbeere“ bezeichnet und deren Beeren als Mirtilli.
Myrtenzweige sind außerdem Bestandteil des Lulavs, den Juden jährlich beim Laubhüttenfest binden.
Nutzung
Durch das ätherische Öl der Blätter, das stark sekretionsfördernd wirkt, hat die Pflanze Bedeutung bei der (medizinischen) Behandlung der Atemwege und dient zur Appetit-Anregung.
Beim Kochen dient sie hauptsächlich als Gewürz für Fleischgerichte; volkstümlich werden sowohl Blätter und Beeren als auch Blüten verwendet.
Darüber hinaus findet die Myrte Verwendung bei der Likör-Herstellung: In Sardinien ist sie die Grundlage des Mirto Rosso ‚roter Mirto‘, eines "süßen" Likörs, der aus den Beeren hergestellt wird. Der Mirto Bianco ‚weißer Mirto‘ ist ein "trockener" Likör, in dem Blätter und Blüten der Myrte Verwendung finden. Die korsische Variante des Mirto heißt Myrtei. Der Name der Mortadella-Wurst leitet sich von ihrer ursprünglichen Rezeptur mit Myrte ab, deren Früchte früher auch als Ersatz für den Kubeben-Pfeffer verwendet wurden, bevor Pfeffer als Gewürz in Europa populär wurde. Als Bestandteil von Myrtoplex® wirkt es als Salbe gegen Herpesbläschen.
- Beerenfrucht der Myrte
- Myrten-Gelee,
Korsika, Juni 2021
Literatur
- Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Was blüht am Mittelmeer? 750 Arten (= Kosmos-Naturführer). 4. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10211-4.
- Dankwart Seidel: Blumen am Mittelmeer. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. BLV, München 2002, ISBN 3-405-16294-7.
- Mechthild Siede: Myrte. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 25, Hiersemann, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-7772-1318-7, Sp. 378–389
Weblinks
- gernot-katzers-spice-pages.com: Myrte (Myrtus communis L.)
- myrtus-communis.de (Umfangreiche Informationen, Pflege als Zimmerpflanze, Bonsai usw.)
Einzelnachweise
- ↑ Myrtus communis bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- 1 2 3 4 Myrtus communis. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 1. Mai 2020.
- ↑ Aristophanes: Die Wespen, 860 und Herodot: Historien, VII 54.1.
- ↑ Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 123 (cicatricans) und 190 (welsch […]).
- ↑ Zum Begriff welsch („italienisch, französisch, romanisch“) vgl. Echte Walnuss.
- ↑ Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 242.
- ↑ Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 140 (Cubeba).
- ↑ schwarzaufweiss.de
- ↑ vista: میرتوپلکس ? MYRTOPLEX. Abgerufen am 24. Juni 2022 (fa-IR).