Das Nauener Tor ist eines der drei erhaltenen Stadttore von Potsdam. Es wurde 1754/1755 erbaut und gilt als erstes Bauwerk neugotischen Stils in Kontinentaleuropa.

Im Jahr 1722 wurde etwa 400 Meter vom heutigen Standort entfernt während der sogenannten I. Barocken Stadterweiterung das erste Nauener Tor als eines der insgesamt fünf in der Stadtmauer befindlichen Stadttore gebaut. 1733 entstand während der II. Barocken Stadterweiterung ein neues Tor 20 Meter vor dem heutigen Platz. 1754/1755, also 20 Jahre vor dem eigentlichen Beginn der Neugotik auf dem Kontinent, entstand nach einer Skizze König Friedrichs II. durch den Architekten Johann Gottfried Büring mit dem Nauener Tor in Potsdam eine Architektur in gotischen Formen. 1867–1869 wurde dieses Tor durch König Wilhelm I. in seine heutige Gestalt umgebaut.

Auf der Suche nach einer konkreten, kopierten Vorlage ist man nicht fündig geworden. Das häufig angeführte Vorbild Inveraray Castle in Schottland wird nach neuesten Forschungen ausgeschlossen, da es in seiner ursprünglichen Form gar keine Kegeldächer besaß. Erst nach einem Brand im Jahr 1877 wurden dem Schloss Inveraray Castle (ursprüngliches Baujahr: 1457) bei den Reparaturarbeiten neue architektonische Elemente hinzugefügt: So erhielten die Ecktürme zum Beispiel jetzt erst die Kegelhelme. Viel konkreter ist die charakteristische Gestalt des Nauener Tores hingegen an einem bisher unvermuteten Ort zu finden, für den zweifelsohne spricht, dass er Friedrich II. ganz sicher bekannt war: Für die erste Ausgabe seiner eigenen Schriftwerke ließ der König 1750 Illustrationen von dem bedeutenden Stecher Georg Friedrich Schmidt anfertigen. Die Vignette zur „Eloge de Jordan“ des dritten Bandes zeigt im Hintergrund eine von Kolonnaden gesäumte Stadtmauer, die durch ein von Rundtürmen mit Spitzhelmen flankiertes Tor unterbrochen wird.

Vermutlich hat Friedrich II. zudem die Ähnlichkeit mit den Türmen von Schloss Rheinsberg inspiriert, in dem er seine Zeit als Kronprinz verbrachte, und die er zeit seines Lebens als die schönste bezeichnete.

Ursprünglich verband eine Stadtmauer das Nauener Tor mit den beiden anderen Toren, dem Jägertor und dem Brandenburger Tor am Luisenplatz. Anstelle der nicht erhaltenen Stadtmauer verbindet heute eine Promenade die drei noch verbliebenen Potsdamer Stadttore. Das Nauener Tor befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Holländischen Viertel. Seine Nutzer waren das Militär und Händler, Handwerker und Verwaltungen bis zum Restaurant. Der Platz vor dem Nauener Tor ist seit der letzten Renovierung des Tores und Umgestaltung der Verkehrsführung 1996 mit der hohen Dichte von Cafés, Restaurants und Bars ein beliebter Treffpunkt der Potsdamer und ihrer Gäste.

Die Gleise der Straßenbahn führen direkt durch das Nauener Tor. Im deutschsprachigen Raum gibt es nur noch zwei andere Städte mit derartigen Tordurchfahrten. Zum einen durchquert die Straßenbahn in Freiburg im Breisgau das Schwabentor, das Martinstor und das Günterstäler Tor, zum anderen fährt die Straßenbahn Bern durch den Käfigturm.

Literatur

  • Paul Sigel, Silke Dähmlow, Frank Seehausen und Lucas Elmenhorst: Architekturführer Potsdam. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-496-01325-7.
  • Christiane Theiselmann: Potsdam und Umgebung. Von Preußens Arkadien zur Brandenburgischen Landeshauptstadt. Köln 1993.
  • Friedrich Mielke: Potsdamer Baukunst – das klassische Potsdam, Propyläen Verlag; 2. Auflage 1991 Ullstein.
Commons: Nauener Tor (Potsdam) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis / Quellenangabe

  1. Friedrich Mielke: „Potsdamer Baukunst – das klassische Potsdam“, Propyläen Verlag; 2. Auflage 1991 Ullstein
  2. Alfred Hagemann: Das Nauener Tor in Potsdam – Der »roi philosophe« und das Gothic Revival. 2012, abgerufen am 6. März 2012.

Koordinaten: 52° 24′ 12,4″ N, 13° 3′ 28,2″ O

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