Die Nestroyverleihung 2002 war die dritte Verleihung des Nestroy-Theaterpreises und fand am 12. Oktober 2002 im Volkstheater (Wien) statt. Von den Gewinnern in den insgesamt elf Kategorien, wurden vier schon vor der Verleihungs-Gala bekannt gegeben, die restlichen sieben erst während der Veranstaltung.
Als Moderatorin der Gala fungierte Andrea Eckert.
„Nestroy-Affäre“
Um die Verleihung des Nestroy-Preises für sein Lebenswerk an Claus Peymann entspann sich eine länger anhaltende politisch-mediale Auseinandersetzung. André Heller hatte in seiner Laudatio für Peymann ein „Märchen“ erzählt, in dem ein Politiker sich in einem „zynischen Egotrip“ zum Kanzler machte und damit das Land ins Unglück stürzte. Eckert appellierte in ihrer abschließenden Moderation an das Publikum im Saal und vor den Fernsehgeräten, die bevorstehende Nationalratswahl „nicht wieder in einer Schmierenkomödie“ enden zu lassen. Heftige Reaktionen auf diese Anspielungen auf den damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und die von ihm geführte FPÖ/ÖVP-Koalitionsregierung kamen insbesondere von den ÖVP-Politikern Andreas Khol und Wilhelm Molterer, die den Veranstaltern und der SPÖ vorwarfen, das geplant und dem ORF, von den Aussagen zuvor gewusst und diese nicht verhindert, sondern live ausgestrahlt zu haben. Peymann bat wenige Tage später die „geschätzte Jury“ den Preis wegen „des unwürdigen Schauspiels und provinziellen Gezeters“ zurückzunehmen, das um die Nestroy-Preisverleihung an ihn ausgebrochen war. Erst 2012, zu seinem 75. Geburtstag, nahm er den Preis, der in der Zwischenzeit im Österreichischen Theatermuseum aufbewahrt worden war, erneut entgegen – auch weil die damals beteiligten Politiker alle nicht mehr in Amt und Würden seien.
Ausgezeichnete und Nominierte 2002
Meiste Nestroys: | Letzter Aufruf (2 Nestroys) |
Meiste Nominierungen: | Maria Stuart (3 Nominierungen) |
Anmerkungen: Es sind alle Nominierten des Jahres angegeben, der Gewinner steht immer zu oberst. Die Verleihung des Nestroy 2002 bezieht sich auf die Theatersaison 2001/02.
Beste deutschsprachige Aufführung
Die schöne Müllerin von Franz Schubert – Inszenierung: Christoph Marthaler – Schauspielhaus Zürich
- Alkestis von Euripides – Inszenierung: Jossi Wieler – Münchner Kammerspiele
- Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing – Inszenierung: Michael Thalheimer – Deutsches Theater Berlin
Beste Regie
Beste Ausstattung
Martin Zehetgruber – Letzter Aufruf – Burgtheater
- Olaf Altmann – Edward II. – Stadttheater Klagenfurt
- Igor Bauersima und Georg Lendorff – das maß der dinge – Akademietheater/Burgtheater
Beste Schauspielerin
Ulli Maier – Der Mann ohne Eigenschaften (Agathe) – Theater in der Josefstadt
- Corinna Kirchhoff – Maria Stuart (Maria Stuart) – Burgtheater
- Elisabeth Orth – Maria Stuart (Elisabeth) – Burgtheater
Bester Schauspieler
Sven-Eric Bechtolf – Das weite Land (Hofreiter) – Salzburger Festspiele
- Karlheinz Hackl – Der Zerrissene (Herr von Lips) – Burgtheater
- Gert Voss – Elisabeth II. (Herrenstein) – Burgtheater
Beste Nebenrolle
Anna Franziska Srna – Woyzeck (Marie) – Volkstheater (Wien)
- Sylvie Rohrer – Der Narr und seine Frau heute Abend in Pancomedia (Diverse Rollen) – Burgtheater
- Werner Wölbern – Das weite Land (Doktor Franz Mauer) – Salzburger Festspiele
Bester Nachwuchs
Johanna Wokalek – Der Narr und seine Frau heute abend im Pancomedia (Diverse Rollen) – Burgtheater
- Raphael von Bargen – Phaidras Liebe (Hippolytos) – Volkstheater (Wien)
- Susanna Schaefer – Ronja, Räubertochter (Ronja) – Theater der Jugend
Beste Off-Produktion
Theater im Bahnhof LKH – Eine Theaterserie
Bestes Stück – Autorenpreis
Push up 1 – 3 – Roland Schimmelpfennig – Schaubühne am Lehniner Platz
Spezialpreis
Gert Wrede – Komponist zu Letzter Aufruf – Burgtheater
- Rabenhof Theater
- Christian Suchy Dackel Taube Kellerassel
Lebenswerk
Einzelnachweise
- ↑ Der Standard: Politstreit um die Nestroy-Gala, 15. Oktober 2002
- ↑ Der Standard: Peymann nahm nun doch Nestroy-Preis-Statue an, 6. Juni 2012