Die Nordstädter Badeanstalt in Hannover war eine im 19. Jahrhundert gegründete Badeanstalt. Standort war die Oberstraße 13 im sogenannten „ denkmalpflegerischen Interessenbereich“ des hannoverschen Stadtteils Nordstadt.

Geschichte

Zur Gründerzeit während des Deutschen Kaiserreichs richtete der Unternehmer Georg Wenger im Jahr 1886 auf dem Grundstück Oberstraße 8 zunächst eine größere Wäscherei ein.

Da zum Ende des 19. Jahrhunderts die Nachfrage sowohl nach Wasserbädern in Badewannen als auch nach Badekuren stark zunahm, erwarb Wenger erheblich größere Grundstück unter der Adresse Oberstraße 13, ließ dort eine Badeanstalt errichten und verband die Einrichtung mit seiner zunächst noch weitergeführten Wäscherei, bis er diese nach einer Vergrößerung der Badeeinrichtung schließlich aufgab.

In der Oberstraße 13 konnten dann Bäder in Heißluft angeboten werden, „Dampfschwitzbäder“, „elektrische Lichtbäder“ und zahlreiche medizinische Bäder wie „Soole-“, Fichtennadel-, Schwefel- und Kohlensäurebäder, Wasserbäder, Duschen nach der Kneipp-Medizin sowie Inhalationen und Massagen aller Art. Im Jahr 1900 nahm die Nordstädter Badeanstalt auch Moorbäder in das Programm auf, sie verabreichte insbesondere Moorerde aus Schmiedeberg.

Nach dem Tod des Unternehmensgründers im Jahr 1925 übernahm dessen Sohn Fritz Wenger die Nordstädter Badeanstalt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1947 vom Jüdischen Komitee in Wengers Badeanstalt eine Mikwe eingerichtet, ein rituelles Tauchbad. Zuvor mussten die Juden Hannovers für die rituelle Reinigung nach Celle reisen, um die dortige Mikwe zu benutzen.

Siehe auch

Commons: Nordstädter Badeanstalt (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 Paul Siedentopf: Georg Wenger, Hannover. Nordstädter Badeanstalt. Oberstraße 13, in: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig (1927), S. 433
  2. Vergleiche Gerd Weiß: Ortskarte 3, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Bd. 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 34f., sowie die zugehörige Legende
  3. Anke Quast: Nach der Befreiung. Jüdische Gemeinden in Niedersachsen seit 1945 − das Beispiel Hannover. Wallstein Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-447-1, S. 136; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Anke Quast: Jewish Committee und Jüdische Gemeinde Hannover. Der schwierige Anfang einer Gemeinschaft. In: Herbert Obenaus (Hrsg.): Im Schatten des Holocaust: jüdisches Leben in Niedersachsen nach 1945. Hrsg. vom Arbeitskreis Geschichte des Landes Niedersachsen (nach 1945), Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen Bd. 38, Hahn, Hannover 1997, ISBN 3-7752-5840-X, S. 60

Koordinaten: 52° 22′ 54,8″ N,  43′ 22,4″ O

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