Boghos Nubar Pascha (arabisch بوغوص نوبار باشا; * Januar 1825 in Smyrna, Osmanisches Reich; † 14. Januar 1899 in Paris) war ein ägyptischer Politiker armenischer Abstammung und der erste Premierminister von Ägypten. Im Laufe seiner Karriere war er dreimal Premierminister:
- 28. August 1878 – 23. Februar 1879
- 10. Januar 1884 – 9. Juni 1888
- 16. April 1894 – 12. November 1895
Sein Sohn war Boğos Nubar Paşa, Gründer der AGBU.
Leben
Nubar wurde 1825 im heutigen İzmir in der Türkei geboren. Sein Vater war ein armenischer Händler namens Mgrdich, seine Mutter eine Verwandte von Boghos Bey Yusufian, einem einflussreichen Minister im Dienste von Muhammad Ali Pascha. Auf Boghos Beys Veranlassung erhielt Nubar Pascha Unterricht in Vevey und Toulouse, wo er von Jesuiten unterrichtet wurde.
Kurz bevor er achtzehn wurde, reiste Nubar nach Ägypten, wo er bei Boghos Bey, der zu diesem Zeitpunkt Handels- und Außenminister war, eine Stelle als Sekretär erhielt. Nach einer achtzehnmonatigen Ausbildung wurde er zum zweiten Sekretär von Muhammad Ali Pascha befördert. 1845 wurde er Erster Sekretär von dessen Adoptivsohn und Erben Ibrahim Pascha, den er auf Reisen durch Europa begleitete.
Als Abbas Pascha 1848 Gouverneur von Ägypten wurde, übernahm er Nubar in seinen Dienst und schickte ihn 1850 als seinen Vermittler nach London, um mit dem osmanischen Sultan zu verhandeln. Da er erfolgreich war, wurde er zum Bey ernannt. 1853 wurde er für ähnliche Verhandlungen nach Wien geschickt, wo er anschließend bis zum Tod von Abbas im Juli 1854 lebte.
Der neue Gouverneur Muhammad Said entließ ihn aus seinem Amt, ernannte ihn aber zwei Jahre später zu seinem Chefsekretär. Zudem übergab er ihm die Verantwortung für die Transportgeschäfte zwischen Ägypten und Indien. In diesem Bereich engagierte sich Nubar hauptsächlich für die Fertigstellung der Eisenbahn zwischen Kairo und Sues. Said entließ ihn noch ein zweites Mal, schickte ihn dann aber wieder nach Wien, bevor er seinen Posten als erster Sekretär wieder zurückerhielt.
Nach dem Tod von Said im Januar 1863 wurde Ismail Pascha neuer Gouverneur. Mit ihm war Nubar befreundet, hatte ihm nach eigenen Aussagen sogar das Leben gerettet. Ismail sandte ihn als Vermittler nach Konstantinopel, wo er den Weg für die Pläne des neuen Gouverneurs ebnen sollte, zu denen unter anderem die Fertigstellung des Sueskanal gehörte. Wegen seiner Erfolge wurde Nubar zum Pascha ernannt. Nubar reiste nach Paris, um Streitigkeiten des französischen Reichs mit Ägypten beizulegen. Nach seiner Rückkehr aus Paris wurde er Ägyptens erster Minister für staatliche Bauvorhaben, eine Abteilung, die er erst aufbauen musste. 1866 wurde er zum Außenminister ernannt. Ab 1867 kam es auf seine Veranlassung zu Verhandlungen zwischen der ägyptischen Regierung und einer Reihe von europäischen Ländern, die 1876 zur Schaffung der Gemischten Gerichtshöfe in Ägypten führten.
Ismail hatte das Land durch seine verschwenderische Vorgehensweise an den Rand eines Insolvenz gebracht. Er wurde schließlich von Großbritannien und Frankreich gezwungen, sich die Regierung mit Nubar, Charles Rivers Wilson als Finanzminister und dem Marquis de Blignières als Minister für staatliche Bauvorhaben zu teilen.
Memoiren
- Mémoires de Nubar Pacha. Hg. v. Mirrit Boutros Ghal, Librairie du Liban, Beirut 1983. Eine arabische Übersetzung erschien 2010 beim Verlag Dar El-Shorouk, übersetzt v. Garo Rober Tabakian, hg. v. Latifa Mohamed Salim.
Literatur
- F. Robert Hunter: Self-Image and Historical Truth: Nubar Pasha and the Making of Modern Egypt. In: Middle Eastern Studies, Vol. 23, No. 3 (Jul., 1987), S. 363–375.