OHS „Otto Lilienthal“
— XX —
Aktivität 1986 bis 1990
Trägerschaft NVA,

Kommando LSK/LV

Ort Stab der OHS Bautzen
Land Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
letzter Kommandeur Oberst Dipl.-Mil. Rainer Langener
Studierende k. A.
Mitarbeiter k. A.
Website Offiziersschule(n) der LSK/LV
OHS Militärflieger Bautzen
OHS Militärflieger mit
FAG-25 in Bautzen

Die Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung für Militärflieger (OHS für Militärflieger), trug den Ehrennamen Otto Lilienthal und war eine militärische Hochschule der DDR. Sie diente der Ausbildung von Piloten und Navigatoren vornehmlich der Luftstreitkräfte, aber auch anderer Teilstreitkräfte (TSK) der NVA, des Ministeriums des Innern und der Interflug.

Geschichte

Die OHS für Militärflieger wurde 1986 gegründet. Bis dahin erfolgte die Ausbildung der Piloten und Navigatoren an der Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung Franz Mehring (OHS der LSK/LV) in Kamenz. Die Dislozierung der Sektionen und der fliegenden Verbände für die Ausbildung der Militärflieger in Bautzen, Brandenburg, Kamenz und Rothenburg blieb unverändert.

Zusätzlich wurde die Sektion fliegerische Ausbildung in Bautzen bzw. Brandenburg aus der OHS Franz Mehring herausgelöst und der neuen OHS Otto Lilienthal unterstellt.

Die OHS unterhielt Patenschaftsbeziehungen zur Offiziershochschule der Polnischen Luftstreitkräfte.

Gliederung und Organisationsstruktur

Führungsstruktur

Die OHS für Militärflieger hatte folgende Führungsstruktur.

Kommandeur der OHS, mit Sekretariat Leitungsbereich und Sekretär des „Wissenschaftlichen Rates“

  • Führungsorgane (Stab)
    • Stellvertreter für Fliegerische Ausbildung (erster Stellv.)
    • Stellvertreter und Stabschef
    • Stellvertreter und Leiter der Politabteilung
    • Stellvertreter und Leiter Fliegeringenieurdienst
    • Stellvertreter und Leiter Rückwärtige Dienste mit direktunterstellter SGVE-15
  • Leiter Unterabteilung Kader (A1, Personal)
  • Leiter Unterabteilung Finanzökonomie
  • Sektionen
    • Sektion 1: Gesellschaftswissenschaftliche Ausbildung
    • Sektion 2: Allgemeine Grundlagenausbildung
    • Sektion 3: FA/Flugzeugführer und Sektion 4: FA/Hubschrauberführer
      • mit Lehrgruppenleiter/Kompaniechefs der Offiziersschüler und Fachlehrer/Zugführer der Offiziersschüler
  • Teileinheit der Verwaltung 2000
  • Ausbildungseinheiten
  • Kurse der Offiziersschüler und Fähnrichschüler in den Verwendungen:
    • Jagdflieger/Jagdbombenflieger, Hubschrauberführer, Militärtransportflieger, Steuermann der Besatzung, Fähnrich/2. Hubschrauberführer

Hochschulbereich

Der Ausbildung an der OHS für Militärflieger ging in der Regel eine fliegerische Vorbildung in Segel- und Motorflug bei der Gesellschaft für Sport und Technik voraus.

In Anlehnung an die Organisationsformen der Hoch- und Fachschulen erfolgte die Ausbildung in Sektionen mit mehreren verschiedenen Lehrstühlen. Während des Studiums konnten, sofern die erforderlichem Qualifikationen und Prüfungsnachweise erbracht wurden, Klassifikationsabzeichen, Flugzeugführer Stufe III bzw. Steuermann/Flugnavigator Stufe III verliehen werden.

Die Ausbildung zu Offizieren der LSK /LV erfolgte in den Fachbereichen Jagdflieger, Jagdbombenflieger, Hubschrauberführer, Transportflieger und Steuermann/Navigator für fliegende Besatzungen von Transportflugzeugen. Die Bezeichnung Steuermann wurde in Anlehnung an die in den sowjetischen Luftstreitkräften übliche Verwendung Steuermann der Luftstreitkräfte (ru: авиационный штурман, awiazionnyi sturman) genutzt.

Militärfliegerausbildung

Die nachstehende Übersicht zeigt die Entwicklung der Militärfliegerausbildung in den NVA-Luftstreitkräften von 1952 bis 1990.

von 1952 bis 1986
DatumAusbildungStandortLuftfahrzeug
1. Oktober 1952 bis 1. Oktober 1953Lehrgang XSYRAN (Sowjetunion)Jak-18, Jak-11
1952Beginn der Pilotenausbildung in der 1. FliegerdivisionCottbusJak-18, Jak-11
1. Januar 1955Fliegerschule der Verwaltung Aeroklubs
(Vorläufereinrichtung der „Offiziershochschule der LSK/LV – Franz Mehring“)
KamenzJak-18U, Jak-18A, Zlín Z-126
1953 bis 1954Fluglehrerlehrgänge, Qualifizierung der FlugzeugführerCottbusJak-18, Jak-11, 1953 kurzzeitig MiG-15
8. September 1956Fliegerschule der LSK in Kamenz ab 1957 in Bautzen
FAG-1 (Fliegerausbildungsgeschwader 1)KamenzJak-18
FAG-2BautzenMiG-15
FAG-3Brandenburg/BriestJak-18, Jak-11, An-2
FAG-4DessauIL-14, SM-1, Mi-4, An-2
1. Dezember 1961Jagdfliegerschule in Bautzen
(Vorläufereinrichtung der „Offiziershochschule der LSK/LV für Militärflieger – Otto Lilienthal“)
JAG-10 (Jagdfliegerausbildungsgeschwader 10)KamenzJak-18
JAG-11BautzenMiG-15
JAG-15 (ehem. FAG-3)Rothenburg (Jan. 1961)MiG-17F, MiG-15
FAG-4Dessauwurde 1962 aufgelöst
2. Dezember 1963Offiziersschule der LSK/LV in Kamenz
JAG-10KamenzAn-2
JAG-11Bautzenab 1964 L-29
JAG-15RothenburgMiG-15, MiG-17
1. September 1965Offiziersschule der LSK/LV – Franz Mehring in Kamenz – Militäringenieurschule –
FAS (Fliegerausbildungsstaffel)KamenzAn-2
JAG-11BautzenL-29, ab 1977 L-39
JAG-15RothenburgMiG-21U, MiG-21F-13
23. Februar 1971Offiziershochschule (OHS) der LSK/LV – Franz Mehring in Kamenz – Hochschulstudium –
JAG-15RothenburgMiG-21U, MiG-21 F-13, ab 1978 MiG-21SPS
JAG-25BautzenL-29, ab 1977 L-39
ab 5. November 1972TAS-45 (Transportfliegerausbildungsstaffel 45)KamenzAn-2
ab Dezember 1981HAS-35 (Hubschrauberausbildungsstaffel 35)BrandenburgMi-2; Mi-8
2. April 1982OHS der LSK/LV – Franz Mehring in Kamenz – mit Diplomrecht –
ab 1. Dezember 1983FAG-25BautzenL-39
FAG-15RothenburgMiG-21SPS, -U/US
HAG-35 (Hubschrauberausbildungsgeschwader 35)BrandenburgMi-2, Mi-8
ab 24. November 1986TAS-45KamenzL-410, An-2
1. Dezember 1986OHS der LSK/LV für Militärflieger – Otto Lilienthal in Bautzen
FAG-25BautzenL-39
FAG-15RothenburgMiG-21SPS, -U/US
HAG-35BrandenburgMi-2, Mi-8
TAS-45KamenzL-410, An-2

Jagdflieger und Jagdbombenflieger

Die Pilotenausbildung Jagdflieger und Jagdbombenflieger erfolgte im ersten und zweiten Studienjahr im Fliegerausbildungsgeschwader 25 (FAG-25) am Flugplatz Bautzen, wobei Flugzeuge vom Typ L-39ZO zum Einsatz kamen.

Im dritten und vierten Studienjahr wurde die Pilotenausbildung im Fliegerausbildungsgeschwader 15 (FAG-15) am Flugplatz Rothenburg/Görlitz auf Maschinen des Typs MiG-21 fortgesetzt.

Gegebenenfalls konnten Studenten im vierten Studienjahr zur Ausbildung auf Maschinen der Typen Su-22 oder MiG-23 an eine Offiziershochschule der damaligen UdSSR kommandiert werden.

Hubschrauberpiloten

Die Flugausbildung der Hubschrauberpiloten erfolgte im ersten und zweiten Studienjahr im Hubschrauberausbildungsgeschwader 35 (HAG-35) am Flugplatz Brandenburg-Briest auf Mi-2-Hubschraubern. Im dritten und vierten Studienjahr kamen hier Hubschrauber vom Typ Mi-8 zum Einsatz.

Im HAG-35 wurden auch Fähnriche zum zweiten Hubschrauberpiloten/Operateure ausgebildet.

Transportflieger

Die gesamte Pilotenausbildung für Transportflieger erfolgte in der Transportfliegerausbildungsstaffel 45 (TAS-45) am Flugplatz Kamenz. In den ersten beiden Studienjahren wurde auf Flugzeugen des Typs An-2 geschult und im dritten und vierten Studienjahr wurden Maschinen des Typs L-410 UVP verwendet.

Die Ausbildung zum Steuermann/Navigationsoffizier wurde auf speziell ausgerüsteten An-2 und L-410 UVP Fliegern der TAS-45 durchgängig in Kamenz bis zum dritten Studienjahr durchgeführt. Die Ausbildung im vierten Studienjahr erfolgte anschließend in der Transportfliegerstaffel 24, unter Verwendung von Transportflugzeugen An-26 am Flughafen Dresden.

Kommandeure

Dienstgrad, Name Dienstzeit Bemerkung
Oberst Dr. Wolfgang Thonke 1986–1989 später Generalmajor im Kommando LSK/LV
Oberst Dipl.-Mil. Rainer Langener 1989–1990

Auflösung

Mit der Außerdienststellung der NVA im Jahre 1990 wurde die Offiziershochschule aufgelöst. Rechtsnachfolger wurden das Bundeswehrkommando Ost und die 5. Luftwaffendivision.

Literatur

  • Rainer Langener: Meine Jahre auf dem Schleudersitz. Erinnerungen und Gedanken eines Militärfliegers der DDR. Helios, Aachen 2012, ISBN 978-3-86933-078-5.

Einzelnachweise

  1. Fliegergeschichten – Vom Start bis zur Landung. Tatsachen und Erlebnisse – aufgeschrieben von Angehörigen der Fliegerkräfte der NVA, Strausberg 2013, Originalausgabe (S. 361): ISBN 978-3-9814822-3-2, Strausberg, Berlin, 2013.
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