Der Sender 1212 (auch Nachtsender 1212) war ein von der US-Armee im Rahmen der Operation Annie betriebener Sender in Junglinster in Luxemburg während des Zweiten Weltkrieges mit dem Ziel, durch eingestreute Schwarze Propaganda den Widerstandswillen der Deutschen zu untergraben. Kontrolliert wurde der Sender von der Psychological Warfare Division (PWD) des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF). Leitender Redakteur und Regisseur war Hanuš Burger.

Als nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Luxemburg von deutschen Truppen besetzt wurde, vergruben Techniker des Senders von Radio Luxembourg in Junglinster die Röhren der Endstufen des Senderverstärkers. Nachdem die Deutschen 1944 abgezogen waren und zuvor die Senderröhren zerschossen hatten, wurden die zuvor versteckten Röhren wieder ausgegraben und so war bei Eintreffen der Amerikaner am 10. September 1944 der Sender wieder betriebsbereit. Der Sender ging am 6. Dezember 1944 auf 247 kHz / 1214,5 m Langwelle mit 30/120 kW Sendeleistung in Betrieb. Es wurde zwischen 2 und 6 Uhr nachts ein deutsches Programm ausgestrahlt, das die Bevölkerung des Rheinlandes erreichte. Seine Identität verschleierte der Sender und gab sich als deutscher Soldatensender aus.

Das Ziel der Sendungen war, die Zivilbevölkerung, aber auch die deutschen Soldaten zur Aufgabe oder zum Überlaufen veranlassen. Die Nachrichten bestanden aus einer Mischung von Fakten und Vermutungen, aber auch aus bewussten Desinformationen. So wurde im März 1945, als die Amerikaner dabei waren, den Rhein bei Remagen zu überqueren, von einem erfolgten Durchbruch der Westfront berichtet. Im April 1945 wandte sich der Sender an eine erfundene „Widerstandsgruppe Neues Deutschland“, die unter der Parole „Frieden jetzt“ zu Widerstand und Sabotage gegen das Nazi-Regime aufrief.

Am 25. April 1945 wurde die Ausstrahlung durch eine inszenierte Einnahme des Senders durch alliierte Truppen beendet. In der Nacht wurde plötzlich das Programm unterbrochen. Man hörte Stimmengewirr, Türenschlagen, schwere Schritte und jemand schrie: „Leg die Platte auf! Leg die Platte auf!“ Mit der Erkennungsmelodie des Senders, dem VolksliedEs liegt eine Krone im tiefen Rhein“ wird die Übertragung beendet und der Sender verstummt. Am 11. Dezember 1945 nahm Radio Luxembourg seinen gewöhnlichen Sendebetrieb wieder auf.

Weitere von der US-Armee betrieben Propagandasender waren unter anderem der Soldatensender Calais, Deutscher Kurzwellensender Atlantik, Gustav Siegfried 1 und der Sender Christus König.

Einzelnachweise

  1. Benannt nach der „Villa Annie“, in der die Sendermitarbeiter untergebracht waren.
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