Die Operation Piratenbeute (englisch Operation Pirate’s Booty) war eine im August 1948 durchgeführte Aktion der Israelischen Marine, um die Argiro zu kapern und die Ladung, Gewehre und Munition, die für die palästinensisch-arabischen Streitkräfte im Palästinakrieg bestimmt waren, zu erbeuten.

Vorgeschichte

Bereits im Frühjahr 1948 wurde die Waffenlieferung, 8000 Gewehre und rund 10 Millionen Schuss Munition, vom Beauftragten Husseinis in der Tschechoslowakei gekauft. Aufgrund des Waffenembargos, das über die jüdischen und arabischen Kampfparteien in Palästina verhängt war, wurde die Waffenlieferung offiziell von Syrien gekauft und sollte nach Syrien geliefert werden. Von dort aus sollten die Waffen auf dem Landweg nach Palästina geschmuggelt werden. Durch eine Mossad-Aktion wurde das Frachtschiff Lino mit der Waffenladung am 10. April 1948 im Hafen von Bari durch die Ha’Chulya-Taucher Dror, Kravitz und Falick versenkt. Aufgrund der guten Verpackung wurden Waffen und Munition kaum durch das Meerwasser geschädigt. So konnten die Syrer bis Anfang August 1948 die Ladung aus dem Wrack der Lino bergen, aufarbeiten und zum Transport vorbereiten. Für die Verschiffung wurde durch den syrischen Offizier Mardam Bey, ein Verwandter des damaligen syrischen Premierministers Jamil Mardam Bey, der italienische Zweimastkutter Argiro angemietet, der die Ladung nach Ägypten transportieren sollte.

Operation „Piratenbeute“

Durch die Bergung und Aufbereitung der Waffenlieferung stellte sie weiterhin eine Gefahr für Israel dar, so dass wieder Maßnahmen erforderlich wurden. Nach der inzwischen erfolgten Staatsgründung Israels und der Gründung der Israelischen Marine lag die Planungs- und Durchführungsverantwortung bei der Marineleitung und nicht mehr beim Mossad. Hier wurde nun beschlossen, die Waffen nicht zu zerstören, sondern zu erbeuten und selbst im Unabhängigkeitskrieg einzusetzen.

Zuerst war geplant, verdeckte Mossad-Agenten in die Mannschaft der Argiro einzuschleusen und das Schiff auf der Überfahrt zu übernehmen. Dieser Plan erwies sich jedoch als undurchführbar. Stattdessen wurden zwei italienische Mechaniker gewonnen, die nach der Abfahrt durch einen vorgeschobenen technischen Defekt die Antriebsmaschine abstellen sollten. Mit einem kleinen Boot sollten bei dieser Gelegenheit zwei als italienische Marineoffiziere getarnte Agenten an Bord der Argiro gelangen und das Kommando übernehmen. Damit wurden die beiden Palyam-Veteranen David Ben-Chorin und Oved Sadeh beauftragt.

Der Ablauf der „Operation Piratenbeute“ verlief plangemäß. Durch kleinere Reparaturen begründet, konnten die beiden italienischen Mechaniker die Fahrtgeschwindigkeit drosseln. Sadeh und Ben-Chorin kamen an Bord der Argiro und behaupteten, sie müssten im Auftrag der italienischen Regierung das Kommando übernehmen. Der Kapitän und seine gesamte Mannschaft fielen auf die Täuschung herein und übergaben widerstandslos das Schiffskommando. Eventuelle Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Marineoffiziere aufgrund des schlechten Italienisch, das sie sprachen, konnten zwei Tage später ausgeräumt werden: Sadeh und Ben-Chorin behaupteten nun, sie seien in Wirklichkeit Ägypter und hätten den Auftrag, das Schiff durch das östliche Mittelmeer zu lotsen, das seit dem Zweiten Weltkrieg noch sehr minenverseucht war.

Durch gefälschte Funkkontakte mit Syrien wurde weiterer Verdacht unterbunden, in Wirklichkeit bestand der Funkkontakt mit den israelischen Hauptquartieren in Rom und Israel. Mardam Bey und sein Stab erhielt dagegen keine Meldung mehr von der Argiro. Er ahnte, dass er das Schiff verloren hatte, aber hatte keine Vorstellung wie und wo das geschehen sein könnte. In der israelischen Marineführung fand derweil eine heftige Diskussion statt, wie die Operation zum Abschluss gebracht werden kann. Ergebnis war der Beschluss, dass die Argiro durch die beiden Korvetten K-18 Wedgwood und K-20 Haganah abseits von Kreta „abgefangen“ werden sollte. Die italienische Mannschaft sollte in Gewahrsam genommen und die vorgeblichen ägyptischen Offiziere verhaftet werden. Die Durchführung erfolgte planungsgemäß. Nachdem die Waffenladung auf die Korvetten umgeladen war, wurde die Argiro versenkt.

Auswirkungen

Zurück in Israel wurden die Waffen und Munition schnell in die Kampfgebiete weitergeleitet, wo sie einen sehr wichtigen, manchen Berichten zufolge entscheidenden Einfluss auf den weiteren Kriegsverlauf hatten.

Für die Syrer war dieser Verlust eine heftige Schmach, für die Mardam Bey persönlich verantwortlich gemacht wurde. Ihm wurde Landesverrat vorgeworfen. In der syrischen Presse wurde berichtet, Mardam Bey wäre durch eine tschechische Jüdin verführt worden, die ihn überredete, die Argiro mit ihrer Ladung an Israel auszuliefern.

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