Die Ostracher Liederhandschrift ist ein wahrscheinlich vom Salemer Zisterzienserpater Theobald Vogler um 1740 angelegtes Liederbuch mit Kunstliedern, das um 1900 in einem Bauernhaus im Ostracher Ortsteil Bachhaupten in Oberschwaben aufgefunden wurde. Sie wurde 1906 der Königlichen Bibliothek, der heutigen Württembergische Landesbibliothek, in Stuttgart übergeben, in der sie seither unter der Signatur Cod. mus. II qt. und oct. 5 verwahrt wird. Die Liedtexte – teilweise im Dialekt – verraten einerseits die oberschwäbische, andererseits die barocke Vorliebe fürs Pralle und Deftige. Die Kindererziehung, das Leben im Kloster, Ehestreitigkeiten, das Trinken, die Mode, die Moral – all dies wird in satirischer und unverblümter Weise in der Art eines barocken „Liedermachers“ dargestellt. Dies ergibt für den Hörer ein lebendiges Zeitdokument der damaligen Zustände, die von den heutigen gar nicht so weit entfernt sind.
Die Sammlung hat Gemeinsamkeiten mit der 1733 erschienenen Liederhandschrift „Augsburger Tafelkonfekt“ von Valentin Rathgeber.
Diskografie
Das Landesstudio Tübingen des SWF hat in den 1970er Jahren eine LP (Nr. OLS7969) mit Auszügen aus der Liederhandschrift produziert, die folgende Titel enthält:
Literatur
- Kurt Rattay: Die Ostracher Liederhandschrift und ihre Stellung in der Geschichte des deutschen Liedes. Halle 1911
- Ewald Gruber: Die Ostracher Liederhandschrift. Ein Erbstück des volkstümlichen Barock aus Oberschwaben. Sigmaringen 1980
- Berthold Büchele (Bearb.): Deftige Barockmusik aus Oberschwaben. Die Ostracher Liederhandschrift. Ratzenried 1993
- Michael Gerhard Kaufmann: Ostracher Liederhandschrift. Ed. Isele [u. a.], Konstanz 2006 (Bibliotheca Suevica 19), ISBN 3-86142-378-2