Echter Papyrus

Echter Papyrus (Cyperus papyrus) – Habitus

Systematik
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Unterfamilie: Cyperoideae
Gattung: Zypergräser (Cyperus)
Untergattung: Cyperus
Art: Echter Papyrus
Wissenschaftlicher Name
Cyperus papyrus
L.

Der Echte Papyrus (Cyperus papyrus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zypergräser (Cyperus) in der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Pflanzenteile dieser Art wurden im Altertum als Rohstoff für die Herstellung von Papyrus und von Schilfbooten verwendet.

Beschreibung

Der Echte Papyrus ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Rhizome ausbildet. Der Halm ist gerundet-dreikantig und erreicht Wuchshöhen zwischen 300 und 500 Zentimeter. Er besitzt an der Basis einen Durchmesser von 15 bis 45 Millimeter und ist kahl. Die Blätter sind spreitenlos.

Der Gesamtblütenstand ähnelt einer Doppeldolde, wobei die 40 bis 100 Strahlen erster Ordnung 10 bis 30 Zentimeter lang sind und hängend bis bogig sind, die Strahlen zweiter Ordnung sind 8 bis 20 Zentimeter lang. Es gibt vier bis zehn aufrecht stehende Hochblätter erster Ordnung, die V-förmig gekielt, 3 bis 8 Zentimeter lang und zwischen 4 und 15 Millimeter breit sind. Die zwei bis fünf Tragblätter zweiter Ordnung sind 1,5 bis 16 Zentimeter lang (im Mittel 4 Zentimeter). Die Teilblütenstände sind zylindrische Ähren von 10 bis 20 mm Länge und 6 bis 10 mm Breite.

Die 6 bis 30 Ährchen pro Ähre sind leicht zusammengepresst und linealisch oder mehr oder weniger vierkantig. Sie sind zwischen 6 und 10 Millimeter breit und haben einen Durchmesser von 0,8 bis 1 mm Millimeter. Die Ährchenachsen (Rhachillae) zerfallen zur Reife nicht, sie teilen sich lateral und sind 0,3 bis 0,4 Millimeter breit geflügelt. Die 6 bis 16 Blütenschuppen pro Ährchen sind rötlich mit einem fünfrippigen, grünen Mittelteil, an den Rändern weiß bis durchsichtig. Ihre Form ist oval bis elliptisch, sie sind 1,8 bis 2,2 mm lang und 1,2 bis 1,5 mm breit. Die Spitze ist zugespitzt bis abgestumpft.

Die Einzelblüten tragen 0,1 bis 1 Millimeter lange Staubbeutel, diese tragen ein rötliches pfriemliches Anhängsel mit borstiger Spitze, das zwischen 0,2 und 0,5 Millimeter lang ist. Der Griffel ist 0,2 bis 0,4 Millimeter lang.

Die Nussfrüchte sind matt braun, sitzend, länglich und zwischen 0,8 und 1 Millimeter lang sowie etwa 0,4 Millimeter breit. Sie besitzen eine körnige Oberfläche.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = etwa 100.

Verbreitung

Der Echte Papyrus gedeiht an Flussufern und auf Marschen. Ursprünglich war die Art in Südeuropa, Südwestasien und Afrika verbreitet, heute insbesondere im Sudd am weißen Nil und im Okavangodelta. In Europa gibt es nur wenige natürliche Vorkommen in der Umgebung von Syrakus auf Sizilien (Anapo, Fiumefreddo di Sicilia).

Größere neophytische Vorkommen finden sich in Florida in den Vereinigten Staaten und in Mittelamerika.

Systematik

Es werden folgende Unterarten unterschieden:

  • Cyperus papyrus subsp. madagascariensis (Willd.) Kük.: Sie kommt in Tansania, Madagaskar, Mauritius und Réunion vor.
  • Cyperus papyrus subsp. nyassicus (Chiov.) Kük.: Sie kommt in Malawi und im südlichen Afrika vor.
  • Cyperus papyrus subsp. papyrus: Sie kommt von Ägypten bis zum tropischen und südlichen Afrika und auch in Sizilien vor.
  • Cyperus papyrus subsp. zairensis (Chiov.) Kük.: Sie kommt von der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo bis Angola vor.

Ökologische Bedeutung

Papyrusdickichte verringern den Wasserabfluss und wirken so als Schwamm. Die Pflanzen bieten einer reichen Tierwelt, besonders Insekten, eine Heimat. Theophrast berichtet, dass Papyrus im Nil schwimmende Inseln bildete, auf denen man Wildschweine jagte. Auch Grabmalereien zeigen die reiche Tierwelt im Papyrusdickicht, zum Beispiel im Grab des Kenamun (TT 93) in Theben aus der 18. Dynastie.

Nutzung

In Ägypten diente Papyrus als Nahrungsmittel. Im alten Ägypten wurden vermutlich bereits seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Papyri als Beschreibstoff hergestellt. Dazu wurde das Mark des Stängels in Streifen geschnitten, kreuzweise aufeinander gelegt und gepresst. Der austretende Klebsaft verbindet die Markstreifen. Andere Studien deuten jedoch darauf hin, dass der Papyrus selbst keine Stärke enthielt und diese hinzugefügt wurde. Plinius der Ältere (Naturalis historia xvii, 74–82) beschreibt die Herstellung ausführlich. Er glaubte, dass das lehmige Nilwasser als Klebstoff funktionierte.

Während der Ptolemäerzeit stand die Herstellung von Papyrus wahrscheinlich unter königlichem Monopol. Das Wort „Papier“ ist von Papyrus abgeleitet. Auch in Abbasidischer Zeit wurde in Ägypten große Mengen von Papyrus hergestellt. Auf Sizilien diente Papyrus bis ins 11. Jahrhundert als Schreibmaterial.

Im alten Ägypten wurden Boote aus Papyrusstengeln gebaut. Prädynastische Keramik zeigt vielleicht Papyrusboote. Basreliefs aus der 4. Dynastie zeigen Männer, die Papyrusstauden zum Bau von Schilfbooten schneiden. Auch Theophrast berichtet über Papyrusboote (Historia Plantarum 4.8.4). Am Tanasee in Äthiopien werden auch heute Boote aus Papyrus hergestellt.

Papyrusbast diente als Rohmaterial für Seile, Körbe, Segeln und Matten. Die Seilherstellung ist seit dem mittleren Reich archäologisch belegt.

Als Gartenpflanze ist Papyrus in Mitteleuropa nicht winterhart. Die Vermehrung erfolgt über Samen oder durch Wurzelteilung. Die Wurzeln dürfen nicht dauerhaft austrocknen.

Literatur

  • Karl Dziatzko: Byblos 4. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 1100–1104 (zur Nutzung im Altertum).
  • Naphtali Lewis: Papyrus in Classical Antiquity. Oxford 1974.
  • Gordon C. Tucker, Brian G. Marcks, J. Richard Carter: Cyperus papyrus. In: Flora of North America. Band 23. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-515207-7, S. 173 (englisch, online [abgerufen am 24. November 2008]).
Commons: Echter Papyrus (Cyperus papyrus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tropicos.
  2. 1 2 3 4 5 6 Cyperus papyrus. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 26. Oktober 2016.
  3. Neal A. Weber: A Biocoenose of Papyrus Heads (Cyperus papyrus). In: Ecology 23/1, 1942, S. 115–119.
  4. Hist. plant. 4.12.4, zitiert nach C. M. Chin, Papyrus beyond Writing: Early Christian Texts and Ancient Natural History. In: Karl Shuve (Hrsg.), Books and Readers in the Premodern World, Essays in Honor of Harry Gamble. Atlanta 2018, S. 18
  5. Theophrast, Hist. plant. 4.8.4, zitiert nach C. M. Chin: Papyrus beyond Writing: Early Christian Texts and Ancient Natural History. In: Karl Shuve (Hrsg.): Books and Readers in the premodern World, Essays in Honor of Harry Gamble. Atlanta 2018, S. 19.
  6. Jörg Sieger: Zur Technik des Schreibens. Abgerufen am 24. November 2008.
  7. T. Reynolds, Adhesive substances in Cyperus papyrus L.', Chemistry and Industry 29, 1967, S. 704 f.
  8. Andrew D. Dimarogonas: Pliny the Elder on the Making of Papyrus Paper. In: Classical Quarterly 45/2, 1995, S. 589.
  9. Rosemarie Drenkhahn: Papyrus. In: Wolfgang Helck, Wolfhart Westendorf (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band IV. Wiesbaden 1982, Sp. 667–670.
  10. W. Matt Malczycki, The Papyrus Industry in the Early Islamic Era. Journal of the Economic and Social History of the Orient 54/2, 2011, S. 185–202
  11. A. Wallert: The Reconstruction of Papyrus Manufacture: A Preliminary Investigation. In: Studies in Conservation 34/1, 1989, 1
  12. Robert B. Partridge, Transport in Ancient Egypt. London 1996, 16.
  13. Steve Vinson: Egyptian Boats and Ships. Shire Books, Oxford 2008, ISBN 978-0-7478-0222-8.
  14. Vera Krömer: Eine Kanufahrt in Äthiopien. In: Kanu-Magazin. Oktober 2004 (online [abgerufen am 24. November 2008]).
  15. Ksenija Borojević, Rebecca Mountain: The Ropes of Pharaohs: The Source of Cordage from „Rope Cave“ at Mersa/Wadi Gawasis revisited. In: Journal of the American Research Center in Egypt 47, 2011, S. 131–141.
  16. Theophrast: Historia plantarum 4.8.4
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