Peter Wok von Rosenberg (tschechisch Petr Vok z Rožmberka; * 1. Oktober 1539 in Krumau; † 6. November 1611 in Wittingau) war ein böhmischer Ständepolitiker. Mit ihm starb das Adelsgeschlecht der Rosenberger im Mannesstamm aus.
Leben
Peter Wok von Rosenberg war das jüngste Kind des Jost III. von Rosenberg aus dessen zweiter Ehe mit Anna von Roggendorf († 1562). Als er 14 Tage alt war, starb sein Vater. Deshalb wurde er zunächst von Peter V. von Rosenberg erzogen und später unter die Vormundschaft Albrecht von Guttensteins (z Gutnštejna) sowie Hieronymus Schlicks von Passaun und Ulrich Holickýs von Sternberg gestellt. 1547–1551 erhielt er Unterricht von dem Hauslehrer Gabriel Svěchin von Paumberk, dem 1552–1557 Jan Makovský von Makov (auch Jan Aquarius Soběslavský genannt) folgte. Anschließend führte er einen eigenen kleinen Hof. Als einziger Rosenberger wandte er sich dem Protestantismus zu.
Anfang der 1560er-Jahre gelang ihm die Aufnahme in den Dienst von Maximilian II. Am Kaiserhof lernte er Wilhelm I. von Oranien kennen, der ihn zu einer Reise durch das nordwestliche Europa inspirierte. Am 8. Dezember 1562 unternahm er in Begleitung weiterer Adeliger eine Kavalierstour, die ihn über Deutschland in die Niederlande und nach England führte (Frankfurt, Köln, Aachen, Antwerpen, Brüssel, Gent, Brügge, London, Utrecht und Amsterdam). Am 23. April 1563 kehrte er nach Krumau zurück.
1565 erhielt er von seinem älteren Bruder Wilhelm von Rosenberg die Herrschaften Winterberg, Želeč, Choustnik und Sobieslau als Lehen. 1569 erwarb er die Herrschaft Bechin. Dort residierte er auf der Burg, die er durch den italienischen Baumeister Baldassare Maggi zu einem Renaissance-Schloss umbauen ließ.
Mit 41 Jahren vermählte er sich am 14. Februar 1580 mit Katharina von Ludanitz (Kateřina z Ludanic), die als letzte ihres Geschlechts die mährische Herrschaft Helfstein in die Ehe brachte. Schon vorher trat er zu den Böhmischen Brüdern über, denen auch seine Frau schon vor der Hochzeit angehörte.
Nach dem Tod seines Bruders Wilhelm wurde Peter Wok 1592 Regent des Hauses Rosenberg. Neben seinen eigenen Besitzungen gehörten ihm nunmehr auch Krumau, Prachatitz, Netolice, Rosenberg, Wittingau, Gratzen, Helfenburg, Drslavice, Libějovice, Miličín, Haslach, Reichenstein und Silberberg. Bereits 1593 musste er wegen hoher Verschuldung Helfenburg und Miličín, 1596 Bechin, Želeč und Stráž nad Nežárkou, 1595 bis 1597 nach und nach die Herrschaft Choustník, 1599 das österreichische Haslach und die schlesischen Bergwerke Reichenstein und Silberberg verkaufen. 1601 veräußerte er die Herrschaft Krumau an Kaiser Rudolf II., außerdem Prachatice und Netolice.
Zu einer finanziellen Last wurden für Peter Wok auch die erneut aufflammenden Kämpfe gegen die Türken. 1594 wurde er zum Befehlshaber der böhmischen Stände ernannt. Er zog mit einer demotivierten, unterbezahlten und schlecht verpflegten Armee nach Komorn. Da sich die Türken wegen des nahenden Winters zurückgezogen hatten, konnte das böhmische Heer Komorn kampflos einnehmen.
Nach dem Verkauf der Herrschaft Krumau residierte er ab 1602 auf dem Wittingau. Dorthin wurde auch das umfangreiche Rosenberg-Archiv sowie die kostbare Bibliothek verlegt. Beide standen unter der Leitung des Archivars und Bibliothekars Václav Březan, der die Bestände ordnete und die Geschichte des Hauses Rosenberg erforschte.
Von 1606 bis 1609 veranstaltete Peter Wok in Wittingau einige Versammlungen der Ständeopposition in Böhmen und erwarb sich Verdienste bei der Herausgabe des Majestätsbriefs, mit dem den evangelischen Ständen die Religionsfreiheit zugesichert wurde. Am 23. Juni 1609 wurde er zum Ehrenvorsitzenden einer 30-köpfigen Direktorenregierung gewählt. Kurz vor seinem Tod finanzierte er die Abdankung des Passauer Heeres, das in Südböhmen eingefallen war und dort plünderte.
Wie sein Bruder Wilhelm förderte auch Peter Wok Wissenschaft und Literatur. Vor allem sammelte er naturwissenschaftliche Geräte und Kuriositäten und unterstützte naturkundliche Untersuchungen sowie die Herausgabe historischer und theologischer Werke. Beide Brüder unterstützten die Karlsuniversität und richteten auf ihren Dominien Mittelschulen ein. In Soběslav errichtete Peter Wok ein protestantisches Mustergymnasium. Wie sein Bruder interessierte er sich für Alchemie, wenn auch nicht in der Intensität wie sein Bruder.
Rosenbergsche Bibliothek
Die von beiden Brüdern angelegte Bibliothek umfasste kostbare Handschriften und Inkunabeln und war mit ihren rund 11.000 Bänden eine der größten Adelsbibliotheken des 16. Jahrhunderts. Sie wurde hauptsächlich von Vilém und Petr Vok z Rozmberk zusammengetragen. Vilém (Wilhelm) integrierte Bestände aus den zerstörten Klöstern in Borovany (Borowan) und Trebon (Wittingau). Parallel dazu wuchs in Bechyne (Bechin) die Bibliothek Petr Voks. Nach 1601 wurden beide Bibliotheken in Trebon vereint und in einem neu errichteten Gebäude untergebracht. Die Bestände wurden mit Exlibris von Aegidius Sadeler ausgestattet und durch Václav Březan katalogisiert. Viele Bücher trugen zudem das Supralibros von Petr Vok und seiner Gemahlin Katerina von Ludanic ( 1601). Nach dem Tode Petr Voks im Jahre 1611 umfasste die Bibliothek insgesamt etwa 11.000 Bände und ging als Erbe an die Herren von Švamberk (Schwamberg). Petr von Švamberk nahm 1618 bis 1620 am böhmischen Aufstand teil, weshalb sein Besitz später konfisziert und die Bibliothek 1647 in die Prager Burg gebracht wurde, um mit den Sammlungen Kaiser Rudolfs vereinigt zu werden. Im darauffolgenden Jahr wurden die wertvollen Sammlungen Beute der schwedischen Armee beim Prager Kunstraub.
Ihre inhaltliche Zusammensetzung zum Jahre 1610 kennt man dank dem von Václav Březan erstellten vierbändigen Katalog, der ebenfalls weggebracht wurde und der sich heutzutage in der Königlichen Bibliothek in Stockholm befindet. Die Bücher aus der Rosenbergischen Bibliothek sind in der Königlichen Bibliothek in Stockholm, aber auch in Strängnäs, Västerås und Åbo/Turku zu finden. Andere Teile kamen nach Uppsala und Lund.
Der Katalog von Václav Březan diente der Königlichen Bibliothek als Vorbild für die eigene Katalogisierung und befindet sich bis heute in Stockholm. Der Großteil der Rosenbergschen Bibliothek wurde 1697 beim Brand des königlichen Schlosses vernichtet. Werke aus Rosenbergscher Provenienz sind in Böhmen und Mähren nur in geringer Zahl erhalten geblieben.
Petr Wok von Rosenberg starb 1611 kinderlos. Mit ihm starb das Geschlecht der Rosenberger im Mannesstamm aus. Er wurde in der Familiengruft im Kloster Hohenfurth an der Seite seiner bereits 1601 verstorbenen Frau bestattet.
Zum Erben seiner Herrschaft Rosenberg bestimmte er seinen Neffen Johann Zrinski von Seryn, der ein Sohn von Peter Woks Schwester Eva und deren Mann Nikola Šubić Zrinski war. Da Johann Zrinski schon 1612 starb, gelangte Rosenberg zusammen mit den anderen Besitzungen Peter Woks entsprechend einem Erbvertrag aus dem Jahre 1484 an die Herren von Schwamberg.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Rosenberg, Peter Wok von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 27. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 10 f. (Digitalisat).
- Eduard Fiala: Die Münzungen der Herren Wilhelm und Peter Vok von Rosenberg. In: Georges Cumont, Alphonse de Witte (Hrsg.): Congrès international de numismatique (1891). Procès-verbaux et mémoires. J. Goemaere, Brüssel 1892, S. 374–382 (PDF; 31,87 MB).
- Jiří Maránek: Der Barbar. Peter Wok von Rosenberg. Artia, Prag 1957.
- Václav Březan: Životy posledních Rožmberků. 2 Bände. Svoboda, Prag 1985.
- Václav Březan: Život Petra Voka z Rosenberka. Hrsg.: Františec Mareš. Prag 1880 (archive.org).
- Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 25, 54, 576 f., 666 f.
- Annemarie Enneper: Rosenberg (Familienartikel). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 57 f. (Digitalisat).
- Anna Kubíková: Rožmberské kroniky. Krátky a summovní výtah od Václava Březana. Veduta, Budweis 2005, ISBN 80-86829-10-3.
- Lenka Veselá: Schwedische Bücherbeute aus Böhmen und Mähren (1646-1648). Ihre Erforschung und neue Präsentationsmöglichkeiten. In: Frühneuzeit-Info 30, 2019, S. 169–176 (Institut für die Erforschung der Frühen Neuzeit (IEFN) )
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jaroslav Pánek, Miloslav Polívka: Die böhmischen Adelsreisen und ihr Wandel vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Beihefte der Francia 60 (2005), S. 53–69.
- ↑ Anna Kubíková: Prodeji českokrumlovského panství císaři Rudolfovi II. a přestěhování rožmberského archivu do Třeboně. In: Archivum Trebonense. 10. 2002, ZDB-ID 751274-0, S. 3–13.
- 1 2 3 Petr Mašek: Schloßbibliotheken in Böhmen, Mähren und Schlesien In: Bernhard Fabian (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland
- ↑ Lenka Veselá: Schwedische Bücherbeute
- ↑ Stockholm: Kungliga biblioteket (MS U 378); zur Geschichte der Rosenbergischen Bibliothek
- ↑ Jenny Öhman (Uddevalla): Die Plünderung von Prag 1648: Eine schwedische Perspektive In: Frühneuzeit-Info