Philippe Édouard Léon Van Tieghem (* 19. April 1839 in Bailleul (Nord); † 28. April 1914 in Paris) war ein französischer Botaniker und Mykologe. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Tiegh.“
Leben
Van Tieghem studierte ab 1856 an der École normale supérieure und war dann im Labor von Louis Pasteur (einem seiner Lehrer an der ENS), wo er sich mit Pilzzucht befasste und Pilzwachstum unter dem Mikroskop beobachtete. 1864 wurde er an der Sorbonne in Naturwissenschaften promoviert (Recherches sur la fermentation de l'urée et de l'acide hippurique) und 1866 in Naturgeschichte. 1873 bis 1886 lehrte er an der École centrale des arts et manufactures und ab 1878 bis zu seinem Tod war er Professor am Muséum national d’histoire naturelle. Er unterrichtete auch am Institut agronomique de Paris.
1873 wurde er Mitglied der Académie des sciences. 1881 war er Präsident der französischen botanischen Gesellschaft. Seit 1908 war er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.
1876 beschrieb er vor Thomas C. Gilchrist (1896) die Blastomykose.
Sein Sohn Paul Van Tieghem aus der Ehe mit Hélène Sarchi (Tochter von Charles Sarchi) war Literaturwissenschaftler.
Ehrungen
Nach ihm benannt sind die Pflanzengattung Tieghemia Balle aus der Familie der Riemenblumengewächse (Loranthaceae), die Gattung Van-tieghemia Bobrov & Melikyan aus der Familie der Steineibengewächse (Podopcarpaceae), die Pilzgattung Tieghemella Berl. & De Toni und wahrscheinlich noch mehrere weitere Gattungen.
Schriften
- Traité de botanique, Paris: Savy 1884, Gallica
- Recherches comparatives sur l'origine des membres endogènes dans les plantes vasculaires, 1889
- Eléments de botanique, 2 Bände, 2. Auflage 1898
Er übersetzte auch 1874 das Lehrbuch der Botanik von Julius von Sachs (Traité de Botanique).
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Philippe-Edouard-Leon Van Tieghem. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 9. August 2015 (englisch).
- ↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
- ↑ Gallica (französisch)