Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb
Rechtsform AG
Gründung 1852
Auflösung 1966
Sitz Hörde
Branche Montanindustrie

Die Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb war ein vertikal integrierter deutscher Montankonzern.

Geschichte

Gründung und Konsolidierung

Die Phoenix wurde 1852 u. a. von Anton Wilhelm Hüffer und Télémaque Fortuné Michiels sowie französischen Kapitalgebern als Anonyme Gesellschaft (Aktiengesellschaft) mit Sitz in Eschweiler-Aue gegründet. Man hatte von vornherein das Ziel, alle Stufen des Eisengewerbes abzudecken vom Erz- und Kohlebergbau über die Verhüttung und Herstellung von Roheisen bis zur Weiterverarbeitung der Metalle.

Als Grundstock übernahm man 1853 das Unternehmen T. Michiels & Cie., mit Puddel- und Walzwerken in Eschweiler-Aue und einem jährlichen Ausstoß von rund 20.000 t Eisenwaren seinerzeit eine der bedeutendsten Anlagen im rheinischen Revier. In den Jahren von 1854 bis 1856 errichtete die Phoenix zusätzlich neue Hochöfen und Stahlwerke in Laar und Kupferdreh. 1855 wurde das französische Unternehmen Société des Mines et Fonderies du Rhin Ch. Détillieux & Co. in die Phoenix AG aufgenommen, Charles Détillieux wurde Generaldirektor, der Sitz des Unternehmens wurde von Eschweiler nach Köln verlegt. Durch den Zusammenschluss kamen u. a. ein Hochofenwerk in Bergeborbeck sowie weitere Gruben zu dem Unternehmen.

Zur Phoenix gehörten damit zahlreiche Erzgruben in Nassau (Lahn), an der Sieg sowie an Rhein und Mosel. Für die Kohleversorgung hatte man die Gruben Graf Beust und Carolus Magnus langfristig gepachtet.

Nach einer finanziell kritischen Phase ab ca. 1858 und der Sanierung des Unternehmens durch David Hansemann erfolgte eine positive Entwicklung, die bis 1872 anhielt. Vor allem das Werk in Laar profitierte von seiner günstigen Lage am Rhein und konnte seine Produktion auf etwa 35.000 t jährlich steigern. Man hatte sich dort auf Eisenbahnschienen spezialisiert, während das Stammwerk in Eschweiler vornehmlich Handels- und Formeisen produzierte sowie Räder und Radsätze für die Eisenbahn.

1873 erfolgte mit dem Ausbruch der Gründerkrise ein neuerlicher Einbruch. Der Eisenbahnbau war zum Stillstand gekommen, und die gesamte Stahlwirtschaft erlebte eine lang anhaltende Rezession bis ca. 1879. Danach ging es bei der Phoenix AG wirtschaftlich, aber auch technisch wieder aufwärts. Im Jahr 1880 gelang es dem Ingenieur Franz Freudenberg beim Phoenix-Werk in Laar erstmals, einteilige Rillenschienen zu walzen. 1881 kaufte die Phoenix wie viele andere Eisenwerke – das Thomas-Verfahren, 1884 wurde der erste Thomasstahl erblasen, der allerdings zunächst nicht die nötige Härte für die Herstellung von Schienen erreichte. Abhilfe schuf das von Phoenix entwickelte und patentierte Kohlungsverfahren, nach dem das fast vollständig entkohlte Eisen nach dem Abgießen durch Zusatz von Kokspulver auf jede beliebige Härte gebracht werden kann.

Es folgten weitere Übernahmen, unter anderem der Meidericher Steinkohlenbergwerks-AG (1896), der Westfälischen Union (1898) und der Zeche Nordstern (1907). Zwischen 1873 und 1903 war August Servaes Vorstandsvorsitzender. 1906 fusionierte Phoenix mit dem Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein, 1907 wurde Bergassessor Christian Dütting Leiter der Phoenix, und 1908 wurde der Hauptsitz der Gesellschaft nach Dortmund-Hörde verlegt. 1910 schließlich wurden die Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, ein Unternehmen der Familie Poensgen, Teil der Phoenix, 1911 wurde der Düsseldorfer Stahlmagnat Ernst Poensgen Vorstandsmitglied. 1921/1922 verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Düsseldorf. Von 1923 bis 1926 wurde auf dem ehemaligen Eiskellerberg das neue Verwaltungsgebäude errichtet. 1926 beteiligte sich Phoenix an der Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG, die 1928/1929 in den Neuen Stahlhof umzog. Die Vermögenswerte wurden auf die Vereinigte Stahlwerke AG übertragen, im Gegenzug erhielt Phoenix eine Aktienbeteiligung. Phoenix blieb eine reine Mantelgesellschaft, bis sie 1933 zusammen mit anderen Gesellschaften komplett mit der Vereinigte Stahlwerke AG verschmolzen wurde.

Niedergang und Auflösung

1955 wurden die Hüttenwerke Phoenix AG in Duisburg-Ruhrort und die Rheinischen Röhrenwerke AG in Mülheim an der Ruhr, jeweils Nachfolgeunternehmen der Vereinigte Stahlwerke AG, zur neu gegründeten Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke zusammengeschlossen. Architekt dieser Fusion war Fritz-Aurel Goergen (1909–1986), seit 1947 Leiter des Hüttenwerkes Phoenix. Er wurde der Generaldirektor des neuen Unternehmens, Hauptaktionärin war Amélie Thyssen.

Schon Mitte 1957 verlor Goergen den Machtkampf mit Hans-Günther Sohl von der August Thyssen-Hütte (Hauptaktionärin Anita Zichy-Thyssen) und wurde mit 2,64 Mio. DM Abfindung entlassen.

Nachdem die August Thyssen-Hütte AG trotz Widerstands der Montanunion die Aktienmehrheit erlangt hatte, wurde die Phoenix Rheinrohr 1966 zu Thyssen Röhrenwerke AG umfirmiert und 1970 in die Mannesmannröhren-Werke AG eingebracht.

In Dortmund gehört der Name Phoenix bis heute zum Stadtbild. Die Werksanlagen des ehemaligen Hörder Bergwerks- und Hütten-Vereins, Phoenix-West und Phoenix-Ost, wurden zum größten Teil abgerissen, die Areale werden aktuell saniert. Auf Phoenix-Ost entstand der Phoenix-See.

Personen

Generaldirektoren

Vorsitzende des Administrationsrates

Literatur

Siehe auch die unter den Stichworten Laar und Kupferdreh angegebene Literatur.

  • Alexander Donges: Die Vereinigte Stahlwerke AG im Nationalsozialismus. Konzernpolitik zwischen Marktwirtschaft und Staatswirtschaft. Reihe: Familie – Unternehmen – Öffentlichkeit: Thyssen im 20. Jahrhundert, Bd. 1. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3506766281.
  • Geschichtliche Entwicklung und gegenwärtiger Stand des Phoenix, Aktien-Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb in Hoerde. Denkschrift zum 60jährigen Bestehen des Unternehmens im Jahre 1912. = „Phoenix“ Actien-Gesellschaft für Bergbau- und Hüttenbetrieb, 1852–1912. Ruhfus, Dortmund 1912.
  • Lutz Hatzfeld: Anton Wilhelm Hüffer (1786–1868). Ein Vater der Stadt Montan. In: Duisburger Forschungen. Bd. 8, 1965, ISSN 0419-8026, S. 24–33.
  • Lutz Hatzfeld: Wilhelm Beukenberg. In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 10, 1974, ZDB-ID 517699-2, S. 196–216.
  • Babette Nieder: Der französische Einfluß beim Aufbau der Montanindustrie im Ruhrgebiet. (1852–1873). Konstanz 1988 (Konstanz, Univ., Magisterarb., 1988).
  • Ulrich Zumdick: Hüttenarbeiter im Ruhrgebiet. Die Belegschaft der Phoenix-Hütte Laar 1853–1914 (= Industrielle Welt 49). Klett-Cotta, Stuttgart 1990, ISBN 3-608-91572-9.
Commons: Industrieruine des Hoesch Phönix in Dortmund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Philipp Fischer: Die Rillenschiene, ihre Entstehung und Entwicklung. In: Stahl und Eisen, ISSN 0340-479X, 29. Jahrgang 1909, S. 1217–1221, S. 1262–1267.
  2. Alexander Donges: Die Vereinigte Stahlwerke AG im Nationalsozialismus. Konzernpolitik zwischen Marktwirtschaft und Staatswirtschaft. (= Familie, Unternehmen, Öffentlichkeit. Thyssen im 20. Jahrhundert, Band 1.) Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-76628-1, S. 42–48.
  3. „Prinz Aurel“ unter Panzerrädern. In: Die Zeit, Nr. 19/1964
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