Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM-Ärzte) beschäftigen sich mit sämtlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats, z. B. Wirbelsäulen-, Muskel-, Sehnen-, Knochen- und Gelenkerkrankungen. Anders als bei Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie steht dabei die nicht-operative Behandlung im Vordergrund. Aufgrund von Zusatzkenntnissen aus anderen Bereichen der Medizin ist der Behandlungsansatz ganzheitlich ausgerichtet. Im Fokus stehen die Verbesserung, der Erhalt und die Wiederherstellung von Funktion, Bewegung und Aktivität sowie die Behandlung von Schmerzen.
Die Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM) umfasst nach der Definition aus der deutschen Weiterbildungsordnung für Fachärzte „die sekundäre Prävention, die Erkennung, die fachbezogene Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation bei Krankheiten, Schädigungen und deren Folgen mit den Methoden der physikalischen Therapie, der manuellen Therapie, der Naturheilverfahren und der Balneo- und Klimatherapie sowie die Gestaltung des Rehabilitationsplanes“.
PRM-Ärzte erlangen während der Weiterbildung neben der Diagnostik und nicht-operativen Therapie von Erkrankungen des Bewegungsapparats zusätzlich Kenntnisse auf den Gebieten der Neurologie und der Inneren Medizin. Um operative Therapiemöglichkeiten kennenzulernen, beinhaltet die Weiterbildung auch chirurgische Kenntnisse und Fertigkeiten. Die Weiterbildungszeit beträgt daher insgesamt fünf Jahre und umfasst neben drei Jahren im Fachgebiet PRM zusätzlich ein Jahr in Innerer Medizin oder Neurologie und ein Jahr in der Chirurgie.
Viele PRM-Ärzte spezialisieren sich auf die Behandlung von Sportlern. Als Spezialisten für den Bewegungsapparat sind PRM-Ärzte dazu in der Lage, muskuläre Dysbalancen und Funktionsstörungen aufzuspüren. Diagnostisch nutzen PRM-Ärzte hierzu die Fertigkeiten der Manuellen Medizin. Durch die Aufklärung über gestörte Bewegungs- und Haltungsmuster und durch die Anpassung von Trainingsplänen kann das Ziel, die sportliche Leistungsfähigkeit zu optimieren oder zu erhalten, oft bereits erreicht werden. Therapeutisch kann der PRM-Arzt manuelle Techniken oder andere Verfahren wie z. B. (Gelenk-)Infiltrationen, Akupunktur und medikamentöse Therapien anwenden. Zusätzlich können medizinische Trainingstherapie (MTT) und andere gezielte physikalisch-medizinische Maßnahmen verordnet werden. Auch nach Sportverletzungen können PRM-Ärzte den Rehabilitationsprozess begleiten und arbeiten dabei oft interdisziplinär mit den Fachärzten für Unfallchirurgie und Orthopädie zusammen.
Analog hierzu liegen weitere PRM-Schwerpunkte auf der Behandlung von Osteoporose, chronischen Schmerzen am Bewegungsapparat, chronischen neurologischen Erkrankungen, der Frührehabilitation und der orthopädischer Rehabilitation.
PRM-Ärzte arbeiten als niedergelassene Ärzte in Praxen oder als angestellte Ärzte in Krankenhäusern und in Rehabilitationskliniken.
In Österreich lautet die Berufsbezeichnung „Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation“. Die Ausbildung umfasst 4 Jahre im eigentlichen Fachbereich (Hauptfach) und 2 Jahre in den folgenden Nebenfächern: 1 Jahr Innere Medizin, 6 Monate Neurologie, 3 Monate Orthopädie und 3 Monate Unfallchirurgie. Für alle Ärzte, die nach 1997 die Ausbildung begonnen haben, ist die Anerkennung als Facharzt an eine erfolgreich absolvierte Facharztprüfung gebunden.
Quellen
Weblinks
- Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation
- Berufsverband der Rehabilitationsärzte Deutschlands
- Berufsverband der Österreichischen Fachärzte für Physikalische Medizin und Rehabilitation
- European Board of PRM
- Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation
- International Society of Physical and Rehabilitation Medicine | ISPRM
- Geschichte der Physikalischen Medizin