Pierre Eyquem, segneur de Montaigne [pjɛːʀ ekɛm də mõ'tɛɲ] auf okzitanisch Pèir Eiquèm (* 29. September 1495 auf Château de Montaigne; † 18. Juni 1568 in Bordeaux) war ein katholischer Franzose und Prévôt de Bordeaux, Bürgermeister von Bordeaux, maire de Bordeaux und Vater von Michel de Montaigne.

Leben und Wirken

Pierre Eyquem wurde als Sohn des Grimon Eyquem (1450–1519) auf dem Schloss Montaigne geboren. Sein Vater setzte die Handelstradition seiner Vorfahren in der 23-25 rue de la Rousselle in Bordeaux fort. Pierre Eyquem lebte und arbeitete hier – weiterhin mit dem Handel von Wein und Färberpflanzen – von 1519 bis zu seinem Tod im Jahre 1568.

In der Zeit von 1485 bis 1503 nahm Grimon Eyquem ein Ehrenamt als Stadtrat, Jurade de Bordeaux ein. Er war mit Jeanne du Fourn (ca. 1470–1519) seit dem Jahr 1490 verheiratet.

Sein Großvater war Ramon Felipe Eyquem (1402–1478), ein durch Handel mit Fisch–, Weinhandel und pastel des teinturiers reich gewordener Kaufmann aus Bordeaux. Seine Großmutter war Isabeau de Farraygues (1428–1508). Die Großeltern waren seit dem Jahr 1444 miteinander verheiratet und hatten zwei Söhne, eben den Vater von Pierre Eyquem de Montaigne, Grimon Eyquem und den Bruder Perrin sowie zwei Töchter Pélegrina und Audeta.

Schon der Großvater Ramon Felipe Eyquem hatte das Château de Montaigne als Lehen der Erzbischöfe von Bordeaux, genauer von Arthur de Montauban († 1479) am 10. Oktober 1477 vom Vorbesitzer Guilhem Duboys, seigneur de Juillac erworben. Der Kaufpreis soll 900 Goldfranken, Franc à pied betragen haben.

Pierre Eyquem war mit Antoinette de Louppes de Villeneuve (1514–1603) seit dem 15. Januar 1529 verheiratet, sie entstammte als Nachfahrin wahrscheinlich einer Familie von Marranen, also unter Zwang (Alhambra-Edikt) zum Christentum konvertierte portugiesische oder spanische Juden, was aber nicht zweifelsfrei belegt ist. Auch die Familienmitglieder der de Louppes de Villeneuve kamen ähnlich wie die der Eyquem zu lokalem Reichtum und Wohlstand. So brachte Antoinette de Louppes de Villeneuve 4000 Livres als Mitgift mit in die Ehe.

Das Paar hatte folgende Kinder:

  • Michel Eyquem de Montaigne (1533–1592)
  • Jeanne Eyquem de Montaigne (* 1536)
  • Thomas Eyquem de Montaigne (1537–1597)
  • Léonor Eyquem de Montaigne (* 1552)
  • Marie Eyquem de Montaigne (* 1554)
  • Bertrand Charles Eyquem de Montaigne (1560–1620).

Für seine Kinder ersann er unkonventionelle Erziehungsmethoden. Besonders sein ältester Sohn Michel de Montaigne wurde damit bedacht. So überlassen die Eltern ihre Kinder, wie bei wohlhabenden Familien üblich, einer Amme, aber anders als gewohnt gab man ihn gänzlich außer Haus, zur Abhärtung wurde er einfachen Landleuten in einem nahe gelegenen Weiler, hameau in Richtung Montpeyroux namens Papessus gegeben. So waren seine ersten gesprochenen Worte das Gaskognische, eine Unterart des Okzitanischen.

Später dann im Château de Montaigne wurde Michel de Montaigne zuerst von einem Précepteur, dem deutschen Arzt Horstanus, unterrichtet, der mit ihm ausschließlich auf Latein sprach. Pierre Eyquem hielt aber auch die Hausangestellten dazu an, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, ausschließlich Lateinisch mit den Kindern zu sprechen. Erst mit etwa sechs Jahren, von 1539 bis 1546 besuchte Michel de Montaigne in Bordeaux das Collège de Guyenne. Michel de Montaigne hatte, wie aus Schilderungen in seinen Essais zu entnehmen ist, zu seinem Vater eine innige Bindung.

Sein Vater wurde von Michel de Montaigne in den Essais als ein vom Wuchs eher kleiner, aber drahtig-muskulöser Mensch beschrieben, der ein gewisses Maß an Bildung besaß, Bücher las und auf ausdrücklichem Wunsch von Pierre Eyquem um das Jahr 1565 herum, den lateinischen Text des katalanischen Philosophen und Theologen Raimundus Sabundus Liber creaturarum sive de homine (1436) (deutsch Das Buch der Geschöpfe) ins Französische übersetzte.

Pierre Eyquem war etwa seit dem Jahr 1518 beim Militär. Damit konnte er letztlich die Anerkennung erlangen, die ihn in den Amtsadelstand, noblesse de robe erhob. Er nahm am Ersten Krieg, Guerre de la Ligue de Cambrai Karl V. gegen den französischen König Franz I. in der Zeit von 1521 bis 1525 und an dessen Italienfeldzug teil. Dort kam Pierre Eyquem auch mit den Ideen der Renaissance und des Humanismus in Berührung. Michel de Montaigne schildert in seinen Essais seinen Vater als ein körperlich bis ins Alter hinein vitalen und beweglichen Menschen.

Pierre Eyquem bekleidete mehrfach hohe Ämter in der Stadt Bordeaux. Zunächst war er ein Beigeordneter des Bürgermeisters, jurat um dann im Jahre 1530 zum Profos, prévôt des dortigen Ordnungswesens eingesetzt zu werden. Ab dem Jahr 1537 wurde er zum stellvertretenden Bürgermeister und ab dem Jahre 1554 zum Bürgermeister von Bordeaux bestimmt.

Erst Pierre Eyquem gelang es im Jahr 1554 als Bürgermeister von Bordeaux mit einer diplomatischen Aktion in Paris bei Heinrich II. und durch die Unterstützung von circa zwanzig großen Fässern, tonneau Bordeauxweins wichtige verlorene Stadtrechte zurückzugewinnen. Die Stadtrechte, so etwa die Berechtigung zur eigenen Gerichtsbarkeit, waren Bordeaux wegen der Revolte am 17. bis zum 22. August 1548 gegen die Salzsteuer, gabelle entzogen worden.

Ähnlich seinem Sohn litt Pierre Eyquem wahrscheinlich an einem Nierensteinleiden und starb möglicherweise an einer Urosepsis.

Literatur

  • Histoire des maires de Bordeaux. Les Dossiers d’Aquitaine, 2008, ISBN 2-84622-171-5, S. 144

Einzelnachweise

  1. Daten des Vaters, aus geneatnet.org (Memento des Originals vom 23. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Familien- und Handelsitz der Familie Eyquem de Montaigne in Bordeaux in der 23-25 rue de la Rousselle
  3. Uwe Schultz: Michel de Montaigne. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-50442-1, S. 22, 142.
  4. Genealogische Daten der Großeltern, aus geneatnet.org
  5. im Amt als Erzbischof von Bordeaux von 1467 bis 1478
  6. Arthur de Montauban (1467–1478)
  7. Renaud Camus: Demeures de l’esprit II La France du Sud-Ouest. Fayard, Paris 2008, ISBN 2-213-64554-X, Kapitel 3
  8. siehe auch Joseph d’Eymard
  9. Mathurin Dreano: La Pensee Religieuse De Montaigne. Éditions Beauchesne, Paris 2000, S. 23
  10. Heinrich Graetz: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1890, Band 8, S. 472–482.
  11. So wird ein Moses und Meir Paçagon aus Villanueva de Sigena in Aragon den mütterlichen Vorfahren zugesprochen. Er ließ sich taufen oder wurde zwangsgetauft und nahm den Namen „Lopez de Villanueva“ an. Aus dem aragonesischen Namen wurde dann die französische Form „Louppes de Villeneuve“.
  12. Richard Friedenthal: Entdecker des Ich. Montaigne, Pascal, Diderot. P. Piper, München 1969, S. 24
  13. Collectif: Montaigne. Éditions Slatkine, Paris / Genéve 2002, S. 39 in books.google
  14. Yves Louagie: Montaigne de lettres et de pierres. S. 16, online (PDF; 10,28 MB)
  15. Biographische Daten des Pierre Eyquem de Montaigne
  16. 1 Tonneau = 912 Litern
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