Pierre Vilar (* 3. Mai 1906 in Frontignan; † 7. August 2003 in Saint-Palais (Pyrénées-Atlantiques)) war ein französischer Neuzeithistoriker, der sich besonders mit der Geschichte Spaniens und speziell Kataloniens befasste. Er galt in Frankreich als führender Gelehrter der Geschichte Spaniens in der Neuzeit und der von Katalonien.

Vilar wurde an der Sorbonne promoviert und lehrte dort ab 1965 als Professor und an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS). Er war ein Schüler von Ernest Labrousse und ursprünglich Geograph. Als solcher war er Schüler von Albert Demangeon und Max Sorre (Maximilien Sorre, 1880–1962). 1927 reiste er nach Katalonien, um eine Monographie über die katalanischen Pyrenäen zu schreiben. Das nächste Mal war er 1930 in Spanien mit einem Stipendium der Casa de Velázquez und begleitete dort den Historiker Maurice Legendre (1878–1955), der zwar politisch völlig anders ausgerichtet war, durch den er aber Zugang zu spanischen Intellektuellenkreisen gewann. 1934 bis 1957 lehrte er an der französischen Schule in Barcelona, mit Ausnahme der Zeit des spanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs. 1962 wurde er mit einer Dissertation über Katalonien und das moderne Spanien promoviert. Schon 1947 erschien seine kurze Geschichte Spaniens, die unter Franco in Spanien verboten war, aber viel gelesen wurde und ein Bestseller war. Zuletzt wohnte er im französischen Baskenland.

Er befasste sich mit der Geschichte Spaniens, einschließlich Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Vilar war ein Vertreter marxistischer Geschichtswissenschaft und stand der Annales-Schule nahe.

Er war Ehrendoktor der Universitäten Barcelona (1979) und Valencia (1991), Träger des Gran Cruz de la Orden Civil de Alfonso X el Sabio und der Medalla de Oro de la Generalidad de Cataluña. Er war seiner okzitanischen Heimat verbunden und schuf eine okzitanisch-spanische Freundschaftsgesellschaft.

Er war seit 1958 Mitglied der Real Academia de Buenas Letras de Barcelona und Mitglied des Instituto de Estudios Catalanes.

Schriften

  • Histoire de l’Espagne, 22. Auflage 2009 (zuerst 1947)
    • Deutsche Ausgabe: Spanien: das Land und seine Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Wagenbach 1998
  • Le déclin catalan du bas Moyen Âge. Hypothèses sur sa chronologie, 1959
  • Cataluña en la España moderna, 1962
    • Französische Ausgabe: La Catalogne dans l’Espagne moderne. Recherches sur les fondements économiques des structures nationales 1962
  • Crecimiento y desarrollo 1965
  • L’Or et la Monnaie dans l’histoire (1450–1920), 1969
    • Deutsche Ausgabe: Gold und Geld in der Geschichte. Vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart, Beck, München 1984
  • Assaigs sobre la Catalunya del segle XVIII, 1975
  • Historia marxista, historia en construcción, 1975
  • Introducción al vocabulario del análisis histórico, 1980
  • La guerre d’Espagne, 1986
    • Deutsche Ausgabe: Der spanische Bürgerkrieg 1936–1939, Wagenbach, 5. Auflage 2012
  • als Herausgeber: Història de Catalunya, 8 Bände, 1987 bis 1990
  • Pensar històricament. Reflexions i records, 1995 (Autobiographie in Katalanisch)
  • mit Joseba Intxausti: Historia, nación y nacionalismo: cuestión nacional y movimiento obrero, 1998
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