Der Primus Pilus (lateinisch primus „der erste“, und pilus „aus dem Manipel der Triarier“) war der höchstrangige Centurio einer römischen Legion, der die 1. Centurie und die 1. Kohorte führte. Es war auch eine herausragende Ehrung, die mit erheblichen materiellen Privilegien verbunden war und in der Regel nur für das letzte Dienstjahr vergeben wurde.

Funktion

Wie die dienstältesten Führer der anderen neun Kohorten war der Primus Pilus ein Pilus Prior und hatte damit die Befehlsgewalt über die erste Centurie und Kohorte. Als ranghöchster Centurio war er zudem Sprecher der Centurionen und nahm an den Beratungen des Stabes des Legaten teil. Er war verantwortlich für den Schutz des Legionsadlers. In der Regel wurden nur verdiente Männer in der Stellung eines Pilus aus dem Kreis der Triarier oder seltener aus dem Kreis der Principes zum Primus Pilus befördert. Sie erhielten den zehn- bis dreißigfachen Sold eines einfachen Legionärs. Ein Primus Pilus, der eine zweite Amtszeit erreichte, erhielt den Titel Primus Pilus bis, alle, die die Funktion ausgeübt hatten, wurden unter dem Titel Primipilaris geführt.

Diese außerordentlich prestigeträchtige Stellung, die zudem ein Mindestalter von 50 Jahren voraussetzte, konnte ein Centurio – wenn überhaupt – meistens erst im letzten Jahr vor der Dienstentlassung erreichen. Durch eine Entlassungsprämie von ungefähr einer halben Million Sesterzen hatte ein Primus Pilus im Anschluss daran gute Chancen, in den Ritterstand aufzusteigen und in der (Provinz-)Verwaltung wichtige Positionen einzunehmen. Nach dem 1. Jahrhundert gibt es Beispiele für den Aufstieg eines Primus Pilus zum Lagerpräfekten oder Tribunen. Der Sohn eines Primus Pilus hatte ebenfalls gute Chancen, in der Legion als ranghoher Centurio oder in der Verwaltung Karriere zu machen. In der Hierarchie einer Legion nahm der Primus Pilus die vierthöchste Stellung ein.

Literatur

  • Brian Dobson: The Significance of the Centurion and ‚Primipilaris‘ in the Roman Army. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 1 (1974). S. 392–434.
  • Brian Dobson: Die Primipilares. Entwicklung und Bedeutung, Laufbahnen und Persönlichkeiten eines römischen Offiziersranges. Rheinland-Verlag, Köln 1978, ISBN 3-7927-0251-7
  • Alfred von Domaszewski: Die Rangordnung des römischen Heeres. 3. Auflage (Nachdruck der 2. Auflage 1967). Einführung, Berichtigungen und Nachträge von Brian Dobson. Böhlau, Bonn 1981, ISBN 3-412-05280-9.
  • Yann Le Bohec: Die römische Armee. Von Augustus zu Konstantin dem Großen. Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06300-5 (Auszüge bei googlebooks).
  • Gabriele Wesch-Klein: Soziale Aspekte des römischen Heerwesens in der Kaiserzeit. Steiner, Stuttgart 1998. ISBN 3-515-07300-0 (= Habil. Heidelberg 1995).

Anmerkungen

  1. Yann Le Bohec: Die römische Armee. Von Augustus zu Konstantin dem Großen. Stuttgart 1993, S. 242.
  2. 1 2 Nigel Rodgers: Die römische Armee. Die Legionen der antiken Weltmacht und ihre Feldzüge. Wien 2008, S. 22.
  3. Yann Le Bohec: Die römische Armee. Von Augustus zu Konstantin dem Großen. Stuttgart 1993, S. 32 und 47 f.
  4. Yann Le Bohec: Die römische Armee. Von Augustus zu Konstantin dem Großen. Stuttgart 1993, S. 46.
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