Die Provinz Laibach (italienisch: Provincia di Lubiana, slowenisch: Ljubljanska pokrajina) bestand während des Zweiten Weltkriegs als italienische Provinz auf dem Gebiet des besetzten Jugoslawiens von 1941 bis 1945, ab 1943 unter deutscher Kontrolle.
Die Provinz Laibach umfasste einen Teil Sloweniens, und zwar Innerkrain (innerhalb der jugoslawischen Vorkriegsgrenzen), den Großteil Unterkrains sowie Laibach mit Umgebung (bis zum Fluss Save).
Das im April 1941 von der italienischen Armee besetzte Gebiet wurde am 3. Mai 1941 dem Königreich Italien angeschlossen, was in den meisten Zeitungen der führenden slowenischen Parteien (Slowenische Volkspartei, Liberale Partei), insbesondere in Slovenec („der Slowene“) und Jutro („der Morgen“), offiziell begrüßt wurde.
Am 17. Mai 1941 berief Benito Mussolini ein Beratungsgremium aus Vertretern der slowenischen Wirtschaft und Politik ein. Das Gremium hatte aber kein tatsächliches Mitspracherecht gegenüber der italienischen Verwaltung.
Anders als die Deutschen ließen die Italiener in gewissem Umfang slowenisches Kulturleben und auch Verwaltungsstrukturen zu, so die Universität, die Slowenische Akademie der Wissenschaften und Künste, Schulen, Theater und Gerichte. Die Slowenen wurden nicht in die italienische Armee eingezogen.
Aus diesem Grund suchten zwischen April und Juni 1941 mehrere zehntausend Slowenen aus den deutsch kontrollierten Gebieten (CdZ-Gebiet Kärnten und Krain sowie CdZ-Gebiet Untersteiermark), wo die Slowenen auch zum Dienst in der Wehrmacht gezwungen wurden, Zuflucht in der italienischen Provinz Laibach.
Die Verwaltung war zweisprachig, in den Schulen war Italienisch Pflichtfach, doch der slowenischsprachige Unterricht wurde ansonsten beibehalten. Die Faschisten bauten außerdem Organisationsstrukturen in der Provinz auf, um ihren Einfluss auf die Bevölkerung zu festigen.
Anders als andere italienische Provinzen wurde die Provinz Laibach durch einen von der Regierung in Rom ernannten Hochkommissar (Alto Commissario provinciale) regiert, der mehr Vollmachten als die Präfekten (prefetti) der übrigen Provinzen hatte. Erster Hochkommissar war Emilio Grazioli.
Im Mai 1941 wurden folgende fünf Distrikte (distretti) geschaffen:
- Lubiana (Laibach) – Provinzhauptstadt, im Nordwesten der Provinz, 91.600 Einwohner
- Longatico – im Westen der Provinz, 24.700 Einwohner
- Cocevie (Gottschee) – im Süden der Provinz, umfasste überwiegend deutschsprachige Bewohner (Gottscheer), die 1941 größtenteils ausgesiedelt wurden, so dass es nur noch sehr wenige Bewohner gab
- Cernomeli – im Südosten der Provinz, 29.800 Einwohner
- Novo mesto – im Nordosten der Provinz, 81.400 Einwohner
Die Distrikte wurden von Distriktkommissaren (Commissari distrettuali) geleitet, meist einheimischen Slowenen, entsprechend den Unterpräfekten (sottoprefetti) in anderen Provinzen.
Die Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht wurde von der slowenischen Bevölkerung großenteils abgelehnt. Dies zeigte sich in der starken Unterstützung für die Partisanen der „Befreiungsfront“ (Osvobodilna fronta). Dem Aufstieg der Partisanenbewegung folgte eine Zunahme der Repression durch die italienische Besatzungsmacht.
Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 wurde die Provinz durch die deutsche Wehrmacht besetzt. Die Deutschen übernahmen die Verwaltungsstruktur und ließen – anders als in Nordslowenien – auch die slowenische Sprache weiterhin zu. Die Provinz blieb formell bei Italien, stand aber als Teil der Operationszone Adriatisches Küstenland de facto vollständig unter deutscher Kontrolle. Der deutsche Reichsverteidigungskommissar der Operationszone Adriatisches Küstenland Friedrich Rainer betraute den ehemaligen jugoslawischen General und von den Italienern als Laibacher Bürgermeister eingesetzten Leon Rupnik mit der Zivilverwaltung der Provinz Laibach, doch der Leiter des Polizeistabs, SS-General Erwin Rösener, und Hermann Doujak, Friedrich Rainers politischer Berater für die Provinz Laibach, übten die eigentliche Herrschaft aus.
Nach dem Sieg der Partisanen wurde die Provinz Laibach am 9. Mai 1945 endgültig aufgelöst.
Literatur
- Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. Die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“ (= Militärgeschichtliche Studien, Band 38). R. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-56650-4.
- Amedeo Osti Guerrazzi: „Schonungsloses Handeln gegen den bösartigen Feind“. Italienische Kriegsführung und Besatzungspraxis in Slowenien 1941/42. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 62, Nr. 4, 2014, S. 537–567. (PDF)
- Klaus Schmieder: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944. Hamburg u. a. 2002.