Sivas
Nummer der Provinz: 58
Landkreise
Basisdaten
Koordinaten: 39° 31′ N, 37° 18′ O
Provinzhauptstadt: Sivas
Region: Zentralanatolien
Fläche: 28.164 km²
Einwohnerzahl: 635.889 (2020)
Bevölkerungsdichte: 22,6 Einwohner/km²
Politisches
Gouverneur: Salih Ayhan
Sitze im Parlament: 5
Strukturelles
Telefonvorwahl: 0346
Kennzeichen: 58
Website
www.sivas.gov.tr (Türkisch)

Sivas ist eine Provinz in der Türkei und liegt etwa im Scheitelpunkt zwischen Schwarzmeerregion, Ostanatolien und Zentralanatolien, zum größten Teil liegt sie aber in Zentralanatolien und wird daher auch dieser Region zugerechnet. Die Provinzhauptstadt heißt ebenfalls Sivas.

Geografie

Anteil an der Region

Statistisch gesehen gehört die Provinz Sivas zusammen mit sieben anderen Provinzen zur Region Zentralanatolien (TR7, Orta Anadolu). Hier ist sie die flächenmäßig größte Provinz (31,09 % der Regionsfläche). Bevölkerungsmäßig liegt Sivas hinter der Provinz Kayseri auf Platz 2 (15,55 %). Im Ranking der Bevölkerungsdichte bildet sie das Schlusslicht (der Provinzwert beträgt hier 45,1 Einw. je km² Fläche).

Nachbarprovinzen

Tokat (75 km) Ordu (150 km) Giresun (170 km)
Yozgat (190 km) Erzincan (120 km)
Kayseri (175 km) Kahramanmaraş (240 km) Malatya (190 km)

* Entfernungen sind gerundete Luftlinienkilometer bis zum Zentrum der Nachbarprovinz.

Verwaltungsgliederung

Die Provinz gliedert sich in 17 Kreise:

Kreis-
code1
Landkreis
(İlçe)
Fläche2
(km²)
Bevölkerung (2020)3Anzahl der EinheitenBevölke-
rungs-
dichte
(Ew./km²)
städt.
Anteil
(in %)
Sex
Ratio4
Grün-
dungs-
datum5,6
Landkreis
(İlçe)
Verwal-
tungssitz
(Merkez)
Gemein-
den
(Belediye)
Stadt-
viertel
(Mah.)
Dörfer
(Köy)
1870Akıncılar 4325.0672.598182911,751,279171990
1875Altınyayla 6548.9894.5132121013,771,809741990
1282Divriği 2.63216.19510.6231281056,265,59946
1913Doğanşar 3702.7801.28916267,546,3710051990
1342Gemerek 1.13122.34210.5873193419,867,559951953
1927Gölova 2863.4781.226142912,235,259541990
1373Gürün 2.63218.70011.134119607,159,54983
1376Hafik 1.7659.3593.17516745,333,92936
1407İmranlı 1.2927.4122.896191005,739,079221948
1431Kangal 3.34220.7609.279181126,244,70950
1484Koyulhisar 89112.6374.250174414,233,631022
1628Merkez Sivas 3.488382.520355.570269153109,793,501011
1650Şarkışla 93925.39223.8341137127,060,721017
1646Suşehri 2.07338.31415.4183189518,570,801023
1991Ulaş 1.0928.4433.15114387,737,329421990
1731Yıldızeli 2.52931.7486.83021411812,626,52973
1738Zara 2.61621.75311.558191358,353,13972
PROVINZ 58 Sivas 28.164635.889 24253123322,677,27998
1 
Interner Kreiscode des Innenministeriums
2 
Fläche 2014
3 
Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020
4 
Geschlechterverhältnis: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)
5 
PDF des Innenministeriums
6 
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.

Bevölkerung

Während in der gesamten Provinz Sivas 635.889 Menschen (Stand 2020) leben, beherbergt die Stadt Sivas 355.570 Einwohner. Die Fläche beträgt 28.164 km² (vgl. Belgien 30.518 km²) und damit ist sie nach Konya die zweitgrößte Provinz der Türkei. In Sivas leben größtenteils Türken und weiterhin, im Osten der Provinz, auch in geringer Zahl Zazas und Kurden. Außerdem war Sivas für die Aleviten ein wichtiges Zentrum. Hier fand 1993 der Brandanschlag von Sivas ab.

Bis zum Ersten Weltkrieg hatte Sivas einen großen Anteil an Armeniern und Pontosgriechen und zählte daher zu den Sechs armenischen Vilâyets (Vilâyat-ı Sitte).

Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 627.195 Einwohner, das sind fast 130.000 Einwohner weniger als zum Zensus 2000.

Jahr Bevölkerung am Jahresende Wachstums-
rate der Be-
völkerung
(in %)
Geschlechter
verhältnis
(Frauen auf
1000 Männer)
Rang
(unter den 81 Provinzen)
gesamt männlich weiblich
2020635.889318.771317.118−0,4899532
2019638.956319.624319.332−1,18999
2018646.608323.575323.0334,07998
2017621.301311.120310.1810,01997
2016621.224309.364311.8600,421008
2015618.617307.439311.178−0,721012
2014623.116309.864313.252−0,111011
2013623.824311.798312.0260,051001
2012623.535311.893311.642−0,56999
2011627.056314.206312.850−2,36996
2010642.224328.304313.9201,40956
2009633.347318.905314.4420,35986
2008631.112316.848314.264−1,15992
2007638.464320.557317.907992
2000755.091383.254371.83797029

Volkszählungsergebnisse

Nachfolgende Tabellen geben die bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Sivas wieder.
Die Werte der linken Tabelle sind E-Books (der Originaldokumente) entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:

JahrBevölkerungRang
ProvinzTürkei
1927329.55113.648.2709
1935432.99616.158.0187
1940468.24317.820.9506
1945490.49318.790.1747
1950542.00420.947.1887
1955595.42024.064.7638
1960669.92227.754.8208
JahrBevölkerungRang
ProvinzTürkei
1965705.18631.391.42110
1970731.92135.605.17611
1975741.71340.347.71913
1980750.14444.736.95717
1985772.20950.664.45821
1990767.48156.473.03524
2000755.09167.803.92729

Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:

  • 1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
  • 1935: 57 Provinzen
  • 1955: 67 Provinzen
  • 1960 bis 1985: 73 Provinzen
  • 1990: 73 Provinzen
  • 2000: 81 Provinzen

Geschichte

Sivas Besiedlung reicht bis 7000 bis 5000 v. Chr. zurück. Die Hethiter, deren Siedlungsreste bei Topraktepe nahe Sivas zu finden sind, herrschten hier von 1600 bis 884 v. Chr., danach für etwa 100 Jahre die Phryger (800–695 v. Chr.). Die Phryger wurden durch die Lyder abgelöst. Die Lyder verloren das Gebiet im Jahre 546 v. Chr. an die Perser. Das persische Achämenidenreich wurde von Alexander dem Großen unterworfen, so dass die Region bis etwa 17 n. Chr. von den Diadochen beherrscht wurde. Bis 395 war sie Teil des Römischen Imperiums. Unter Kaiser Diokletian wurde die Stadt Sebasteia zur Hauptstadt der Provinz Armenia minor. Im Byzantinischen Reich, dem diese Provinz bis 1075 angehörte, entwickelte sich von dort ausgehend während des 8. Jahrhunderts das Paulikianertum.

Nach mehrjährigen Verhandlungen entschädigte Kaiser Basileios II. 1021 Seneqerim Johannes, König von Vaspurakan in Südarmenien, mit dem Territorium von Sebaste in Kappadokien. Seneqerim Johannes zog mit seinem Hof, dem hohen Klerus und 14.000 Familien nach Sivas und verwaltete es als byzantinischer Vasall.

Im 11. Jahrhundert tauchten die ersten türkischen Stämme in Anatolien auf. Von 1142 bis 1171 herrschte die Danischmenden-Dynastie über Sivas. 1174 eroberten die Seldschuken unter Kılıç Arslan II. die Stadt und ließen unter anderem 1197 die Ulu Cami (dt. Große Moschee) errichten. Sivas diente neben Konya zeitweise als Hauptstadt der Seldschuken. 1232 wurde Sivas, wie weite Teile Eurasiens, von den Mongolen überfallen. Den Mongolen folgte das Beylik von Eretna, dem seinerseits von Kadi Burhan al-Din ein Ende gesetzt wurde. 1398 eroberten die Osmanen unter Sultan Bayezid I. die Stadt, nur um sie 1400 an Timur zu verlieren, der die Stadt zerstörte. 1403 gelang es den Osmanen sie zurückerobern. Sivas war bis zum späten 19. Jahrhundert Teil des osmanischen Eyâlets Rum. Im Jahre 1864 wurde es eine eigenständige Provinz, das Vilâyet Sivas.

Die Osmanen regierten die Provinz bis zum Ersten Weltkrieg. 1913 kam es zum Boykott christlicher Unternehmer und Händler in der Hauptstadt Sivas. Im April/Mai 1914 wurde der Markt von Sivas Opfer eines Brandes. Am 5. Juli 1915 begann die Deportation der armenischen Bevölkerung von Sivas. Bei diesem Völkermord hatte die Provinz Sivas die größte Zahl an getöteten Nichtmuslimen. Die überlebenden, nach Armenien geflohenen Armenier gründeten in Jerewan das Stadtviertel Malatia-Sebastia.

Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg formierte sich unter Mustafa Kemal eine Widerstandsbewegung. Sivas spielte während des nationalen Befreiungskampfes der Türkei nach dem Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle. Mustafa Kemals Gruppe hielt vom 4. bis 11. September 1919 in Sivas den Kongress Heyet-i Temiliye ab. Der französische Besatzungsmachthaber Major Brunot drohte im Falle einer Versammlung mit der Invasion der Stadt. Beschlossen wurden eine Vereinheitlichung des Befreiungskampfes, die Gründung einer Exil-Regierung außerhalb von Istanbul und ein Aufruf zur Gründung einer parlamentarischen Volksvertretung. Seit 1923 ist Sivas Teil der türkischen Republik. 1993 ereignete sich der Anschlag auf das Madimak-Hotel in der Hauptstadt Sivas mit 37 Toten.

Besonderheiten

  • Der Ort Kangal, 68 km von Sivas entfernt, ist bekannt für sein Thermalbad Balıklı Kaplıca.
    In diesem Thermalbad wird in erster Linie die Behandlung der Schuppenflechte (Psoriasis) mit Hilfe kleiner schwarzer Fische durchgeführt. Diese Fische gehören zu der Art der Rötlichen Saugbarbe, auch Kangal-Fische genannt. In der Türkei werden sie auch Doktorfische (türkisch: Doktor Balıklar) genannt, die aber mit den unter wissenschaftlichen Namen bekannten Doktorfischen nichts zu tun haben.
  • Der Ort Kangal ist Namensgebend für den Kangal (türkisch: Kangal Köpeği), eine türkische Hunderasse, die gelegentlich auch Sivas-Kangal (Sivas Kangalı) genannt wird, und ihre Wurzeln in dieser Region hat. Hunde dieses Typs werden – ebenfalls unter Berufung auf einen türkischen Ursprung – auch unter den Rassebezeichnungen Anatolischer Hirtenhund und Karabasch gezüchtet.

Kulturveranstaltungen

  • Asik-Veysel-Kultur- und Kunstfestival in Şarkışla am ersten Wochenende im Juli jedes Jahres.
  • Gedenkveranstaltung für die Sivas-Opfer jeden 2. Juli vor dem Madımak Hotel.
  • Cogi Baba Alevi Kultur Festival in Cogi Baba, jedes Jahr im Juli
  • Samut Baba Alevitisches Kultur Festival in Kangal, jedes Jahr im Juli

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Sivas Nüfusu, abgerufen am 14. August 2021
  2. Gouverneursporträt auf der Webseite der Provinz Sivas
  3. HGM-Karte
  4. Directorate General of Mapping (Excel-Tabelle; 48 KB)
  5. 1 2 Sivas Nüfusu, abgerufen am 14. August 2021
  6. illeridaresi.gov.tr (PDF; 1,4 MB).
  7. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000)
  8. Robert H. Hewsen: Armenia. A Historical Atlas, The University of Chicago Press, Chicago und London 2001, S. 116
  9. Robert H. Hewsen: Armenia. A Historical Atlas, The University of Chicago Press, Chicago und London 2001, S. 190
  10. 1 2 3 Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006, S. 533
  11. Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006, S. 543
  12. Halil Gülbeyaz: Mustafa Kemal Atatürk. Vom Staatsgründer zum Mythos. Parthas, Berlin 2003, ISBN 3-932529-49-9, S. 87 ff.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.