Federmotten

Pterophorus pentadactyla

Systematik
Unterstamm: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Unterordnung: Glossata
Überfamilie: Pterophoroidea
Familie: Federmotten
Wissenschaftlicher Name der Überfamilie
Pterophoroidea
Zeller, 1815
Wissenschaftlicher Name der Familie
Pterophoridae
Zeller, 1815

Die Federmotten (Pterophoridae) sind eine Familie der Schmetterlinge. Sie kommen weltweit mit über 1.130 Arten in 90 Gattungen vor.

Merkmale

Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 13 bis 30 Millimetern. Sie haben einen langen und schlanken Körper. Ihre Flügel sind sehr schmal. Die Vorderflügel sind sechs- bis zwölfmal länger als breit. Sie sind bei manchen Arten stark eingeschnitten bzw. zerfranst. Sie sind so konstruiert, dass an starren Streben, wie bei Federn, an beiden Seiten flexible Borsten abstehen. Nur sehr wenige Arten haben „normale“ Schmetterlingsflügel. Die fadenförmigen Fühler sind mittellang und in etwa halb bis dreiviertel so lang wie die Vorderflügel. Ihre Maxillarpalpen sind stark zurückgebildet, der nicht beschuppte Saugrüssel ist voll entwickelt.

Die Vorderflügel haben sieben bis 13 Flügeladern mit zwei Analadern (1b und 1c). Die Hinterflügel haben sechs bis acht Flügeladern mit einer oder zwei Analadern (1b oder 1b und 1c).

Die Eier besitzen keine charakteristischen Unterscheidungsmerkmale. Sie sind rundlich bis oval, elliptisch und am oberen Ende leicht abgeplattet. Die Eioberfläche ist glatt oder weist eine feine Netzstruktur auf. Die Färbung variiert von weißlich-gelb bis zu fahlen oder kräftigen Grüntönen.

Die Larven sind leicht am dichten Muster ihrer Behaarung zu erkennen. Eine Gruppe von Raupen besitzt lange, oft am Körper anliegende Haare. In einigen Fällen produzieren sie eine klebrige Flüssigkeit, die die Larve vor Parasiten schützt. Die Haare sind normalerweise in Gruppen angeordnet und bilden auf dem Raupenkörper vier Längsreihen. Die langhaarigen Larven besitzen häufig eine unregelmäßige Zeichnung aus grünen und braunen Punkten oder Linien. Eine andere Gruppe der Larven ist kurz behaart und lebt häufig minierend in Halmen oder Wurzeln. Sie sind gelblichweiß oder rotbraun und haben keine Zeichnung. Die Eilarven (L1) dieser Gruppe haben eine deutlich kürzere und weniger dichte Behaarung als die Raupen der nachfolgenden Stadien.

Die Puppen besitzen tendenziell ein ähnliches, aber weniger entwickeltes Haarmuster wie die Raupen, wobei dieses bei den minierend lebenden Arten nur schwach ausgebildet ist. Bei einigen Vertretern aus den Gattungen Platyptilia, Stenoptilodes, Lantanophaga, Paraplatyptilia und Stenoptilia wird eine auffällige dorsale Struktur beobachtet. Ob diese aussagekräftig ist, wurde bisher noch nicht geklärt. Die Gestalt der Imago wird auf der Puppenoberfläche deutlich, vor allem im Bereich des Kopfes, des Rüssels, der Palpen und der Flügel.

Verbreitung

Die Familie der Federmotten ist weit verbreitet und ihre Vertreter sind weltweit anzutreffen. Die dabei besiedelten Lebensräume sind sehr vielfältig, so leben Arten der Gattung Agdistis auf Salzwiesen entlang der Küsten und in wüstenähnlichen Biotopen im Süden Spaniens. Vertreter aus der Gattung Stenoptilia leben in großen Höhenlagen in den Alpen und sind auch unter arktischen Bedingungen in Island und Grönland anzutreffen. Andere Arten kommen in der Krautschicht schattiger Wälder oder Waldlichtungen vor. Extrem feuchte Biotope wie Moore, Feuchtwiesen und Ufer von Fließgewässern werden ebenso besiedelt wie Heidelandschaften und Straßenränder.

Lebensweise

Die Falter sind nacht- oder dämmerungsaktiv. In Ruhestellung haben sie die Flügel ganz oder teilweise vom Körper gestreckt. Dadurch erwirken die Tiere eine "T"-Form.

Die Raupen leben an den Blättern von Pflanzen, manche Arten entwickeln sich aber endophytisch in Pflanzenstängeln und deren Wurzeln. Die Überwinterung erfolgt je nach Art entweder als Ei, Raupe oder Falter.

Unter ihnen gibt es Arten, die in der Landwirtschaft Schäden anrichten können wie Platyptilia carduidactyla in Kalifornien an Artischocken. Im Garten sind Platyptilia pica an Geranien und Stenoptilodes antirrhina an Löwenmäulern schadhaft. Es gibt aber auch Federmotten, die gegen die ungehinderte Vermehrung bestimmter Pflanzen eingesetzt werden. Lantanophaga pusillidactyla wird gegen die Pflanzen Lantana camara und Oidematophorus beneficus gegen Ageratina riparia eingesetzt.

Systematik

Geschichte

Innerhalb der binominalen Nomenklatur beschäftigte sich zuerst Carl von Linné in seinem Werk Systema Naturae (10. Auflage) mit den Federmotten. Er behandelte darin Arten aus der Familie der Federgeistchen (Alucitidae) mit folgender Beschreibung:

„Alis digitalis fissis ad basin.“

Carl von Linné: Systema Naturae, 10. Auflage

„mit fingerförmig bis zur Basis eingeschnittenen Flügeln“

Mit der "Fauna Suecica" (1761) wurden weitere Arten kurz beschrieben.

Autoren wie Scopoli, Denis & Schiffermüller und Haworth beschrieben später weitere neue Arten. Hübner veröffentlichte im Zeitraum von 1796 bis 1834 die "Sammlung europäischer Schmetterlinge", die das Wissen über die Schmetterlinge wesentlich verbesserte. Duponchel und Zeller setzten sich kritisch mit diesem Werk auseinander, so dass in der Folge davon viele von Hübner beschriebene Arten als Synonyme bereits beschriebener Arten betrachtet werden mussten.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde festgestellt, dass zumindest die Federgeistchen (Alucitidae) eine eigenständige Familie bilden. Diese Gruppe von Arten wurde 1796 von Latreille abgespalten. Die Unterteilung der in der Familie der Federmotten verbliebenen Arten in ihre Gattungen hatte noch bis zur Veröffentlichung von Hübners "Verzeichniss bekannter Schmetterlinge" im Jahr 1825 Bestand.

Zeller revidierte 1841 und 1852 die bis dahin bekannte Fauna der Federmotten, machte jedoch keine wesentlichen Änderungen in dem bis dahin vorgeschlagenen System. Wallengren bearbeitete die skandinavischen Arten und führte eine feinere Differenzierung der Gattungen ein, ließ jedoch die bestehende Gliederung unangetastet.

Tutt unterteilte 1907 die Familie der Federmotten in die Unterfamilien Agdistinae, Platyptiliinae und Pterophirinae und führte – hauptsächlich für die europäische Fauna – eine Reihe neuer Gattungen und Untergattungen ein.

Meyrick bearbeitete die Kleinschmetterlinge der gesamten Erde und beschrieb unter anderem viele neue Arten der Federmotten. Seine Ergebnisse veröffentlichte er 1908 in "Genera Insectorum" und 1913 in "Lepidorum Catalogus". Meyrick unterschätzte allerdings die Arbeiten von Tutt, so dass er viele von Tutt beschriebene Arten synonymisierte.

Weitere Forscher haben auf Meyricks Arbeit aufgebaut, zu nennen wären T. B. Fletcher, der die Fauna des British Empire bearbeitete und Lord Walsingham, der die Schmetterlinge Nord- und Zentralamerikas erforschte. Für die Gebiete Nordamerikas sollen Wissenschaftler wie Fernald, Barnes, Lindsey, Lamge und McDunnough erwähnt werden, für die pazifische Region und Japan sind dies Zimmermann, Yano und Gates Clark.

Interne Systematik

In Europa ist die Familie der Federmotten (Pterophoridae) mit etwa 170 Arten und Unterarten vertreten, von denen in Mitteleuropa 79 Arten vorkommen. Diese werden in die Unterfamilien Agdistinae und Pterophorinae gegliedert. In tropischen Gebieten sind weitere Arten präsent, die den Unterfamilien Ochyroticinae und Deuterocopinae zugerechnet werden. Die folgende Artenliste beinhaltet die in Europa vertretenen Arten; die in Mitteleuropa beheimateten Vertreter sind entsprechend ihrer Verbreitung gekennzeichnet (A = Österreich, CH = Schweiz, D = Deutschland).

Externe Systematik

Quelle: Tree of Life Project

 Schmetterlinge 

Exporia


   
 Heteroneura 
 Ditrysia 

Gelechioidea


   

Yponomeutoidea


   

Gracillarioidea


   

Tineoidea


   
 Apoditrysia 

Obtectomera


   

Wickler (Tortricidae)


   

Zygaenoidea


   

Federmotten (Pterophoridae)


   

Alucitoidea


   

Epermeniidae


   

Schreckensteinioidea


   

Spreizflügelfalter (Choreutidae)


   

Urodidae


   
 N.N. 

Sesioidea


   

Cossoidea




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Entwicklungsgeschichte

Aus Frankreich ist ein mindestens 23 Millionen Jahre alter Fund einer Federmottenart bekannt: Pterophorus oligocenicus Bigot, A. Nel & J. Nel, 1986 wird auf das Oligozän datiert.

Quellen

Einzelnachweise

  1. C. Gielis: Pterophoroidea & Alucitoidea. In: World Catalogue of Insects. Volume 4, Apollo Books, 2003, ISBN 87-88757-68-4
  2. C. Gielis: Pterophoridae. In: P. Huemer, O. Karsholt, L. Lyneborg (Hrsg.): Microlepidoptera of Europe 1: 1-222., Apollo Books 1996, ISBN 87-88757-36-6
  3. J. Hübner: Sammlung europäischer Schmetterlinge. Augsburg, 1796–1834.
  4. P. A. J. Duponchel: In: J. B. Godart, Histoire naturelle des Lepidopteres ou Papillons de France. 8, S. 631–685, Mequigong-Marvis, Paris 1840
  5. P. A. J. Duponchel: In: J. B. Godart, Histoire naturelle des Lepidopteres ou Papillons de France. 11, S. 287–314. Mequignon-Marvis, Paris, 1840
  6. P. A. J. Duponchel: In: J. B. Godart, Histoire naturelle des Lepidopteres ou Papillons de France. Nocturnes, Suppl. 4, S. 51–90, Mequignon-Marvis, Paris 1844
  7. 1 2 P. C. Zeller: Vorlaufer einer vollstandigen Naturgeschichte der Pterophoriden, einer Nachtfalterfamilie. lsis von Oken 10, S. 756–794, S. 827–891, 1841
  8. P. A. Latreille: Precis des caracteres gkneriques des insectes, disposes dans un ordre naturel. Paris 1796
  9. P. C. Zeller: Revision der Pterophoriden. Linn. ent. 1: S. 319–413, 1852
  10. H. D. J. Wallengren: Skandinaviens Fjadermott. K. svenska VetenskAkad. Handl. (N.F.) 3 (7): S. 1–25, 1862
  11. J. W. Tutt: A Natural History of the British Lepidoptera. Vol. V., London, Berlin 1907
  12. E. Meyrick: Lepidoptera Heterocera (Pyrales): Fam. Pterophoridae. In: P. Wytsman, (Hrsg.): Genera Insect. 100: S. 1–22, Tervueren 1908
  13. Pterophoridae. Fauna Europaea, abgerufen am 3. Januar 2007.
  14. Pterophoridae. Lepiforum e.V., abgerufen am 3. Januar 2007.
  15. Ditrysia. Tree of Life Project, abgerufen am 5. April 2019 (englisch).
  16. L. Bigot, A. Nel, J. Nel: Description de la premikre espkce fossile connue de pterophore. Alexanor 14: S. 283–288, 1986

Literatur

  • Thomas Kaltenbach, Peter Victor Küppers: Kleinschmetterlinge. Verlag J. Neudamm-Neudamm, Melsungen 1987, ISBN 3-7888-0510-2
  • Peter V. Küppers: Kleinschmetterlinge. Erkennen, bestimmen. Fauna Verlag 2008, ISBN 978-3-935980-24-1
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