Der Quarinhof ist eine städtische Wohnhausanlage im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Er befindet sich in der Quaringasse 16 und steht unter Denkmalschutz.
Baubeschreibung
An Stelle eines gründerzeitlichen Wohnhauses aus dem Jahr 1904 wurde 1924–1925 der Quarinhof als einer der ersten Gemeindebauten Favoritens im Rahmen des umfangreichen Wohnbauprogramms des Roten Wien durch die Architekten Hans Jaksch und Siegfried Theiss errichtet. Die Anlage umfasst 124 Wohnungen und ist als dreiseitige Blockrandverbauung um einen zentralen Innenhof konzipiert. Besonderes Augenmerk wurde bei der Errichtung auf Kinder als Bewohner der Wohnhausanlage gerichtet. Schon die Benennung nach dem Arzt Joseph von Quarin, der das erste Wiener Findelhaus begründete, nimmt darauf Bezug. Die Südfassade in der Quaringasse ist geöffnet, um ausreichenden Lichteinfall in den Hof zu gewährleisten. Dort befindet sich in zentraler Lage ein Kindergarten, der an der Außenfassade Reliefs zeigt, die das Motiv der Kindheit thematisieren.
Die Seitenflügel an den ansteigenden Straßen Braunspergengasse und Zur Spinnerin sind sechsgeschossig, während die Fassade an der Quaringasse abgestuft abgesenkt wird, bis in deren Mitte über der Toreinfahrt nur mehr ein Geschoss übrigbleibt. Die gesamte Sockelzone, die in der Quaringasse Geschäftslokale umfasst, ist rundum durch Sichtziegel akzentuiert. Ebenso ist über der breiten Toreinfahrt mit Schmiedeeisengitter das eine Geschoss, in dem sich ein Kindergartensaal befindet, mit dunkel glasierten Klinkerziegeln gestaltet. Zwischen den Fenstern dieses Torüberbaus befinden sich vier große keramische Reliefs von Ferdinand Opitz, die Mütter mit Kindern darstellen. Künstlerisch gestaltet wurden auch die über Eck geführten Fenster an den Gebäudekanten, die ornamentale Reliefs auf Glasurziegeln von Othmar Schimkowitz zeigen. Die betonte Verwendung von Sichtziegeln als Gestaltungselementen steht in Zusammenhang mit dem Standort der Wohnhausanlage am Wienerberg, auf dem traditionell Ziegeln hergestellt wurden. Die ursprünglich vorhandenen Brunnenfiguren von Oskar Thiede im Innenhof existieren nicht mehr. Die Wandmalereien im Kindergarten stammen von Fritz Zerritsch dem Jüngeren. Eine Gedenktafel erinnert an Anton Mayer, einen Kommunisten, der hier wohnte und 1943 hingerichtet wurde.
Literatur
- Herbert Tschulk: Wiener Bezirkskulturführer Favoriten. Jugend & Volk, Wien 1985
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien Band 4. Kremayr & Scheriau, Wien 1995
- Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Anton Schroll, Wien 1996
Weblinks
- Gemeindebau Quarinhof im digitalen Kulturgüterkataster der Stadt Wien (PDF-Datei)
- Quarin-Hof. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
Koordinaten: 48° 10′ 17,5″ N, 16° 21′ 14,7″ O