Jochanan ([Gott ist gnädig, gräzisiert: Johannes], R. Jochanan bar (oder: ben) Nappacha (der Schmied), gewöhnlich einfach Rabbi Jochanan; * um 180 in Sepphoris; † um 279) war ein palästinischer Amoräer der zweiten Generation.

Leben

Er wirkte in Galiläa und schuf (laut Maimonides) mit seiner Schule die Grundlage des Talmud Jeruschalmi (pal. Talmud). Seine Lehrer waren besonders Jannai, Hoschaja und Chanina ben Chama und eventuell auch Jehuda ha-Nasi. Unter seinen Zeitgenossen ragt Simeon b. Laqisch hervor; sein Zeitgenosse war auch Rab Jehuda bar Jechezqel (Pes 118a). Jochanan lehrte anfangs in seiner Geburtsstadt Sepphoris, später in Tiberias in dem von ihm gegründeten Lehrhaus. Er soll 80 Jahre Schulhaupt (malakh) gewesen sein, bevor er (angeblich) 279 starb.

Seine Schüler waren u. a. Abbahu, Ammi, Assi II., Eleasar ben Pedat, Jose ben Chanina, Chijja II. und Simeon ben Abba. Seine Disputationen mit seinem Schwager Resch Laqisch in Tiberias sind für die talmudische Dialektik (Pilpul) maßgeblich geworden.

Jochanan ist auch bekannt für seine Hochschätzung der tannaitischen Quellen; zu seinen halachischen Kommentaren zog er sowohl die Mischna wie auch Baraitot heran. Jochanan entwickelte dabei folgende Ansichten: Bis auf drei Ausnahmen folge die Halacha der Meinung Gamaliels II.; die Ansicht Rabbi Jehudas sei der Rabbi Meirs, die Rabbi Joses der Rabbi Jehudas vorzuziehen; die Halacha entspreche immer der anonymen Mischna.

Literatur

  • Jacob Samuel Zuri: Rabbi Jochanan, der erste Amoräer Galiläas. Poppelauer, Berlin 1918.
  • Israel Konovitz: Maʻarakhot ha-Amoraʾim. Band 1: Rabi Yoḥanan. Osef shalem shel maʾamaraṿ ba-Halakhah uva-Agadah. Mosad ha-Rav Ḳuḳ, Jerusalem 1973 (hebräisch).
  • Ronald Reuven Kimelman: Rabbi Yohanan of Tiberias. Aspects of the Social and Religious History of Third Century Palestine. Yale, New Haven, CT 1977 (Yale University, Dissertation).

Einzelnachweise

  1. Karl Bertau: Schrift – Macht – Heiligkeit in den Literaturen des jüdisch-christlich-muslimischen Mittelalters. Herausgegeben von Sonja Glauch. de Gruyter, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-11-017468-5, S. 72.
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