Rahnsdorf
Ortsteil von Berlin
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Koordinaten 52° 26′ 0″ N, 13° 42′ 0″ O
Höhe 34–68 m ü. NHN
Fläche 21,45 km²
Einwohner 10.622 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte 495 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahl 12589
Ortsteilnummer 0912
Gliederung
Bezirk Treptow-Köpenick
Ortslagen
  • Rahnsdorf (Rahnsdorfer Mühle)
  • Hessenwinkel
  • Wilhelmshagen (Neu-Rahnsdorf)
  • Rahnsdorf (Alt-Rahnsdorf)
  • Neu-Venedig

Rahnsdorf ist ein Ortsteil im Bezirk Treptow-Köpenick in Berlin.

Geographie

Rahnsdorf ist der östlichste Ortsteil Berlins; die Kernsiedlungen liegen an der Mündung der Spree in den Müggelsee. Zwischen Rahnsdorf und Wilhelmshagen befinden sich die Püttberge, die als Binnendünen innerhalb des Berliner Urstromtales Erhebungen von bis zu 68 Metern Höhe bilden.

Ortslagen und Siedlungen

  • Rahnsdorf (Rahnsdorfer Mühle)
  • Hessenwinkel
  • Wilhelmshagen (Neu-Rahnsdorf)
  • Rahnsdorf (Alt-Rahnsdorf)
  • Neu-Venedig

In Rahnsdorf gibt es mehrere kleine Villenkolonien sowie Einfamilienhaussiedlungen. Im Berliner Sozialstrukturatlas (Stand: 2013) belegt der Ortsteil Platz 24 unter 419 gelisteten Planungsräumen. Dies resultiert aus einer gehobenen Sozialstruktur und einem hohen Durchschnittseinkommen. Touristen besuchen Rahnsdorf vor allem wegen des Müggelsees.

Geschichte

Rahnsdorf wurde als slawisches Fischerdorf zwischen Müggelspree und Müggelsee gegründet. Seine Ortsform Sackgassendorf ist typisch für die erste Siedlungsphase der deutschen Zuzügler wohl im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Vermutlich geht der Name auf das Heimatdorf der ersten Siedler in der Nähe von Wittenberg zurück. Dort besteht auch ein Woltersdorf, was darauf schließen lässt, dass beide Orte in einem ähnlichen Zeitraum gegründet wurden. 1319 wurde der Ort zum ersten Mal urkundlich in einer Abrechnung der Burg Köpenick erwähnt. Es war nicht verhuft, weil es noch 1450 keine Äcker gab. Der Ort hatte 1487 die Fischereigerechtigkeit in den Gewässern des Schlosses Köpenick. Seine Einwohner verrichten Kossätendienste, wahrscheinlich durch Fischfang und entsprechende Lieferpflichten an das Schloss. Es gab inzwischen 16 Hufen, von denen vier dem Schulzen gehörten. Während des Mittelalters hatte Rahnsdorf nie eine Dorfkirche. Eine erste Dorfkirche wurde erst gegen 1660/1670 erwähnt. 1801 war Rahnsdorf noch immer ein Fischerdorf mit knapp 20 Dorfbewohnern, die keine Höfe mit Hufenbesitz besaßen, sondern nur Katen. 1856 gab es bereits 43 Familien.

Im Jahr 1872 brannte das Dorf vollkommen ab und wurde anschließend neu errichtet. In den 1890er Jahren wurde Hessenwinkel zur Villenkolonie ausgebaut und 1891 zu Rahnsdorf eingemeindet. Im gleichen Zeitraum wurde die Villenkolonie Neu-Rahnsdorf aufgrund der Initiative der Deutschen Volksbaugesellschaft für Bürger aus dem einfachen Volke, gegründet. Im Jahr 1902 wurde diese Kolonie mit dem zentralen Platz und sternförmig abgehenden Straßen Wilhelmshagen genannt. 1912/1913 entstand die Triglawbrücke, die die Insel südlich der seit 1879 „neuen Spree“ mit Hessenwinkel verband.

Am 11. November 1916 kam es zu einem schweren Eisenbahnunfall in der Nähe des Bahnhofs Rahnsdorf: Eine Rotte von Gleisbauarbeiterinnen aufgrund des Arbeitskräftemangels im Ersten Weltkrieg wurden hier Frauen eingesetzt – winkte den Soldaten eines vorbeifahrenden Militärzuges zu. Dabei überhörten sie das – zu spät abgegebene Warnsignal für einen Zug, der sich auf dem Gleis näherte, auf dem sie selber standen. 19 Frauen kamen ums Leben. Der Sicherungsposten wurde zu einem Jahr Gefängnisstrafe verurteilt.

Bei der Bildung von Groß-Berlin 1920 erfolgte die Eingemeindung mit 2700 Einwohnern in den Verwaltungsbezirk Cöpenick, zunächst getrennt nach Rahnsdorf und Wilhelmshagen. Außerdem wurden die umliegenden Forstreviere ebenfalls eingemeindet und mit Rahnsdorf zusammengelegt. Die lagunenartige Wassersportkolonie Neu-Venedig an der Müggelspree wurde 1926 angelegt und hat sich bis heute zur Wohn- und Wochenendhaus-Siedlung entwickelt. 1929 entstand der Bau der Grundschule an den Püttbergen und 1933 die Heilige-Drei-Könige-Kirche.

Im Zweiten Weltkrieg wurde im Wald östlich von Wilhelmshagen das Arbeiterdurchgangslager Berlin-Ost eingerichtet, das zwischen 1942 und 1945 von Hunderttausenden Zwangsarbeitern durchlaufen wurde. Es besaß einen eigenen Bahnanschluss und eine betonierte Rampe, die bis heute erhalten ist. In 20 Baracken wurden die zwangsrekrutierten Arbeitskräfte aus allen besetzten Ländern Europas registriert und für einige Tage untergebracht, bevor sie auf Rüstungsbetriebe in Berlin und dem Umland verteilt wurden.

Am 6. April 1945 stürmten in Rahnsdorf etwa 200 Frauen und Männer zwei Bäckereien. Damit protestierten sie gegen die unzureichende Verteilung von Brot, insbesondere die Bevorzugung von Mitgliedern nationalsozialistischer Organisationen, nachdem Sondermarken für Brot an Mitglieder von NS-Organisationen ausgegeben worden waren. Nach Denunziation wurden 15 von ihnen verhaftet. Zum Andenken wurde in der Fürstenwalder Allee 27 eine Gedenktafel angebracht.

Zu DDR-Zeiten wurde im Ortsteil ein Kinderferienlager errichtet und unterhalten.

Bevölkerung

Jahr Einwohner
20078.838
20108.878
20118.948
20128.956
20138.998
20149.041
20159.258
Jahr Einwohner
20169.393
20179.499
20189.477
20199.523
20209.856
202110.233
202210.622
Quelle: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerregisterstatistik Berlin. Bestand – Grunddaten. 31. Dezember. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)

Sehenswürdigkeiten

Die Dorfkirche Rahnsdorf wurde in den Jahren 1886 bis 1888 nach Plänen des Königlichen Baurats Paul Spieker und des preußischen Kreisbauinspektors Friedrich Wilhelm Koppen errichtet. Im Innern befinden sich unter anderem zwei Kelche aus dem 16. und 18. Jahrhundert sowie Chorfenster von Lothar Mannewitz. Auf der linken Seite ist der Fischzug Petri aus dem Evangelium nach Lukas (Lukas 5,3-11 ), in der Mitte Jesus Christus aus der Offenbarung des Johannes (Johannes 4,2-11 ) und rechts der Auferstandene beim Mahl mit den Jüngern am See aus dem Evangelium nach Johannes (Johannes 21,4-14 ) zu sehen. Die Kerzenleuchter am Gestühl sowie der Kerzenkronleuchter sind ein Entwurf und Geschenk des Architekten Robert Wischer. Auf der Westempore steht seit dem Jahr 1888 eine Orgel aus der Werkstatt der Gebrüder Dinse.

Die katholische Heilige-Drei-Könige-Kirche, nach den Plänen des Architekten Josef Vassillière, steht am Hang des Schonungsberges. Sie wurde am 8. Juli 1934 als Notkirche benediziert.

Verkehr

Öffentlicher Personennahverkehr

Der Ortsteil verfügt über zwei Bahnhöfe an der Bahnstrecke Berlin–Frankfurt (Oder): Rahnsdorf und Wilhelmshagen, die von der Linie S3 der Berliner S-Bahn bedient werden. Vom Vorplatz des S-Bahnhofs Rahnsdorf verkehrt die Woltersdorfer Straßenbahn nach Woltersdorf.

Die Straßenbahnlinie 61 der BVG beginnt am westlichen Ortsrand an der Station Rahnsdorf/Waldschänke und fährt von hier über Friedrichshagen und Köpenick zum S-Bahnhof Berlin-Schöneweide.

Die Buslinie 161 der BVG verbindet Schöneiche mit den beiden S-Bahnhöfen des Ortsteils, der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 61 und Erkner.

Auf der Müggelspree verkehrt die Fährlinie F23, die seit 2014 solarstrombetrieben im Auftrag der BVG von der Weißen Flotte Stralsund durchgeführt wird. Außerdem pendelt mit der F24 eine von drei manuell angetriebenen Fähren in Deutschland an Wochenenden und Feiertagen zwischen Rahnsdorf/Kruggasse und Müggelheim/Spreewiesen.

Individualverkehr

Der wichtigste Straßenzug Fürstenwalder Damm-Fürstenwalder Allee führt quer durch den Ort und verbindet über Rahnsdorf hinaus Köpenick mit Erkner. Über sie ist auch die nächste Autobahnanschlussstelle der Bundesautobahn 10 in knappen zehn Minuten erreichbar. Als zusätzlicher wichtiger Verkehrsweg dient die Ingeborg-Hunzinger-Straße (später Straße nach Fichtenau), die nach Schöneiche bei Berlin führt.

Das Angebot an guten Fahrradwegen im Ortsteil ist sehr mangelhaft. Bereits bestehende Radwege befinden sich sogar häufig auch noch in einem schlechten Zustand. Hier müsste die Bezirksverwaltung ordentlich investieren. (Stand: Sommer 2020)

Persönlichkeiten

  • Clara Müller-Jahnke (1860–1905), Dichterin, lebte und starb in Wilhelmshagen
  • Hermann Hensel (1898–1974), Maler, lebte und starb in Rahnsdorf
  • Erich Hanke (1911–2005), Philosoph und Hochschullehrer, lebte und starb in Rahnsdorf
  • Fritz Baust (1912–1982), Maler und Grafiker, lebte und arbeitete in Rahnsdorf
  • Georg Klaus (1912–1974), Philosoph und Hochschullehrer, lebte zuletzt in Wilhelmshagen
  • Ingeborg Hunzinger (1915–2009), Bildhauerin, führte von 1953 bis zu ihrem Tod 2009 ein Atelier in Rahnsdorf
  • Karl Hillert (1927–2004), bildender Künstler und Hochschullehrer, in Rahnsdorf geboren
  • Paul Rahn (1934–2002), Fährmann der Ruderfähre zwischen Rahnsdorf und Müggelheim
  • Lutz Stückrath (1938–2020), Schauspieler und Kabarettist, lebte im Ortsteil Hessenwinkel

Siehe auch

Commons: Berlin-Rahnsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Joachim Ritzau: Eisenbahn-Katastrophen in Deutschland. Splitter deutscher Geschichte. Band 1. Landsberg-Pürgen 1979, S. 102.
  2. Leonore Scholze-Irrlitz: Vor 70 Jahren, am 14.9.1942, wurde das sogenannte Arbeiterdurchgangslager Berlin-Ost 104 Berlin-Wilhelmshagen eröffnet (Memento des Originals vom 12. September 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1,4 MB), Bürgerverein Wilhelmshagen-Rahnsdorf e. V.; abgerufen am 8. Oktober 2019.
  3. 25.11.2022: Einweihung der Gedenktafel für die Opfer des „Rahnsdorfer Brotaufruhrs“ vom 6. April 1945, Pressemitteilung
  4. Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 22. Einwohnerregisterstatistik Berlin 31. Dezember 2022. (PDF) Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, S. 26, abgerufen am 27. März 2023.
  5. Des Fährmanns Straßenschild. In: Berliner Woche, Ausgabe Köpenick, 18. Dezember 2017.
  6. Rahnsdorfer Künstler. (PDF; 3,0 MB) In: Rahnsdorfer Echo, August/September 2011, S. 2.
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