Ein Sporn (Plur.: die Sporen) ist ein am Reitstiefel befestigtes gebogenes Metallstück mit Dorn oder Rädchen, der beim Reiten eingesetzt wird, um die Schenkelhilfen zu unterstützen. Der Sporn kann dabei auf zwei verschiedene Arten benutzt werden: Einerseits ist mit dem Sporn eine sehr viel präzisere Signalgebung möglich als mit dem großflächigen und daher eher diffusen Schenkeldruck. Bei dieser Anwendungsart dient er also der Verfeinerung des Reitens. Andererseits kann der Sporn bei einer Widersetzlichkeit des Pferdes aber auch als Zwangsmittel eingesetzt werden.
Je nach Befestigung am Stiefel unterscheidet man Anschnallsporen (Befestigung mittels Riemen um den Spann und vor dem Absatz), Anstecksporen (Führung und Aufnahmeloch im Absatz, in das ein Sporn mit entsprechendem Dorn eingesteckt wird) und Anschlagsporen (fixe Befestigung).
Goldene Sporen waren früher das Zeichen der Ritterwürde, deren Inhaber man deshalb auch als Ritter vom güldenen Sporn bezeichnete. Häufig erscheinen sie als Ritterinsignien auf Grabsteinen und in Wappen.
Beschaffenheit
Die Länge der Sporen variiert von 5 mm bis zu mehreren Zentimetern und hängt von der Reitweise und dem Größenverhältnis von Pferd und Reiter ab. Für das Reiten von (im Verhältnis zum Reiter) eher kleinen Pferden bietet sich die Verwendung sogenannter Schwanenhalssporen an, bei denen der Dorn in einem schwanenhalsartigen Doppelknick nach oben geführt wird, um dem Reiter das Berühren des Pferdes ohne Hochziehen der Ferse zu gestatten. Spitze Sporen können blutende Verletzungen verursachen, jedoch können auch stumpfe Sporen zu Traumen unter der Haut führen. In der Vergangenheit (mittelalterliche Ritter) wurden auch Sporen mit scharfen Zacken eingesetzt. In Südamerika trifft man solche zuweilen noch heute an. In Europa und Nordamerika sind solche Sporen nicht gebräuchlich und auf Turnieren nicht zugelassen.
Bei der Englischen Reitweise bzw. beim Dressurreiten liegen die Unterschenkel am Sattelgurt. Hier kommt meist ein Sporn mit kurzem Dorn zum Einsatz, der im Fersenbereich des Reitstiefels getragen wird. Es werden auch Rädchensporen eingesetzt. Die Rädchen stehen nur wenige Millimeter über den Dorn heraus, die Zacken sind flach oder fehlen ganz.
Im Westernreiten wird mit ausgestreckten Beinen geritten. Hier verwendet man die üblicherweise längeren Sporen mit Sternrädern (Räder mit abgestumpften Zacken), die am Absatz der Westernstiefel befestigt werden. Bei Westernturnieren gehören diese Sternsporen zur geforderten Standardausrüstung. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung wirken Sporen umso sanfter, je größer das Rad ist, da ein größeres Rad leichter am Pferdekörper abrollt. Die manchmal in Westernfilmen gezeigten Sporen mit großen Rädern sind also nur dann besonders scharf, wenn sie auseinander stehende, spitze Zacken haben. Dass Westernsporen in der Regel klingeln hat ebenfalls eine Funktion: Bei einem gut ausgebildeten, fein abgestimmten und konsequent gerittenen Pferd muss man im Idealfall das Bein überhaupt nicht mehr einsetzen, sondern das Pferd reagiert bereits auf das Klingeln der Sporen. Diesen hohen Ausbildungsstand erreichen aber nur wenige Pferde und auch nur mit einem hervorragenden Reiter.
Kastensteigbügel werden in der iberischen Reitweise teilweise anstelle von Sporen verwendet.
Verwendung
Sporen werden an empfindlichen Stellen der Bauchhaut eingesetzt. Die Verwendung von Sporen ist daher fortgeschrittenen Reitern vorbehalten, da es bei einem Reiter mit ungefestigtem Sitz und unruhigen Beinen zu ständigem ungewollten Sporneinsatz kommt, der beim Pferd zu Irritationen und unter Umständen auch zu Verletzungen führen kann. Es entstehen dann „Sporenlöcher“ im Fell oder sogar wunde Stellen auf der Haut. Auch das Pferd muss entsprechend ausgebildet werden, damit es die Sporenhilfen richtig interpretieren kann.
Sporen können auf unterschiedliche Weise verwendet werden.
Die häufigste ist der Einsatz zum Treiben. Dazu wird der Sporn kurz hinter dem Gurt eingesetzt. Das ist jedoch nicht die eigentliche Idee der Sporen. Die Sporen sollen die Hilfen des Reiters verfeinern, indem durch sie ein kurzer Impuls gesetzt wird. Sobald das Pferd entsprechend reagiert, soll der Einsatz der Sporen unterlassen werden (negative Verstärkung). Eine kurze deutliche Hilfe, auf die eine Reaktion folgt, ist hierbei zielführender als ein regelmäßiges dumpfes (abstumpfendes) Klopfen der Ferse am Pferdebauch.
Die zweite Einsatzmöglichkeit wird in der klassischen Dressur gelehrt und effet d’ensemble genannt. Der effet d’ensemble wirkt versammelnd, also eher bremsend. Dazu wird der Sporn so weit wie möglich vorne, unmittelbar hinter dem Gurt eingesetzt. Bei einem gut ausgebildeten Paar genügt bereits die Schenkeldrehung, die notwendig ist, um den Sporn an das Pferd zu bringen, um das Pferd zu versammeln.
Redensart
Die Redensart „sich die Sporen verdienen“ geht auf den Brauch zurück, dass ein mittelalterlicher europäischer Knappe bei seiner Weihe zum Ritter (Ritterschlag) als Zeichen seiner Ritterwürde ein Paar Sporen erhielt. Diese dienten zusammen mit dem Schwert als offizielles Erkennungsmerkmal des Ritterstandes. Doch mussten diese Insignien erst durch die persönliche Bewährung in einer Schlacht oder einem Turnier (Buhurt, Tjost) „verdient“ werden. Heute muss man sich die Sporen durch Können verdienen, da Sporen erst verwendet werden dürfen, wenn eine ruhige und korrekte Schenkellage, sowie die unabhängige Hilfengebung in allen Situationen beherrscht werden.
- Sporn mit Dorn (Englische Reitweise)
- Sporn mit Rad ohne Zacken
- Sporen mit Sternrad (Westernreiten)
- Mittelalterliche Sporen
Sporen in der Heraldik
Sporen sind in der Heraldik eine gemeine Figur und werden im Wappen durch eine U-förmigen Gabel mit Spornrad dargestellt. Alle heraldischen Tinkturen sind möglich, aber die Metalle Gold und Silber werden bevorzugt. Selten sind mehr als zwei Sporen im Wappen. Eine heraldische Durchdringung ist nicht gegeben, sodass jede Lage im Wappen oder Feld beschrieben werden sollte.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Duden 11, 1992, Seite 675