Die Reglage (französisch réglage) oder Regulierung bezeichnet in der Uhrmacherei die Feinregulierung einer Uhr zur Verringerung des Gangfehlers. Meist besteht die Reglage darin, den täglichen Gang in verschiedenen Lagen und bei unterschiedlichen Temperaturen zu beobachten und zu optimieren. Die Reglage von Chronometern wird meistens von Régleuren durchgeführt. Neben einer manuellen Reglage werden zur selbsttätigen Regulierung oftmals Mechanismen zur Kompensation verwendet.

Kleinuhren

Die Frequenz der Unruh lässt sich durch Änderung der wirksamen Federlänge einstellen. Im einfachsten Fall wird dazu die Unruhfeder mit ihrer letzten Windung zwischen zwei Stiften geführt, die auf einem verstellbaren Hebel angebracht sind. Durch Drehen des Hebels wird die wirksame Länge der Feder verändert. Dieser Mechanismus wird Rücker genannt. Der Rücker kann bei tragbaren Uhren zur erhöhten Sicherung und Feineinstellung mit einem Schwanenhals oder einer Mikrometerstellschraube versehen werden. Unterhalb der Rückernadel befindet sich eine Skalierung von A (franz. avance für ‚Vorgehen‘) bis R (franz. retard für ‚Nachgehen‘). Durch Verstellung der Nadel in die jeweilige Richtung kann so der Gang der Uhr beschleunigt oder verlangsamt werden. Auf Uhrwerken für den englischsprachigen Markt findet man vereinzelt stattdessen auch F (engl. fast) und S (engl. slow).

Zur Überprüfung der Reglage und damit der Ganggenauigkeit dient dem Uhrmacher eine Zeitwaage, ein Gerät, bei dem mit einem Körperschall-Mikrofon die Schwingung gemessen und grafisch dargestellt wird.

Lagenregulierung

Die Lage oder Stellung einer tragbaren Uhr kann einen Einfluss auf die Ganggenauigkeit haben. Um solche Lagefehler auszugleichen, kann eine Armbanduhr bei bis zu sechs Lagen (Krone links, Krone rechts, Krone oben, Krone unten, Zifferblatt unten, Zifferblatt oben) reguliert werden, z. B. in fünf Lagen bei einer COSC-Zertifizierung. Hierzu kann die Kronenwelle eines Uhrwerks an einem Galgen aufgehängt und die Lage des Uhrwerks eingestellt werden.

Ebenso können Lagefehler auch im Zuge einer Lagekompensation durch ständiges Rotieren von Hemmung und Unruh vermieden werden, wie z. B. in zwei Raumdimensionen beim Tourbillon, beim Orbital Tourbillon oder beim Karussell (frz. caroussel). In drei Raumdimensionen rotierend sind Hemmung und Unruh z. B. beim Gyroskop, beim Gyrotourbillon, beim Spherotourbillon oder beim Triple-Axis-Tourbillon. Beim Quadruple Tourbillon kompensieren vier Tourbillons vier Lagen.

Temperaturregulierung

Neben der Lage können auch Temperaturschwankungen die Ganggenauigkeit eines Uhrwerks verändern. Neben der Temperaturkompensation ist eine Reglage bei verschiedenen Temperaturen (etwa 4, 20 und 36 °Celsius) eine weitere Methode zur Minderung des Einflusses wechselnder Temperaturen.

Isochronismusregulierung

Die Feder der Unruh besitzt eine isochrone Länge, die ebenfalls eingestellt werden kann.

Großuhren

Die Schwingungsdauer eines Pendels hängt bei Pendeluhren unter anderem von der als Rückstellkraft wirkenden Gravitation ab. Da die Gravitation eine lokal veränderliche Größe ist, bedingt jeder Ortswechsel eine systematische Gangabweichung. Die Länge eines Uhrpendels muss also passend zum Aufstellungsort justiert werden.

Mit Hilfe der gerändelten Reguliermutter am unteren Pendelstabende lässt sich der Pendelkörper längs der Pendelstange verschieben und damit das für die örtliche Schwerebeschleunigung passende Trägheitsmoment des Schwingsystems einstellen. Die Regulierung wird in der Regel vom Endverbraucher durchgeführt. Um Fehlbedienungen zu vermeiden, haben zahlreiche Fabrikanten Hinweise zur Drehrichtung der Reguliermuttern angebracht. Häufige Bezeichnungen sind die dem französischen retarder (verlangsamen) und avancer (beschleunigen) entlehnten Buchstaben R und A. Der Pfeil zwischen den Buchstaben zeigt unmissverständlich, wo der Uhrmacher an der Rändelmutter zu drehen hat. Bei Produkten für den anglophonen Markt wird die Bezeichnung slow und fast verwendet.

Dreht man die Reguliermutter nach links in Richtung R, wird das Pendel etwas länger, wodurch es etwas langsamer schwingt. Bei der Drehung nach rechts in Richtung A wird das Pendel hingegen etwas kürzer und die Pendelschwingungen schneller, wodurch die Uhr ein wenig schneller geht. Häufig sind die Reguliermuttern vor unbeabsichtigter Verstellung durch eine Kontermutter gesichert, die vor der Reglage um einige Umgänge nach unten gedreht und nach erfolgter Reglage wieder gegen die Reguliermutter geschraubt wird. Beim Verdrehen der Reguliermuttern darf zum Schutz der empfindlichen Pendelaufhängung das gesamte Pendel keinesfalls verdreht oder aus seiner Schwingungsebene gebracht werden.

Literatur

  • Otto Böckle, Wilhelm Brauns: Lehrbuch für das Uhrmacherhandwerk. Arbeitsfertigkeiten und Werkstoffe. 8.–10. Auflage. Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1951 (Reprint, herausgegeben von Michael Stern. Heel, Königswinter 2010, ISBN 978-3-86852-288-4).
  • Hermann Brinkmann: Einführung in die Uhrenlehre (= Die Uhrmacherschule. Bd. 2). 10. unveränderte Auflage. Wilhelm Knapp, Düsseldorf 2005, ISBN 3-87420-010-8.
  • George Daniels: Watchmaking. Updated 2011 edition. Philip Wilson Publishers, London 2011, ISBN 978-0-85667-704-5.
  • Ludwig Lossier: Das Reguliren der Uhren in den Lagen. In Theorie und Praxis dargestellt. 2., unveränderte Auflage. Hübner, Bautzen 1895.

Einzelnachweise

  1. Georges-Albert Berner: Illustriertes Fachlexikon der Uhrmacherei. Stichwort Regulierung. (elektronische Version). Abgerufen am 17. Februar 2013.
  2. Helmut Kahlert, Richard Mühe, Gisbert L. Brunner, Christian Pfeiffer-Belli: Armbanduhren: 100 Jahre Entwicklungsgeschichte. Callwey, München 1983; 5. Auflage ebenda 1996, ISBN 3-7667-1241-1, S. 505.
  3. Georges-Albert Berner: Illustriertes Fachlexikon der Uhrmacherei. Stichwort Rücker. (elektronische Version). Abgerufen am 17. Februar 2013.
  4. Georges-Albert Berner: Illustriertes Fachlexikon der Uhrmacherei. Stichwort Lage. Abgerufen am 12. März 2013.
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