Rigi

Das ganze Massiv der Rigi, von Osten gesehen. Rechts Rigi Kulm, links Hoflue

Höhe 1797 m ü. M.
Lage Kantone Schwyz und Luzern, Schweiz
Gebirge Schwyzer Alpen
Dominanz 13,2 km Niederbauen
Schartenhöhe 1288 m Goldau
Koordinaten 678784 / 211918
pd5

Die Rigi, auch der Rigi, ist ein Bergmassiv zwischen dem Vierwaldstättersee, dem Zugersee und dem Lauerzersee in der Zentralschweiz. Höchster Gipfel ist mit einer Höhe von 1797 m ü. M. Rigi Kulm, ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Etwas weniger hoch sind die weiteren Gipfel Rigi Hoflue, Dossen, Rigi Scheidegg und Vitznauerstock (Kanton Luzern) = Gersauerstock (Kanton Schwyz).

Name

Im Humanismus – erstmals 1479 von Albrecht von Bonstetten – wurde der Name Rigi auf lateinisch Regina montium «Königin der Berge» zurückgeführt, womit die Erhabenheit und Schönheit des Berges charakterisiert werden sollte. Sprachgeschichtlich ist dies jedoch nicht haltbar. Im Bergnamen steckt vielmehr das schweizerdeutsche Gattungswort Rigi, was «horizontal laufende Schichtung, Streifen, Band» bedeutet. Althochdeutsch *rigī ist eine Ableitung zu althochdeutsch rĩhan «umgürten; fälteln, auf einen Faden ziehen».

Der Name findet sich erstmals in einer auf etwa 1350 zu datierenden Marchenbeschreibung des Hofes Küssnacht belegt, und zwar einerseits in einer Abschrift aus dem späten 15. Jahrhundert: uff an denn obresten grad rigenen und einer solchen von 1561: uf denn oberstenn grad Riginun. Gemeint ist im konkreten Fall der Berghang unterhalb des vom Kulm bis zum Rotstock reichenden Grates. Weitere frühe Belege stammen etwa von 1368: Küssnach in pede montibus Riginan «Küsnacht am Fusse der „Rigenen“-Berge» und von 1384: von des bergs, gimeinmerchs und güeter wegen an riginen ob der Egg gelegen «wegen des Berges, des Gemeinbesitzes (Allmend) und der Güter, die an den „Rigenen“ (Fels- und Grasbändern) oberhalb der Egg liegen». Namengebend sind damit «die von weitem sichtbaren, horizontal laufenden Fels- und Grasbänder, die den Gipfel in einem weiten Bogen von Westen nach Osten umgeben». Die noch im 14. Jahrhundert durchwegs und auch im 15. Jahrhundert mehrfach verwendete Mehrzahlform Rigenen – schliesslich sind zahlreiche «Bänder» sichtbar – wird erstmals in einer Urkunde von 1439 durch die Einzahl Rigi ersetzt, worin der Übergang vom Gattungswort für die vielen Gras- und Felsbänder zum Namen für den Berg und das ganze Bergmassiv deutlich wird.

Das grammatikalische Geschlecht ist schwankend. Sprachgeschichtlich ist das Wort und damit auch der Name weiblich. Dieser Gebrauch hat sich in der näheren Umgebung bis heute gehalten, sonst ist er häufig männlich. Der Name der Ortschaft Küssnacht am Rigi am Fuss des Berges belegt, dass auch das maskuline Genus seit Langem in Gebrauch ist. Dieses kann als Anlehnung an Rigiberg erklärt werden.

Geologie

Geologisch gehört die Rigi – abgesehen von den Kalksteinzinnen der Hoflue sowie des Gersauer- bzw. Vitznauerstocks im Süden – nicht mehr zu den Alpen, sondern zur Subalpinen Molasse und damit zum Schweizer Mittelland. Das aus verschiedenen Materialien zusammengepresste, nicht sehr feste Gestein wird auch als Nagelfluh bezeichnet.

An den West- und Nordhängen der Rigi treten oft Starkregen auf. Sie führen stellenweise zu starker Bodenerosion und an flacheren Stellen zur Ablagerung oft mächtiger, mit Humus durchmischter Lockersedimente (Anschwemmung als Kolluvium).

Die Gipfel der Rigi mit einer Schartenhöhe über 40 m
Name Höhe Kanton Schartenhöhe Bezugsscharte
Kulm1797 mSZ 1288 m  Goldau 609 m
Hoflue1699 mSZ 509 m  Gätterlipass 1190 m
Dossen1685 mLU/SZ ca. 255 m  Hinderem Schild ca. 1430 m
Scheidegg1659 mSZ 114 m  Germelebode 1545 m
Rotstock1658 mLU/SZ ca. 75 m  nordöstlich des Gipfels ca. 1583 m
Schild 1548 m LU/SZ 95 m  nordwestlich des Gipfels 1453 m
Würzestock 1483 m LU/SZ ca. 46 m  Unterstetten ca. 1437 m
Vitznauerstock (LU)
Gersauerstock (SZ)
1452 mLU/SZ 275 m  Fälmisegg 1177 m
Hoflue/Grat 1436 m SZ 48 m  nordöstlich des Gipfels 1388 m
Gottertli 1396 m SZ 108 m  Egg 1288 m
Brunniberg 1253 m SZ 57 m  westlich des Gipfels 1196 m
Zünggelenflue 1091 m SZ 165 m  Ränggen 926 m

Die Daten basieren auf den neuesten Schweizer Landeskarten im Massstab 1:10'000, die fortlaufend aktualisiert werden.

Geschichte

Die Rigi war schon früh für Badekuren und Wallfahrten bekannt. Bereits 1540 wurde die heilende Wirkung der Rigi-Kaltbad-Quelle ein erstes Mal erwähnt. Ab dem 18. Jahrhundert war die Rigi dank der guten Lage am Vierwaldstättersee als Ausflugs- und Ferienziel international bekannt.

Im Jahre 1816 wurde das erste aus Holz errichtete Gästehaus auf dem Kulm gebaut. Dieser Bau wurde massgeblich von dem Zürcher Panorama-Zeichner Heinrich Keller unterstützt. In den kommenden Jahrzehnten wurden weitere Gästehäuser errichtet. 1875 wurde als bis heute grösstes, im Gipfelbereich konstruiertes Gebäude das Grand-Hotel «Schreiber» mit 300 Betten eröffnet. Dieses wurde zu Beginn der 1950er-Jahre abgebrochen und durch einen kleineren Neubau ersetzt.

Im Jahr 2016 wurde kombiniert mit einer Aktienerhöhung ein Plan für Erneuerungen der Infrastruktur publiziert, welche bei Anwohnern Angst vor einer unangemessenen Entwicklung vom Bergerlebnis hin zu mehr Konsum weckte.

Öffentlicher Verkehr

Die Rigi ist mit zwei Zahnradbahnen und mehreren Luftseilbahnen erschlossen:

  • von Vitznau: Die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) wurde am 21. Mai 1871 als erste Bergbahn Europas in Betrieb genommen. 1873 erreichte sie den Gipfel; seit 1937 wird sie elektrisch betrieben. Die Strecke von Staffelhöhe nach Kulm musste die VRB bis zur Fusion von der ARB pachten, da sie keine Konzession für diesen im Kanton Schwyz liegenden Streckenteil besass.
  • von Arth-Goldau: Die Arth-Rigi-Bahn (ARB) wurde am 4. Juni 1875 in Betrieb genommen. 1907 wurde diese Bahn als erste normalspurige Zahnradbahn der Welt auf elektrischen Antrieb umgerüstet. Die ursprüngliche Talstrecke von Arth am See nach Goldau besteht nicht mehr, die Bahn beginnt heute am Bahnhof Arth-Goldau.

Luftseilbahnen:

Zwischen Rigi Kaltbad und Rigi Scheidegg wurde 1874 bis 1875 die schmalspurige Rigi-Kaltbad-Scheidegg-Bahn gebaut, die aber nur in wenigen Jahren schwarze Zahlen schrieb und den Betrieb mehrfach unterbrach. 1931 wurde der Betrieb ganz eingestellt, das Rollmaterial verkauft und die Strecke 1942 abgebrochen. Auf dem Trassee dieser Bahn führt heute ein bequemer, auch im Winter gern genutzter Wanderweg über Brücken und durch einen Tunnel.

1859 schlug Friedrich Albrecht eine Schienen-Bahn auf die Rigi vor, deren Gondeln durch Gasballone angetrieben auf den Berg fahren sollten.

Die Seilbahn Rigiblick fährt in Zürich.

Tourismus

Den Besuchern bietet sich ein Panorama über den Vierwaldstättersee und die nahen Alpen sowie nach Norden ins Mittelland. Der Berg bietet verschiedene Freizeitaktivitäten wie Wandern, Schlitteln, Skifahren, Langlaufen, Gleitschirmfliegen, Kutschenfahrten und Nostalgiefahrten mit einer Dampflokomotive aus der Jahrhundertwende.

Daneben gibt es ein dichtes Wanderwegnetz, dessen wichtigste Verbindungen auch im Winter nutzbar sind. Längere Wandermöglichkeiten mit mehr Höhenmetern bieten der Rundweg Kaltbad–First–Klösterli–Trib–Kulm–Staffel–Känzeli–Kaltbad oder der Höhenweg von Rigi Scheidegg nach Rigi Kulm. Die Wanderroute Rigi Scheidegg-Weg führt von Gersau auf die Scheidegg.

Orte

Rigi Kulm

Rigi Kulm auf 1797 m ü. M. ist der Hauptgipfel der Rigi, Bergstation der Zahnradbahnen und Standort einer Sendeanlage. Auf 6 m Höhe des 96 Meter hohen Turms befindet sich eine Aussichtsplattform.

Rigi Kaltbad

Die zur Gemeinde Weggis LU gehörende, auf 1400 m ü. M. liegende Siedlung Rigi Kaltbad ist das Zentrum der Aktivitäten (Station der VRB, Hotelanlagen, Post, Dorfladen, Ferienwohnungen, St.-Michaels-Kapelle.) Der Ort ist autofrei und ebenfalls seit langem als «das kalte Bad» bekannt. Ein beliebter, fast ebener Wanderweg führt zum bekannten Aussichtspunkt Känzeli mit Blick auf Pilatus, Luzern und den Vierwaldstättersee.

Rigi Klösterli

In Rigi Klösterli auf 1320 m ü. M. befindet sich die Kapelle Maria zum Schnee. Eine Station der Arth-Rigi-Bahn erschliesst den Ort.

Seebodenalp

Die Seebodenalp ist eine westwärts vorgelagerte Terrasse der Rigi auf 1030 m ü. M. im Kanton Schwyz in der Schweiz.

Die Rigi in Literatur und Kunst

Das komplette Panorama der Rigi wurde (erstmals?) von Samuel Birmann 1814/1815 gezeichnet. Die Ansicht der Rigi über den Vierwaldstättersee hielt William Turner 1842 in drei Aquarellen fest, von denen namentlich eines weltberühmt wurde: The Blue Rigi, Sunrise.

Literarisch ist die Rigi insbesondere durch Mark Twain bekannt, der in seinen Reiseerzählungen Bummel durch Europa (Original: A Tramp Abroad, 1880) seine Erlebnisse bei der Besteigung des Berges beschreibt. Johann Wolfgang von Goethe besuchte 1775 die Rigi. Jenny von Droste-Hülshoff und Joseph von Laßberg verlobten sich 1831 auf der Rigi. Tolstoi bezeichnet in seinem Werk Aus dem Tagebuch des Fürsten Nechljudow: Luzern (1857) den Ausblick von dort oben als einen der schönsten der Welt. Alphonse Daudet lässt sein Buch Tartarin sur les Alpes (1885) auf Rigi-Kulm beginnen.

Das «Rigilied» Vo Luzärn uf Wäggis zue des Komponisten Johann Lüthi aus dem Jahre 1832 ist ein bekanntes Schweizer Volkslied.

Persönlichkeiten

  • Josef Dahinden (* 1898 in Rigi-Kaltbad; † 1993), Schweizer Skilehrer, Schriftsteller und Filmemacher
  • Josef Müller (* 1820 in Gersau; † 1897), Schweizer Hotelier (Rigi Scheidegg und Gersau), Politiker
  • Xaver von Segesser (* 1814 in Luzern; † 1874 ebenda), Schweizer Architekt und Hotelier (Hotel Rigi Kaltbad, 1840–1874)

Bilder

Literatur

Film

Commons: Rigi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Kurt Meyer: Wie sagt man in der Schweiz? Wörterbuch der schweizerischen Besonderheiten. Brockhaus, Mannheim 1989 (Duden Taschenbücher, Band 22), S. 242; erneut in: Ders.: Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz. Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2006, S. 214.
  2. Gelegentlich Hochfluh oder Hochflue geschrieben.
  3. 1 2 3 Schweizerisches Idiotikon, Band VI, Spalte 753, Artikel Rigi, Bedeutungen 3a und 3b.
  4. Luzerner Namenbuch 2. Rigi. Die Orts- und Flurnamen der Luzerner Rigigemeinden. Hrsg. und bearbeitet von Erika Waser, in Zusammenarbeit mit Alex Baumgartner und Peter Mulle. Gamma, Altdorf 2009, ISBN 978-3-906200-26-2, S. 377–379, hier 378.
  5. Abschnitt nach: Luzerner Namenbuch 2. Rigi. Die Orts- und Flurnamen der Luzerner Rigigemeinden. Hrsg. und bearbeitet von Erika Waser, in Zusammenarbeit mit Alex Baumgartner und Peter Mulle. Gamma, Altdorf 2009, ISBN 978-3-906200-26-2, S. 377–379.
  6. Schweizer Landeskarte
  7. Seit 1871 bis heute – Die Rigi im Wandel der Zeit auf der Website der Rigi Bahnen AG, abgerufen am 2. Mai 2021
  8. W. H. Vormann: Aus den Fremdenbüchern von Rigi-Kulm. B. F. Haller, Bern 1883, S. 918.
  9. Geschichte des Rigi Kulm Hotels
  10. https://www.rigi.ch/content/download/6607/91623/version/2/file/RIGI+BAHNEN+AG+Emissionsprospekt.pdf UNSER BERG – UNSERE PLÄNE – STEIGEN SIE MIT UNS EIN! - Rigi, Emissionsprospekt der Rigi-Betriebsgesellschaft, 2016
  11. Auf der Rigi hängt der Haussegen schief. In: Luzerner Zeitung, 16. Oktober 2017
  12. Luftseilbahn Obergschwend–Rigi Burggeist
  13. Urmiberg
  14. Seilbahngenossenschaft Hinterbergen
  15. Luftseilbahn Vitznau–Wissifluh
  16. Luftseilbahn Küssnacht–Seebodenalp
  17. Geschichte und Technik des Ballonfahrens in «Vermessung, Photogrammetrie, Kulturtechnik», Band 99, Heft 2, 2001.
  18. Auch Chänzeli
  19. The Blue Rigi, Sunrise, Tate Gallery, abgerufen am 31. Juli 2022. Hier werden auch 15 (!) kleine Rigi-Skizzen von Turner gezeigt. – Siehe auch: The Rigi, Artikel in der englischen Wikipedia über alle drei grossen Rigi-Aquarelle von William Turner: The Blue Rigi, The Red Rigi und The Dark Rigi.
  20. s:en:A Tramp Abroad/XXVIII: «The Rigi-Kulm is an imposing Alpine mass, 6,000 feet high, which stands by itself, and commands a mighty prospect of blue lakes, green valleys, and snowy mountains – a compact and magnificent picture three hundred miles in circumference.»
  21. Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Band IV, 1833, Achtzehntes Buch (odysseetheater.org illustriert bei Goethezeitportal): „Ein Viertel nach zwei hatten wir die Höhe erstiegen; wir fanden uns in Wolken, diesmal uns doppelt unangenehm, als die Aussicht hindernd und als niedergehender Nebel netzend. Aber als sie hie und da auseinander rissen und uns, von wallenden Rahmen umgeben, eine klare, herrliche, sonnenbeschienene Welt als vortretende und wechselnde Bilder sehen ließen, bedauerten wir nicht mehr diese Zufälligkeiten …“
  22. Annette von Droste-Hülshoff, Historisch-kritische Ausgabe Band XI 2, S. 330.
  23. s:fr:Tartarin sur les Alpes/Chapitre I: «Le 10 août 1880, à l’heure fabuleuse de ce coucher de soleil sur les Alpes, si fort vanté par les guides Joanne et Bædeker, un brouillard jaune hermétique, compliqué d’une tourmente de neige en blanches spirales, enveloppait la cime du Rigi (Regina montium) et cet hôtel gigantesque, extraordinaire à voir dans l’aride paysage des hauteurs, ce Rigi-Kulm vitré comme un observatoire, massif comme une citadelle, où pose pour un jour et une nuit la foule des touristes adorateurs du soleil.»
  24. Wikidata: Heinrich, III Füssli (Q30304682)
  25. Wikidata: Johann Heinrich Bleuler d. J. (Q30311670)
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