Roelof Johannes Hendrik Kruisinga (* 27. August 1922 in Grijpskerke, Provinz Zeeland; † 7. Dezember 2012 in Wassenaar, Provinz Südholland) war ein niederländischer Arzt und Politiker der Christelijk-Historische Unie (CHU) sowie zuletzt des Christen-Democratisch Appèl (CDA), der sowohl Staatssekretär als auch Mitglied der Zweiten Kammer sowie der Ersten Kammer der Generalstaaten war. Darüber hinaus war er kurzzeitig Verteidigungsminister und Vizepräsident der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Leben

Arzt und Medizinalbeamter

Kruisinga, dessen Vater ebenfalls Arzt war, begann nach dem Besuch der Grundschulen in Grijskerke und Ruurlo sowie der Rijks Hogere Burgerschool in Zutphen sowie Leeuwarden während der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht 1941 zunächst ein Studium an der Landwirtschaftsschule in Leeuwarden. 1941 begann er mit einem Studium der Medizin an der Reichsuniversität Groningen, das er jedoch nach seiner Verhaftung durch den Sicherheitsdienst des Reichsführers SS während des Zweiten Weltkrieges unterbrechen musste.

Nach Kriegsende setzte er das Studium fort und schloss dieses am 12. Oktober 1950 cum laude ab. Nachdem er zwischenzeitlich von 1946 und 1950 bereits als Forschungsassistent an der Reichsuniversität Groningen tätig war, arbeitete er nach Abschluss des Studiums zwischen 1951 und 1956 dort als Wissenschaftlicher Assistent für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und leistete daneben zwischen 1951 und 1953 seinen Militärdienst bei den Streitkräften. Zu dieser Zeit begann er sein politisches Engagement in der CHU und war zunächst von 1952 bis 1953 Sekretär des CHU-Kreisverbandes Groningen sowie zwischen 1956 und 1991 Vorsitzender der CHU beziehungsweise später der CDA von Leeuwarden.

Nach weiteren postgradualen Studien an der University of Aberdeen sowie dem Magdalen College der University of Oxford erfolgte am 2. November 1955 an der Reichsuniversität Groningen seine Promotion zum Dr. med., die er mit einer Dissertation mit dem Titel Over de validiteit van het gehoororgaan ebenfalls cum laude abschloss.

Danach ließ er sich zwischen 1956 und 1960 als Arzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Leeuwarden nieder und war danach vom 1. April 1960 bis 1. September 1962 im Regierungsdienst als Medizinalinspekteur für Volksgesundheit in der Provinz Friesland tätig. Daraufhin wechselte Kruisinga in das Ministerium für soziale Angelegenheiten und Volksgesundheit (Ministerie van Sociale Zaken en Volksgezondheid) und war dort anfangs vom 1. September 1962 bis 1964 Direktor für wissenschaftliche Forschung und Planung sowie im Anschluss bis zum 1. Juni 1965 Direktor für Gesundheitsschutz. Nachdem er zeitgleich kommissarischer Generaldirektor für Volksgesundheit war, fungierte er zwischen dem 1. Juni 1965 und dem 18. April 1967 als Generaldirektor für Volksgesundheit im Ministerium für soziale Angelegenheiten und Volksgesundheit.

Neben seiner Beamtentätigkeit fungierte er von 1960 bis 1965 als Vorsitzender der CHU-Kommission für Volksgesundheit. Des Weiteren engagierte sich Kruisinga in verschiedenen Organisationen und war 1961 Vorstandsmitglied der Psychiatrischen Einrichtung Licht en Kracht in Assen sowie zwischen 1961 und 1964 Vorsitzender der Reformierten Vereinigung für Geistes- und Nervenkranke. Ferner war er bis 1967 Mitglied der Nationalen Planungskommission (Rijksplanologische Commissie).

Staatssekretär und Mitglied der Generalstaaten

Am 18. April 1967 wurde Kruisinga von Ministerpräsident Piet de Jong zum Staatssekretär für Volksgesundheit im Ministerium für soziale Angelegenheiten und Volksgesundheit ernannt und übte dieses Amt im Kabinett De Jong bis zum 6. Juli 1971 aus.

Zwischen dem 11. Mai und dem 28. Juli 1971 war er für die Christelijk-Historische Unie (CHU) Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten und dort zunächst seit dem 29. April 1971 stellvertretender Vorsitzender und danach vom 6. bis 26. Juli 1971 Vorsitzender der Fraktion der CHU.

Der neue Ministerpräsident Barend Biesheuvel ernannte ihn am 28. Juli 1971 zum Staatssekretär für Verkehrsangelegenheiten sowie Kontrolle von Luft- und Wasserverunreinigungen im Ministerium für Verkehr und Wasserstraßen (Ministerie van Verkeer en Waterstaat). Zugleich übernahm er am 1. Juni 1972 in diesem Ministerium auch die Zuständigkeit für Post, Telegrafie und Telekommunikation und behielt das Amt des Staatssekretärs im Kabinett Biesheuvel bis zum 20. März 1973. Außerdem bekleidete er von 1971 bis 1975 die Funktion des Vorsitzenden der Vereinigung für Gerontologie.

Am 20. Dezember 1972 wurde Kruisinga erneut Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten und vertrat die Interessen der CHU nunmehr bis zum 19. Dezember 1977. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung Biesheuvel fungierte er zwischen dem 1. Juli 1973 und dem 25. Mai 1977 abermals als Vorsitzender der CHU-Fraktion in dieser Kammer sowie zeitgleich politischer Führer der Partei. Des Weiteren war er vom 15. November 1973 bis März 1976 Vorsitzender einer Sonderkommission der Zweiten Kammer für einen Gesetzentwurf zur Gründung eines Wissenschaftsrates zur Beratung der Regierung.

Am 8. Juni 1973 wurde Kruisinga, der auch mit dem Ritterkreuz des Orden vom Niederländischen Löwen ausgezeichnet wurde, Kommandeur des Orden von Oranien-Nassau.

Daneben fungierte er von September 1975 bis Mai 1977 zusammen mit Willem Aantjes und Frans Andriessen abwechselnd als Vorsitzender der gemeinsamen Fraktion von Anti-Revolutionaire Partij (ARP), CHU und Katholieke Volkspartij (KVP) in der Zweiten Kammer sowie anschließend vom 6. Juni bis zum 19. Dezember 1977 Zweiter Vizevorsitzender der CHU-Fraktion in der Zweiten Kammer.

Verteidigungsminister, WHO-Funktionär und Mitglied der Ersten Kammer der Generalstaaten

Ministerpräsident Dries van Agt berief ihn am 19. Dezember 1978 zum Verteidigungsminister (Minister van Defensie) in dessen erstem Kabinett, dem er bis zum 4. März 1978 angehörte.

Am 16. August 1978 ging Kruisinga zur Weltgesundheitsorganisation (WHO), für die er zunächst bis zum 1. Juni 1979 als Berater für Umweltschutz tätig war, ehe er anschließend vom 1. Juni 1979 bis Mai 1982 Mitglied des Exekutivrates und Vizepräsident der WHO war. Außerdem war er 1979 Vorsitzender des Verwaltungsrates der Internationalen Agentur für Krebsforschung.

Darüber hinaus war Kruisinga zwischen dem 10. Juni 1981 und dem 11. Juni 1991 Mitglied der Ersten Kammer der Generalstaaten, wobei er nunmehr den am 11. Oktober 1980 gegründeten Christen-Democratisch Appèl (CDA) vertrat. Zugleich fungierte er vom 23. Juni 1981 bis zum 23. Juni 1987 Vorsitzender des Ständigen Ausschusses der Ersten Kammer für Landwirtschaft und Fischerei sowie anschließend bis zum 11. Juni 1991 Vorsitzender des Ständigen Ausschusses der Ersten Kammer für Organisationen der europäischen Zusammenarbeit und zeitgleich kommissarischer Vorsitzender des Ständigen Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten.

Während dieser Zeit war er vom 1. November 1982 bis 1987 auch Vorsitzender der Projektorganisation für akademische Krankenhäuser sowie seit 1987 Vorsitzender des Aufsichtsrates von STERLAB, eine Stiftung für Laboratorien zur Anerkennung von Elternschaften. Ferner war er zwischen 1990 und 2000 Honorargeneralkonsul von Slowenien.

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