Mit Romuleisches Jahr bezeichnen antike Historiker die einzelnen Kalenderjahre des römischen Kalenders in der Königszeit des sagenhaften Romulus, bevor der legendäre König Numa Pompilius gegen Ende des achten vorchristlichen Jahrhunderts den römischen Kalender modifiziert haben soll.
Zeitgenössische Belege für das romuleische Jahr fehlen vollständig. Es soll gemäß der Überlieferung als zehnmonatiges Jahr den Zeitraum von März bis Dezember, mit insgesamt 304 Tagen umfasst haben. Die Monate Ianuarius und Februar wurden erst später hinzugefügt unter Numa Pompilius als elfter und zwölfter Monat, der römische Kalender begann jedoch bis spät in die Kaiserzeit mit dem Monat März. Die Berechnung der Länge des romuleischen Jahres basiert als Anachronismus auf den Angaben des julianischen Kalenders ab Augustus im Jahr 8 v. Chr.
Das von den Etruskern benutzte Mondjahr zählte für zehn Monate 295 bis 296 Tage, der später modifizierte römische Kalender für den Zeitraum von Ianuraius bis October 297 Tage. Aufgrund dieser Vorgaben erweist sich das romuleische Zehnmonatsjahr als ein auf unhistorischer Grundlage nachträglich erstelltes Konstrukt.
Literatur
- Jörg Rüpke: Kalender und Öffentlichkeit: Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom. de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-014514-6, S. 201.
- Udo Scholz: Zur Erforschung des römischen Kalenders. In: Orientalia 59, 1990, S. 255–264.
- Einar Gjerstad: Notes of the early Roman Calendar. In: Acta Archaeologica 32. Kopenhagen 1961, S. 193–214.
- Danielle Porte: Les donneurs de sacré: Le prêtre à Rome. Les Belles Lettres, Paris 1989, ISBN 2-251-33806-3, S. 133.