Rudolf Bullerjahn (* 13. Januar 1856 in Berlin; † 25. Dezember 1910jul. / 7. Januar 1911greg. in Moskau; eigentlich: Bullrian) war ein Musiker, seit 1886 städtischer Musikdirektor in Göttingen. Rudolf Bullerjahn war der Namensgeber einer unter Verbindungsstudenten beliebten Musikveranstaltung, die ebenfalls „Bullerjahn“ genannt wurde.
Leben und Wirkung
Rudolf Bullerjahn wurde 1856 in Berlin geboren und erhielt dort eine gründliche musikalische Ausbildung. Von 1882 bis 1886 war er Solist in der Hofkapelle in Meiningen.
1886 wurde er städtischer Kapellmeister in Göttingen. Auf die Position waren dem Stadtrat über 40 Bewerbungen zugegangen. Man entschied sich schließlich für Bullerjahn, weil er Lehrer am angesehenen Konservatorium in Sondershausen gewesen war und bereits das Leipziger Gewandhausorchester als Gast dirigiert hatte. Den Ausschlag gab allerdings, dass er nicht weniger als 48 eigene Kompositionen vorweisen konnte. Auf eigenen Wunsch erhielt Bullerjahn den Titel „Musikdirektor“. Er erwarb sich mit seinen Konzerten schnell einen Namen und es hieß, dass er sämtliche Werke Beethovens auswendig und ohne Partitur dirigieren könne.
Da die städtische Kapelle sich ihren Etat aber selbst verdienen musste, nahm Bullerjahn auch Aufträge für Tanzmusik an, was zwangsläufig zum Konflikt mit dem Musikkorps des 82. Infanterie-Regiments unter Leitung des Stabshautboisten Meyer führen musste. Da die Militärmusiker zur Freude des Publikums Feuerwerk und Gewehrschüsse mit Platzpatronen in ihre Darbietungen integrierten, versuchte Bullerjahn, den „Schlachtenlärm“ mit noch stärkerem Lärm zu schlagen. Er bezog die Studenten, die mit ihren Bierseideln klapperten und deren Gesang mit in seine Konzerte ein, was sich bei einem Teil der Göttinger auch Beliebtheit erfreute. Aus einer hierfür komponierten Stück ohne Text schufen die Studenten das Lied vom „Bullerjahn“. Langfristig artete dies aber zur „Krawallmusik“ aus und Bullerjahn büßte seinen Ruhm als ernstzunehmender Komponist und Dirigent ein. Nachdem der musikalische Ruf der städtischen Kapelle so sehr gesunken war, legte Bullerjahn auf Bitten des Oberbürgermeisters Georg Merkel sein Amt nieder.
1891 ging er, weil er aufgrund der Ereignisse in Göttingen im Deutschen Reich keine Anstellung mehr fand, ins russische Baltikum, wo er durch die Protektion ehemaliger Göttinger Studenten ein angesehener Konzertdirigent wurde. Er gab gut besuchte Konzerte in Windau, Mitau, Jakobstadt, Riga, Pernau und Dorpat. Der baltische Adel öffnete ihm schließlich den Weg in die Petersburger und Moskauer Konzertsäle. Durch Fürsprache eines Gönners, angeblich eines Großfürsten, konnte Bullerjahn am 7. November 1902 als Gast das Orchester der Metropolitan Opera in New York dirigieren. Ebenso dirigierte er im Februar 1905 als Gast die Berliner Philharmoniker. Beide Auftritte zogen schlechte Kritiken nach sich, sodass Bullerjahn nach Moskau zurückkehrte, wo er 1911 in bescheidenen Verhältnissen starb.
Seit April 2002 verfügt er über eine eigene Gedenktafel an seinem Göttinger Haus, mit denen die Stadt Göttingen ihre bekannten Persönlichkeiten ehrt.
Seit Anfang November 2010 hat der alte Ratskeller zu Göttingen unter dem Namen „Speise- & Schankwirtschaft Bullerjahn“ neu eröffnet. Namensgeber des neu eingerichteten Restaurants ist Rudolf Bullerjahn.
Literatur
- Meinhardt, Günther: Bullerjahn – Alt-Göttinger Studenten-Anekdoten. Göttingen 1974
- Nissen, Walter/Prauss, Christina/Schütz, Siegfried: Göttinger Gedenktafeln – Ein biographischer Wegweiser. Göttingen 2002