Rue Notre-Dame des Champs
Lage
Arrondissement 6.
Viertel Notre-Dame-des-Champs
Beginn 125, rue de Rennes
Ende 18, Avenue de l’Observatoire
Morphologie
Länge 1,01 km
Breite 11,7 m
Geschichte
Entstehung im 17. Jahrhundert
Ursprungsnamen Chemin Herbu
Rue du Barc
Chemin de Coupe Gorge (1670)
Rue Neuve Notre-Dame des Champs
Rue de la Montagne des Champs
Kodierung
Paris 6779

Die Rue Notre-Dame des Champs ist eine Straße im 6. Arrondissement von Paris. Sie beginnt bei der Rue de Vaugirard (gegenüber der Rue du Regard) und endet bei der Avenue de l’Observatoire.

Lage

Auf einer Länge von mehr als einem Kilometer durchquert die Straße das 6. Arrondissement von West nach Ost. Dabei folgt sie der kurvenreiche Trasse des Feldweges, der hier ursprünglich verlief.

In unmittelbarer Nähe ihres Anfangs befindet sich die Station Saint-Placide, die von der Linie 4 der Pariser Métro bedient wird. Gut 200 Meter nach dem Beginn der Straße befindet sich an der Kreuzung zum Boulevard Raspail die zur Linie 12 der Pariser Métro gehörende Station Notre-Dame-des-Champs und in unmittelbarer Nähe ihres Endes die zur Linie B des Pariser Schnellbahnnetzes RER gehörende Bahnhof Port-Royal.

Namensursprung

Die Straße wurde ursprünglich als Weg zur Kapelle Église Notre-Dame-des-Champs angelegt und bezieht hieraus ihren heutigen Namen.

Geschichte

Der Weg existierte nachweislich bereits im 14. Jahrhundert und war ursprünglich unter der Bezeichnung Chemin Herbu bekannt. Später firmierte die Straße als Rue du Barc, Chemin de Coupe Gorge (1670), Rue Neuve Notre-Dame des Champs und während der Revolution als Rue de la Montagne des Champs.

Sehenswürdigkeiten

Berühmte Bewohner

  • Nr. 19:
    • Hier stand das Haus, in dem Sainte-Beuve 1830 wohnte.
    • Hier stand das Haus eines kleinen Seminars (bis 1914).
  • Nr. 27 (ehemals 11): Victor Hugo lebte hier von April 1827 bis Februar 1830. Das Gebäude wurde 1904 zerstört.
  • Nr. 28: Der Bildhauer Francis La Monaca zog 1911 hier ein.
  • Nr. 34: Atelier von Auguste Renoir von 1871 bis 1873
  • Nr. 53: 1870 wohnte Paul Cézanne in dem Haus, das damals diese Adresse hatte.
  • Nr. 73: Der Maler Othon Friesz (1879–1949) unterhielt von 1914 bis zu seinem Ableben am 10. Januar 1949 ein Atelier.
  • Nr. 83: Hier lebte von 1972 bis zu seinem Tod der Schriftsteller und Philosoph Manès Sperber (1905–1984). Die Wohnung wird noch heute von seinem Sohn Dan Sperber (* 1942) bewohnt.
  • Nr. 86:
    • Atelier des Amerikaners James McNeill Whistler von 1892 bis 1902
    • Atelier von Fernand Léger, er gründete hier 1924 die Académie de l’art moderne mit Amédée Ozenfant (1886–1966), wo Letzterer bis 1928 unterrichtete; daraus wurde dann 1934 die Académie de l’art contemporain.
    • Der Fresko Maler Marcel-Lenoir zog 1928 hier ein.
  • Nr. 96: Charles Champigneulle, Glasmaler
  • Nr. 111: Camille Claudel
  • Nr. 113: Ernest Hemingway von 1924 bis 1926. Das Haus wurde im 19. Jahrhundert vom Bankier Louis-Prosper Claudel und seiner Familie bewohnt.
  • Nr. 117: Camille Claudel (1864–1943) mietete seit 1882 zusammen mit weiteren früheren Absolventen der Art Training School – Amy Singer, Emily Fawcett und Jessie Lipscomb – ein gemeinsames Atelier, in dem die jungen Frauen von Alfred Boucher unterrichtet wurden.
  • Auch der Maler Charles Gleyre (1806–1874) unterhielt in der Straße ein Atelier, in dem um 1856/57 der spätere Zeichner und Schriftsteller George du Maurier (1834–1896) ein Kunststudium absolvierte.

Einige Bilder aus der Straße

Besondere Einrichtungen

In der Straße befindet sich eine Reihe von kirchlichen (Bildungs-)Einrichtungen.

Im ersten Abschnitt zwischen Rue de Rennes und Boulevard Raspail befindet sich im Haus Nummer 18 die Congrégation des Soeurs du Bon Secours de Paris, eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft von Krankenschwestern. Unter der benachbarten Nummer 22 befindet sich das katholische Collège Stanislas. Auf der gegenüber liegenden Seite befindet sich unter Nummer 17 die katholische Communauté Foyer de Nazareth.

Auf der anderen Seite, an der Kreuzung mit dem Boulevard Raspail, befindet sich im Haus Nummer 39 die Union Mondiale des Organisations Féminines Catholique (dt. Weltverband der katholischen Frauenorganisationen) und die Herberge Association Adèle Picot.

Hinter der nächsten Kreuzung mit der Rue Vavin befindet sich im Haus Nummer 61 ein Schulinternat der Notre-Dame de Sion – Sainte Marie Apel.

Im Haus Nummer 109 befindet sich die weltliche Privatschule der École Alsacienne.

In der Literatur

In der zweiten Episode des Romans L’Envers de l’histoire contemporaine von Honoré de Balzac wird Godefroi von der Société des Frères de la consolation im Jahr 1839 in ein Haus in der Rue Notre-Dame des Champs geschickt, das zum Boulevard du Montparnasse führt, wo die Familie von Monsieur Bernard wohnt:

« Arrivé rue Notre-Dame-des-Champs, dans la partie aboutissant à la rue de l’Ouest (Heute: Rue d’Assas), qui, ni l’une ni l’autre, n’étaient encore pavées à cette époque, il fut surpris de trouver de tels bourbiers dans un endroit si magnifique. On ne marchait alors que le long des enceintes en planches qui bordaient des jardins marécageux, ou le long des maisons, par d’étroits sentiers bientôt gagnés par des eaux stagnantes, qui les convertissaient en ruisseaux. »

Als er auf der Rue Notre-Dame-des-Champs, in dem Teil, der zur Rue de l’Ouest führt, die damals beide nicht gepflastert waren, ankam, war er überrascht, solche Moraste an einem so schönen Ort zu finden. Sie gingen nur entlang der Bretterumzäunungen, die die sumpfigen Gärten säumten, oder entlang der Häuser, auf schmalen Pfaden, die bald von stehendem Wasser verschluckt wurden, das sie in Bäche verwandelte.

In Der König in Gelb (1895) von Robert W. Chambers beginnt eine der Kurzgeschichten mit dem Titel La Rue Notre-Dame-des-Champs:

« La rue n’est pas élégante, pas plus qu’elle n’est misérable. C’est une paria parmi les rues – une rue sans quartier.... »

Die Straße ist nicht elegant und auch nicht elend. Sie ist eine Ausgestoßene unter den Straßen – eine Straße ohne Nachbarschaft...
Commons: Rue Notre-Dame-des-Champs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. «82, Rue Notre-Dame des Champs», www.pass-archi.eu
  2. Hortense Allart, Nouvelles Lettres à Sainte-Beuve, 1832–1864, Librairie Droz, 1965 ISBN 978-2-600-03473-9
  3. Jacques Hillairet, Dictionnaire historique des rues de Paris, Paris, Éditions de Minuit, 1972, 1985, 1991, 1997 usw. (1. Ausg. 1960), 1 476 S., 2 Bd., ISBN 2-7073-1054-9, OCLC 466966117, Bd. 2, S. 188
  4. Lucien Lambeau, «La maison de Victor Hugo, rue Notre-Dame-des-Champs», Procès-verbal de la Commission municipale du Vieux Paris, 15. Dezember 1904, S. 310–318
  5. Seine italienische Homepage
  6. An dieser Stelle wurde das ISEP errichtet.
  7. Gerhard Finckh, Auguste Renoir und die Landschaft des Impressionismus, Von der Heydt-Museum, 2007, S. 188
  8. Ambroise Vollard, Auguste Renoir, Éditions G. Crès et Cie, 1920, S. 63
  9. (fr) Les adresses de Cézanne à Paris, La Société Paul Cezanne
  10. (fr) la plaque apposée sur la façade
  11. Isabelle Enaud-Lechien, James Whistler. Le peintre et le polémiste (1834–1903), ACR Éditions, coll. «Poche Couleur», 1995, S. 162
  12. «Fernand Léger dans son atelier, 8, 6, rue Notre-Dame-des-Champs», 1937, Foto von Brassaï, collection particulière
  13. Fernand Léger et la vérité optique, Beilage in Presse de l’exposition rétrospective au Centre Georges-Pompidou du 29 mai au 29 septembre 1997
  14. Marie-Ange Namy, « Marcel-Lenoir et la fresque », InSitu. Revue des patrimoines, N° 22, 2013
  15. Biographie de Charles Champigneulle sur le site du musée de la Marine
  16. Janet Souter, Camille Claudel, traduction de Marion Olivier, Parkstone International, ISBN 978-1-85995-107-1, S. 19 (fr) nachzulesen
  17. The New York Times: «Hemingway’s Paris», 2006
  18. vgl. Artikel über Jessie Lipscomb
  19. Reine-Marie Paris: Camille Claudel 1864–1943, Frankfurt /M., ISBN 978-3-10-059003-9, S. 27
  20. archive.wikiwix.com
  21. Musée Rodin: Erstes Atelier in der Rue Notre-Dame des Champs (Memento des Originals vom 5. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (französisch; abgerufen am 1. Juli 2012)
  22. vgl. Liste der Wohnadressen von George du Maurier
  23. Collège Stanislas (französisch; abgerufen am 6. April 2013)
  24. World Union of Catholic Women’s Organisations (englisch; abgerufen am 6. April 2013)
  25. Sion-Paris: Groupe scolaire (Memento des Originals vom 23. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (französisch; abgerufen am 6. April 2013)
  26. École Alsacienne (französisch; abgerufen am 6. April 2013)
  27. Honoré de Balzac, L’Envers de l’histoire contemporaine, Éditions Gallimard, 1977, Sammlung Bibliothèque de la Pléiade, La Comédie humaine, Bd. VIII, ISBN 2-07-010866-X
  28. Robert William Chambers, (1865–1933), Le roi en jaune: Nouvelles, Librairie générale française, 2014, ISBN 978-2-253-18400-3, ISBN 2-253-18400-4, OCLC 908239957

Koordinaten: 48° 51′ N,  20′ O

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