Ruthenische griechisch-katholische Kirche
lateinisch Ecclesia Graeco-Catholica Ruthenica
Basisdaten
Ritus Byzantinischer Ritus
Liturgiesprache Kirchenslawisch, Ukrainisch, Slowakisch, Englisch
Kalender Julianischer Kalender
Gründungsdatum 23. April 1646
Sitz Eparchie Mukatschewe (Uschhorod)
Hierarch Bischof von Mukatschewo Sedisvakanz
Statistik
Jurisdiktionen 7
Gläubige 573.000
Bischöfe 8
Pfarreien 660
Diözesanpriester 508
Ordenspriester 52
Ständige Diakone 76
Ordensbrüder 71
Ordensschwestern 133
Stand: 2014

Die Ruthenische griechisch-katholische Kirche, auch kurz Ruthenische Kirche genannt, ist eine Teilkirche der römisch-katholischen Kirche. Sie untersteht deren Jurisdiktion und erkennt den Papst als ihr geistliches Oberhaupt an, folgt aber dem byzantinischen Ritus in der Liturgie und im geistlichen Leben (katholische Ostkirche). Die Kirche umfasst etwa 650.000 Gläubige im äußersten Westen der Ukraine, Slowakei, Tschechien und die Diasporakirche in den USA. Ihr Hauptsitz ist Uschhorod. Die Sprache der Liturgie ist vornehmlich kirchenslawisch oder eine Landessprache.

Sie ist nicht identisch mit der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche und deren Vorläuferin, der ruthenischen griechisch-katholischen Kirche im Königreich Polen-Litauen.

Geschichte

Die Ursprünge der Kirche liegen in den ostkarpatischen Regionen Karpatoukraine, Ostslowakei und Nordostungarn. Hierher gelangte der christliche Glaube schon im 9. Jahrhundert zu Zeiten des Großmährischen Reiches. Es folgte wohl von Anfang an der byzantinischen Tradition, als Erstverkündiger werden die „Slawenapostel“ Kyrill und Method verehrt. Ein Bischof von Mukacevo ist 1491 urkundlich.

Im 17. Jahrhundert war fast der gesamte ungarische Raum protestantisch geworden, um das Übergreifen in den Osten zu verhindern, versuchte Rom die seinerzeit orthodoxen Ruthenen für sich zu gewinnen. Am 24. April 1646, am Ende des Dreißigjährigen Krieges, bekannten sich 65 orthodoxe Priester im Königreich Ungarn in der Kirchenunion von Uschhorod zur katholischen Kirche. 1664 und 1713 folgten weitere regionale Unionen. Rund 100 Jahre später gab es fast keine orthodoxen Gläubigen mehr in diesem Gebiet (daher gibt es, anders als bei den meisten anderen griechisch-katholischen Kirchen, keine „Ruthenisch-orthodoxe Kirche“ mehr).

In den folgenden Jahrhunderten hatten die ruthenischen Katholiken keine eigene Struktur, galten doch die ruthenischen Priester als Kaplane der lateinischen Pfarrer und ihr Bischof in Mukatschewo nur als Ritual-Vikar des lateinischen Bischofs von Eger. Erst die Bitte der Kaiserin Maria Theresia brachte Papst Clemens XIV. 1771 dazu, dass die Ruthenische Kirche in Mukatschewo ihre eigene Eparchie erhielt. Sieben Jahre später erhielten sie in Uschhorod ihr eigenes Priesterseminar.

Durch die starke Emigration des frühen 20. Jahrhunderts entstand eine kräftige Diaspora in den USA, heute organisiert als autonome „Byzantine Catholic Metropolitan Church of Pittsburgh, USA“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Ruthenen in der Heimat von den Machthabern der Sowjetunion systematisch verfolgt, das Priesterseminar 1946 geschlossen und die Kirche 1949 mit der Russisch-Orthodoxen Kirche zwangsvereinigt.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blühten die Gemeinden wieder auf; 1997 gab es in der Eparchie Mukatschewe 264 Gemeinden und 141 Priester. 1995 konnte in Uschhorod ein neues Priesterseminar eingerichtet werden.

Charakteristik

Die Ruthenisch-Katholische Kirche hat unter den Byzantinern in Osteuropa eine Sonderstellung, da die Ruthenische Kultur (Russinen) nie eine Nationalstaatlichkeit aufbaute. Für die ruthenische Kirche ist im Prinzip das Kirchenslawisch als Liturgiesprache charakteristisch, das Ruthenische ist dessen ursprüngliche Volkssprache und Vorläufer des Ukrainischen, Belarussischen und Russinischen. Im Mutterland muss sich die Gemeinschaft heute beständig der Vereinnahmung durch die Ukrainisch-Katholische Kirche erwehren. Zudem haben die Jahre des Untergrundes zu Entfremdungen und Trennungen geführt, so dass ihr Exarchat in Prešov seit 1996 der Sitz einer neuen, der Slowakischen griechisch-katholischen Kirche ist (nur mehr im tschechischen Raum gibt es noch slowakisch-ruthenische Gemeinden), und das Exarchat Miskolc zur Ungarischen Kirche zählt.

Die heute etwa 663.000 Gläubigen leben in der Ukraine, in Tschechien und in den USA. Sie sind in drei Metropolien unterteilt.

  1. Zur Eparchie Mukatschewe gehören 380.000 Gläubige; Sitz des Bischofs ist Uschhorod. Der Bischof von Mukatschewo, dessen Gebiet in der Ukraine liegt, untersteht direkt dem Heiligen Stuhl und besitzt keine Suffragane. Gegenüber den anderen beiden Metropoliten genießt er einen Ehrenvorrang, hat jedoch keinen kirchenrechtlichen Primat.
  2. Das Apostolische Exarchat Tschechien mit 180.000 Gläubigen und Sitz in Prag wurde 1996 errichtet. Vorher gehörten die tschechischen Gläubigen zur Eparchie von Prešov der heutigen Slowakischen griechisch-katholischen Kirche im jetzt eigenständigen Staat Slowakei.
  3. Zur Byzantine Catholic Metropolitan Church ''sui iuris'' of Pittsburgh gehören vier Diözesen (Eparchie Passaic, Erzeparchie Pittsburgh, Eparchie Parma in Parma (Ohio) und Eparchie Phoenix in Phoenix (Arizona)) mit 243 Gemeinden und rund 90.000 Gläubigen. Der Metropolit-Erzbischof hat seinen Sitz in Pittsburgh. Die Gläubigen feiern ihren Gottesdienst vornehmlich auf Englisch. Die Kirche ist heute eigenständig und jurisdiktionell unabhängig von der europäischen Mutterkirche. Den Priestern ist es seit 1999 wieder gestattet, verheiratet zu sein.

Das Apostolische Exarchat Miskolc wurde am 4. Juni 1924 für die 21 Gemeinden der Ruthenen in Ungarn begründet. Da diese bald zur ungarischen Liturgie wechselten, wird sie seit dieser Zeit durch den ungarischen Eparchen, den Bischof von Hajdúdorog, verwaltet und wird in jüngsten Jahren auch förmlich zur Ungarischen Griechisch-katholischen Kirche gerechnet.

Wichtige Personen

siehe auch Kategorie:Ruthenisch griechisch-katholischer Bischof

Siehe auch

Literatur

  • Dobos, András: Prassi e teologia circa l'eucaristia nella storica eparchia di Mukacevo. Dall'unione di Uzhorod (1646) fino alla meta del XX secolo (Studies in Eastern Christian Liturgies 3), Aschendorff, Münster 2021,

ISBN 978-3-402-21770-2

Einzelnachweise

  1. The Eastern Catholic Churches 2014. (Nicht mehr online verfügbar.) Catholic Near East Welfare Association, archiviert vom Original am 22. August 2014; abgerufen am 10. Februar 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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  3. Griechisch-Katholische Kirche in Ungarn, pro-oriente.at

Koordinaten: 48° 37′ 23,5″ N, 22° 18′ 7,7″ O

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