Simos ist die Bezeichnung für eine Motorsteuergeräte-Baureihe des Volkswagen-Konzerns. Gegenüber dem Vorgängersystem Digifant hat Simos das Ziel, die Gemischaufbereitung weiter zu verbessern um einen möglichst günstigen Emissionsausstoß und einen ökonomischen Verbrauch bei optimaler Leistung zu erhalten. Sie wurde stetig weiterentwickelt, wobei je nach Motortyp und Baujahr weitere Funktionen ergänzt oder verändert wurden.

Aufbau

Die Simos ist eine elektronisch gesteuerte Einspritzung mit programmierten Kennfeldern für Einspritzzeit und Zündzeitpunkt. Sie verfügt über Schubabschaltung, Lambda-Regelung, Kaltstart-, Warmlauf-, Volllastanreicherung und Aktivkohlefilterregelung. Die Einspritzventile werden sequentiell angesteuert und spritzen den Kraftstoff in das Saugrohr vor die Einlassventile oder direkt in den Brennraum. Der Zündzeitpunkt wird bei allen Simos-Varianten elektronisch bestimmt. Alle Simos-Varianten verfügen über eine zylinderselektive Klopferkennung mit einem oder zwei Klopfsensoren und eine elektronische Leerlaufregelung mit Hilfe der Drosselklappeneinheit. Die Drosselklappeneinheit beinhaltet Leerlaufschalter und Drosselklappenpotentiometer sowie einen Stellmotor. Die Luftmasse wird mit Hilfe eines Luftmassenmessers bestimmt. Alle Simos-Varianten sind adaptiv, so dass der CO-Wert und die Leerlaufdrehzahl nicht mehr eingestellt werden müssen.

Die Motorsteuergeräte besitzen einen Fehlerspeicher und sind voll diagnosefähig. Die Drosselklappeneinheit und einige Aktoren lassen sich durch eine Stellglieddiagnose testen.

Bei Ausfall einzelner Sensoren werden Standardwerte angenommen. Die Drosselklappeneinheit hat Notlauf-Funktionen. In den meisten Fällen ist so noch eine Fahrt in die Werkstatt möglich.

Gemischkorrektur

Starterkennung

Das Steuergerät erkennt über Klemme 50, dass der Motor gestartet werden soll. Zu diesem Zeitpunkt ist der Starter noch nicht eingespurt und die Batteriespannung ist hoch genug, um das Schalten des Kraftstoffpumpenrelais sicherzustellen. Dasselbe Signal wird verwendet, um bei einem Automatikgetriebe die Stellungen „N“ und „P“ zu erkennen und so die Leerlaufdrehzahl besser stabilisieren zu können. Bei einigen Fahrzeugtypen wird die Kraftstoffpumpe beim Öffnen der Fahrertür bereits für eine Sekunde aktiviert, um hinreichend Druck im System aufbauen zu können. Da der OT des ersten Zylinders erst nach zwei Kurbelwellenumdrehungen erkannt werden kann, spritzen die Einspritzventile bei der ersten Kurbelwellenumdrehung nach Motorstart simultan ein. Nach zwei Kurbelwellenumdrehungen wird auf sequentielle Einspritzung umgeschaltet. Dies gewährleistet einen schnelleren Motorstart.

Kaltstart

Die Einspritzventile werden vom Steuergerät länger geöffnet um das Gemisch anzufetten. Bei steigender Kühlwassertemperatur nimmt die Öffnungsdauer ab. Die Lambda-Regelung ist deaktiviert. Die Leerlauf Luftmenge wird von der Drosselklappeneinheit angehoben. Bei Umgebungstemperaturen unter 10 °C werden Mehrfachzündungen ausgelöst, um ein besseres Kaltstartverhalten des Motors zu gewährleisten.

Warmlaufphase

In der Warmlaufphase wird der Leerlauf durch die Drosselklappeneinheit stabilisiert. Die Lambda-Regelung wird bei Erreichen der Betriebstemperatur der Sonde aktiviert.

Laständerungen

Die Laständerungen werden durch den Luftmassenmesser erkannt. Lastschläge werden über die Drosselklappeneinheit abgefangen (Schließdämpfer). Zusätzlich wird über Zündwinkeländerungen ein Ruckeln gemindert.

Änderung der Ansauglufttemperatur

Erkennung über einen temperaturabhängigen Widerstand im Ansaugtrakt. Das Steuergerät reagiert mit Verlängerung oder Verkürzung der Einspritzzeit.

Drehzahlbegrenzung

Das Steuergerät bekommt die Drehzahlinformation vom Drehzahlsensor für die Motordrehzahl und nimmt die Einspritzzeit bei einer vom Motortyp abhängigen Drehzahl zurück.

Schubabschaltung

Erkennung über Drehzahl und den Leerlaufschalter in der Drosselklappensteuereinheit. Das Steuergerät stoppt die Einspritzung bei eingelegtem Gang und losgelassenem Gaspedal oberhalb von 1500 min-1.

Volllast

Erkennung über Drehzahl und Drosselklappenstellung; das Steuergerät erhöht zusätzlich die Öffnungsdauer der Einspritzventile.

Lambda-Regelung

Eine Lambdasonde erkennt fettes oder mageres Gemisch, dementsprechend wird die Einspritzzeit verändert.

Zündzeitpunktbestimmung

Das Motorsteuergerät passt mit Hilfe der Größen Kühlwassertemperatur, Drehzahl, Lastzustand und den Klopfsensor(en) den Zündzeitpunkt an. Der Leerlauf wird zusätzlich über den Zündzeitpunkt stabilisiert.

Varianten

Alle Simos-Varianten verwenden für die Grundfunktion weitestgehend dieselben Aktoren und Sensoren und werden je nach Motorkennbuchstaben und Typ mit Versionsnummern gekennzeichnet. Ältere Varianten verfügen über diverse Signaleingänge und -ausgänge für Drehzahl-, Geschwindigkeits- und Verbrauchsinformationen, Leerlaufanhebung, Automatikgetriebe und Wegfahrsperren. Die Drosselklappeneinheit und das Gaspedal sind hier per Gaszug verbunden. Neuere Varianten setzen den CAN-Bus ein und verfügen über ein elektronisches Gaspedal, ein elektronisch geregeltes Kühlsystem und eine ruhende Zündanlage. Durch neuere Abgasgrenzwerte kamen Abgasrückführungsventil und in späteren Varianten eine lineare Vorkat-Lambdasonde und eine Nachkat-Lambdasonde hinzu. Für Benzin-Direkteinspritzer mit bedarfsgeregeltem Kraftstoffsystem und Motoren mit Schaltsaugrohr, elektrohydraulischer Motorlagerung oder Nockenwellenverstellern gibt es Varianten mit entsprechenden Aktoren, Sensoren und im Steuergerät hinterlegten Kennfeldern. Die Simos wurde von 1994 bis 2011 in vielen Modellen des Volkswagen-Konzerns verbaut.

Übersicht der Simosvarianten

VersionModellHubraumBauartZyl.kW/PSMKBBauzeit
Simos 11,6 l1.595Reihe474/100AFT7/1995 – 10/2000
Simos 11,6 l1.595Reihe474/100AKS4/1997 – 10/2002
Simos 12,0 l1.984Reihe485/115ADY7/1994 – 2/2000
Simos 12,0 l1.984Reihe485/115AGG7/1995 – 12/2001
Simos 12,0 l1.984Reihe485/115AKR4/1997 – 4/2000
Simos 21,6 l1.595Reihe474/100AEH9/1996 – 10/2005
Simos 21,6 l1.595Reihe474/100AKL8/1997 – 5/2007
Simos 21,6 l1.595Reihe474/100AHL10/1996 – 8/2000
Simos 21,6 l1.595Reihe475/102AVU5/2000 – 4/2002
Simos 21,6 l1.595Reihe475/102BFQ5/2002 – 12/2010
Simos 2P1,0 l997Reihe437/50AHT10/1998 – 5/2000
Simos 3PE1,2 l1.198Reihe347/64AZQ11/2001 – 12/2004
Simos 3PD1,2 l1.198Reihe340/54AWY7/2001 – 5/2004
Simos 31,6 l1.598Reihe492/125AVY10/2000 – 3/2002
Simos 3.22,0 l1.984Reihe485/115AZM10/2000 – 3/2008
Simos 3.22,0 l1.984Reihe485/115ASU1/2000 – 8/2000
Simos 3.22,0 l1.984Reihe485/115AUZ1/2000 – 8/2000
Simos 3.31,6 l1.595Reihe474/100AWH11/1999 – 10/2000
Simos 3.31,6 l1.595Reihe474/100AYD6/2000
Simos 3.31,6 l1.595Reihe474/100APF3/2000 – 4/2001
Simos 3.31,6 l1.595Reihe475/102BFS6/2002
Simos 3.31,6 l1.595Reihe485/115BLF2/2004 – 10/2008
Simos 3.41,6 l1.595Reihe474/100ANA8/1998 – 8/2000
Simos 3.52,5 l2.461Reihe585/115APL5/1999 – 12/1999
Simos 3.52,5 l2.461Reihe585/115AVT12/1999 – 6/2003
Simos 41,6 l1.595Reihe475/102ALZ6/2000 – 9/2010
Simos 5S2,5 l2.461Reihe585/115AET8/1996 – 9/2003
Simos 63,2 l3.123V66188/255AUK4/2004 – 3/2009
Simos 62,4 l2.393V66130/177BDW4/2004
Simos 7.11,6 l1.595Reihe475/102BGU5/2003 – 7/2007
Simos 7.11,6 l1.595Reihe475/102BSF5/2005 – 11/2010
Simos 7.21,6 l1.595Reihe475/102BSE5/2005 – 5/2011
Simos PPD 12,0 l1.968Reihe4103/140BKP3/2005 – 5/2009
Simos 82,8 l2.773V66154/210BDX11/2006 – 7/2010
Simos 83,0 l2.995V66245/333CAKAab 3/2009
Simos 8.20 3,2 l 3.197 V6 6 195/265 AGE
Simos 10.21,2 l1.197Reihe477/105CBZBab 8/2009
Simos 12 1,8 l 1.798 Reihe 4 132/180 CJSx 2012-2013
2,0 l 1.984 Reihe 4 221/300 CJXx 2013
Simos 18.1 1,8 l 1.798 Reihe 4 132/180 - 141/192 CJSx, DAJx 2013 - 2017
2,0 l 1.984 Reihe 4 162/220 - 228/310 CHHx, CJXx, DJHx, 2013 - 2018
Simos 18.10 2,0 l 1.984 Reihe 4 180/245 - 221/300 DLBx, DKTx, DNUx 2017 - 2020

Literatur

  • Korp, Dieter: jetzt helfe ich mir selbst – VW Passat ab Modelljahr 2005 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2008, ISBN 3-613-02690-2
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