Saab 90 Scandia

Saab 90 „Scandia“ (Modell)
TypZweimotoriges Verkehrsflugzeug
Entwurfsland

Schweden Schweden

Hersteller Saab AB
Erstflug 16. November 1946
Indienststellung Oktober 1950
Stückzahl 19

Die Saab 90 Scandia ist ein zweimotoriges Verkehrsflugzeug des schwedischen Herstellers Saab. Es handelt sich um einen Tiefdecker mit einziehbarem Bugradfahrwerk, der von zwei Kolbenmotoren angetrieben wurde.

Entwicklung

Als das Ende des Zweiten Weltkrieges absehbar war, wurden bei Saab Analysen über die Absatzmöglichkeiten nach Ende der Kampfhandlungen angestellt. Man entschied sich zwei zivile Flugzeugprojekte zu starten, zum einen die Saab 91 als Reiseflugzeug und die Saab 90 als Verkehrsflugzeug. Man klärte den Bedarf mit der schwedischen Luftwaffe, die einen Nachfolger der Junkers Ju 86 suchte, also ein kombiniertes Bomben- und Verkehrsflugzeug, und der Fluggesellschaft AB Aerotransport, die ein reines Verkehrsflugzeug beschaffen wollte. Als Kompromiss einigte man sich auf die Entwicklung eines Verkehrsflugzeuges, das auch als militärischer Transporter eingesetzt werden konnte. Am 28. Februar 1944 beschloss dann der Aufsichtsrat von Saab die Entwicklung der Saab 90.

Projektleiter für diese Entwicklung war Tord Lidmalm. Man setzte sich zunächst als Entwicklungsziel eine Kurzstreckenmaschine mit 1000 km Reichweite und Platz für 25 bis 30 Passagiere. Großer Wert wurde auch auf gute Langsamflugeigenschaften und kurze Start- und Landestrecken gelegt. Eine Druckkabine war nicht vorgesehen. Der Prototyp machte am 16. November 1946 seinen Erstflug und zeigte gute Leistungen. Die AB Aerotransport bestellte daraufhin 10 Maschinen für einen Kaufpreis von 15 Millionen Kronen.

Produktion

Aufgrund der politischen Entwicklungen des kalten Krieges wurde seitens der schwedischen Regierung der Produktion des Kampfflugzeugs Saab 29 Tunnan Vorrang eingeräumt. Die Produktion der Saab 90 wurde daraufhin zu Fokker verlagert. Für den entgangenen Gewinn wurde Saab seitens der schwedischen Luftwaffe eine Entschädigung gezahlt.

Nach der Integration der AB Aerotransport in die SAS (Scandinavian Airlines System) im Juni 1948 wurden ab Oktober 1950 insgesamt 8 Saab 90 an letztere geliefert. Weitere 10 wurden nach Brasilien exportiert, wo sie von der VASP (Viação Aérea São Paulo) eingesetzt wurden. Auch die 8 schwedischen Maschinen wurden 1957/58 nach Brasilien verkauft und blieben bis 1969 im Einsatz.

Zwischenfälle

Beim Betrieb der Scandia kam es zu 5 Totalverlusten, allesamt bei VASP; bei 3 davon wurden insgesamt 64 Menschen getötet. Vollständige Liste:

  • Am 23. September 1959 gewann eine Saab Scandia der VASP (PP-SQV) beim Start vom Flughafen São Paulo-Congonhas nicht genügend Höhe und stürzte knapp 5 Kilometer südlich des Flughafens in ein Wohngebiet. Die Maschine war auf dem Weg zum Flughafen Rio de Janeiro-Santos Dumont. Alle 20 Insassen starben.
  • Am 15. August 1960 entstand in einer Saab Scandia der VASP (PP-SQS) auf dem Flug vom Flughafen São Paulo-Viracopos nach Uberlândia ein Feuer im vorderen Gepäckraum. Der Kapitän betätigte nicht die Feuerlöschanlage, da er glaubte, dass dies die ohnehin schlechte Sicht im Cockpit noch weiter beeinträchtigen würde. Bei der Notlandung während der Rückkehr nach Viracopos überrollte die Maschine das Bahnende und geriet in einen Bereich, in dem Bauarbeiten durchgeführt wurden. Alle Insassen überlebten, allerdings wurde das Flugzeug zerstört.
  • Am 26. November 1962 kollidierte eine Saab Scandia der VASP (PP-SRA) auf dem Flug vom Flughafen São Paulo-Congonhas zum Flughafen Rio de Janeiro-Santos Dumont nahe Paraibuna in 2400 m Höhe frontal mit einer Cessna 310 (PT-BRQ). Die Wetterbedingungen wurden im Untersuchungsbericht als „hervorragend“ bezeichnet. Alle 23 Insassen sowie die vier der Cessna wurden getötet.
  • Am 8. März 1964 kam es mit einer Saab Scandia der VASP (PP-SQY) auf einem Trainingsflug am Flughafen Londrina zu einer sehr harten Landung. Das Flugzeug wurde irreparabel beschädigt, aber alle vier Besatzungsmitglieder überlebten.

Technische Daten Saab 90 A-2

KenngrößeDaten
Besatzung4
Passagiere24 oder 32
Länge21,3 m
Spannweite28,0 m
Höhe7,08 m
Spurweite6,96 m
Radstand5,93 m
Flügelfläche85,7 m²
Flügelstreckung9,15
Flächenbelastung185 kg/m²
Leermasse9960 kg
max. Startmasse16.000 kg
Reisegeschwindigkeit391 km/h in 3050 m Höhe
Höchstgeschwindigkeit450 km/h in 2590 m Höhe
Überziehgeschwindigkeit130 km/h
Steiggeschwindigkeit410 m/min bei maximaler Masse
Dienstgipfelhöhe7500 m (einmotorig 2400 m)
Reichweite2510 km
Startstrecke auf 15 m825 m (einmotorig 1200 m)
Landestrecke aus 15 m565 m
Triebwerke2 × Pratt & Whitney R-2180E-1 mit je 1.400 PS (ca. 1.030 kW), mit Wassereinspritzung 1.800 PS (ca. 1.320 kW),
Vierblatt-Verstellluftschraube Hamilton

Siehe auch

Liste von Flugzeugtypen

Literatur

  • Jane’s all the World’s aircraft 1956/57
  • Die Saab-Scania Story, 1987, Stockholm, ISBN 91-7886-027-X
  • John Stroud: European Transport Aircraft since 1910. Putnam & Company, London 1966, S. 511–513.
Commons: Saab 90 Scandia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unfallstatistik SAAB Scandia, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 23. Januar 2016.
  2. Unfallbericht SAAB Scandia PP-SQE, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  3. ICAO Aircraft Accident Digest No. 10 Volume II, Circular 59-AN/54 (englisch), S. 246.
  4. Unfallbericht SAAB Scandia PP-SQV, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  5. Unfallbericht SAAB Scandia PP-SQS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  6. ICAO Aircraft Accident Digest No. 17 Volume II, Circular 71-AN/63 (englisch), S. 137–139.
  7. Unfallbericht SAAB Scandia PP-SRA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  8. Unfallbericht SAAB Scandia PP-SQY, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  9. 1 2 3 4 5 6 7 Heinz A.F. Schmidt: Neue Flugzeuge aus aller Welt. In: Flieger-Jahrbuch 1960, Transpress, Berlin 1959, S. 99.
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