Der Kreis Schivelbein war ein preußischer Landkreis, der bis 1816 zur Mark Brandenburg und danach zur Provinz Pommern gehörte. Das Landratsamt befand sich in der Stadt Schivelbein. Der Landkreis wurde 1932 aufgelöst. Das ehemalige Kreisgebiet wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt und liegt heute im Wesentlichen im Powiat Świdwiński der Woiwodschaft Westpommern.

Verwaltungsgeschichte

In der nachmittelalterlichen Zeit bildete sich in der Mark Brandenburg eine Gliederung in Kreise heraus. Einer dieser historischen Kreise war der Schivelbeinische Kreis bzw. Kreis Schivelbein, der einen der vier sogenannten Hinterkreise in der Neumark bildete.

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen nach dem Wiener Kongress wechselte der Kreis Schivelbein 1816 aus der Mark Brandenburg in den Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Er blieb mit den damaligen Grenzen in seinem äußeren Umfang bis 1932 unverändert. Seine Bevölkerung verdreifachte sich von 8.460 Einwohnern im Jahr 1816 auf über 22.000 im Jahr 1925. Seit dem 18. Jahrhundert standen neun Landräte an der Spitze der Verwaltung. Das Landratsamt befand sich seit 1877 in der Neuen Straße 16 (später Glasenappstraße) in Schivelbein.

Im Jahre 1925 besaß der Kreis eine Fläche von 503 km².

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Schivelbein entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der die selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Als der Kreis Schivelbein am 1. Oktober 1932 aufgelöst wurde, war er mit 22.726 Einwohnern der kleinste Landkreis der Provinz Pommern. Elf seiner zwölf Amtsbezirke mit 38 Gemeinden sowie die Stadt Schivelbein kamen zum Kreis Belgard. Der Amtsbezirk Labenz mit den Gemeinden Labenz, Nuthagen und Rützow kam zum Kreis Dramburg.

Gegen die Auflösung des Kreises Schivelbein hatten der Kreistag und die Bevölkerung einhellig, aber erfolglos opponiert. Landrat Paul Schuelke hatte 1925 erfolglos eine Denkschrift eingereicht, in der er vorgeschlagen hatte, dem Kreis die verkehrsmäßig und wirtschaftlich auf Schivelbein ausgerichtete Region Bad Polzin zuzuschlagen. Als nach 1945 der polnische Powiat Świdwiński eingerichtet wurde, war ebendieser von Schuelke vorgetragene Gedanke realisiert; Bad Polzin alias Połczyn-Zdrój gehört seitdem zum Schivelbeiner Gebiet.

Einwohnerentwicklung

Einwohner 1750 1796 1816 1864 1871 1885 1900 1910 1925
Kreis Schivelbein 3.879 7.216 8.440 19.703 19.246 19.002 19.656 21.231 22.726

Verwaltungsgliederung

Vor seiner Auflösung umfasste der Kreis Schivelbein eine Stadt und 41 Landgemeinden:

Die Landgemeinden waren zuletzt in zwölf Amtsbezirke gegliedert:

  • Amtsbezirk Briesen
  • Amtsbezirk Brunow
  • Amtsbezirk Klanzig
  • Amtsbezirk Kreitzig
  • Amtsbezirk Labenz
  • Amtsbezirk Langenhaken
  • Amtsbezirk Lankow
  • Amtsbezirk Nelep
  • Amtsbezirk Schlenzig
  • Amtsbezirk Schlönwitz
  • Amtsbezirk Simmatzig
  • Amtsbezirk Wopersnow

Verkehr

Verkehrsmäßig war das Kreisgebiet durch eine Anzahl strahlenförmig in der Kreisstadt zusammentreffenden Straßen erschlossen. Die Haupteisenbahnstrecke Stettin–Köslin–Danzig durchzog den Kreis und in Schivelbein zweigte die Strecke nach Bad Polzin ab.

Wirtschaft

70 Prozent der Erwerbstätigen arbeiteten 1925 in der Land- und Forstwirtschaft, 13,6 Prozent in Industrie und Handwerk, sowie 8,5 Prozent in Handel und Verkehr.

Religion

Die Bevölkerung des Kreises Schivelbein war zu 98 Prozent evangelischer Konfession. Es gab den 1816 von der Neumark in die Kirchenprovinz Pommern überstellten Kirchenkreis Schivelbein, der bis 1945 existierte. Der Kirchenkreis Schivelbein gehörte zur evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Landräte

Literatur

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 130, Ziffer 7.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 86–89.
  • Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 8. Kreis Schivelbein. Berlin 1866, S. 1–19 (Online).
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 246–258 (books.google.de); Ortsregister für alle drei Bände, S. 357–390 (books.google.de).
  • Arthur Zechlin: Die historische Entwicklung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse im schivelbeiner Kreise. In: Baltische Studien. 35. Jahrgang, Stettin 1885, S. 33–98 (online).
  • Arthur Zechlin: Die ehemals neumärkischen Kreise Schivelbein und Dramburg, historisch-topographisch dargestellt. In: Baltische Studien. 36. Jahrgang, Stettin 1886, S. 81–124 (online).
  • Arthur Zechlin: Geschichte der Stadt und des Kreises Schivelbein in chronologischer Form, Schivelbein 1890.

Einzelnachweise

  1. Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Grenzen und Verwaltungsgliederung, S. 32 ff. (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  2. 1 2 Territoriale Veränderungen in Deutschland
  3. Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910
  4. 1 2 3 Landkreis Belgard auf der Website der Deutschen Verwaltungsgeschichte. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3. Friedrich Maurer, Berlin 1809, Kap. 2: Kreis Schivelbein, S. 246 ff. (Digitalisat).
  6. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 42 (Digitalisat).
  7. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 8. Kreis Schivelbein. Berlin 1866, S. 1–19 (Online).
  8. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  9. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Köslin, S. 235 (Digitalisat [abgerufen am 6. Juni 2016]).
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