Schlacht bei Nikopolis
Teil von: Kreuzzüge

Oben: Die Schlacht von Nikopolis auf einer osmanischen Miniatur
Datum 25. September 1396
Ort Nikopolis, heutiges Bulgarien
Ausgang Sieg der Osmanen und Serben
Konfliktparteien

Kreuzfahrer
Königreich Ungarn
Walachei
Johanniterorden

Osmanisches Reich
Serbisches Despotat

Befehlshaber

Johann Ohnefurcht
Sigismund
Jean II. Le Maingre
Enguerrand VII. de Coucy
Philippe Graf d’Eu

Bayezit I.
Stefan Lazarević

Truppenstärke

12.000 Mann,
auch wenn die genaue Truppenstärke umstritten ist

15.000 Mann

Verluste

der Großteil der Armee wurde aufgerieben

hohe Verluste

Vermutungen von etwa 100.000 Mann in den jeweiligen Armeen gelten einigen Historikern inzwischen als übertrieben. Die genauen Verlustzahlen lassen sich heute nicht mehr nachvollziehen, waren aber auf beiden Seiten wohl sehr hoch.

In der Schlacht bei Nikopolis am 25./28. September 1396 wurde ein mehrheitlich aus ungarischen und französisch-burgundischen Kreuzfahrern bestehendes Heer durch eine osmanische Streitmacht vernichtend geschlagen.

Vorgeschichte

Seit seiner Thronbesteigung 1387 bemühte sich der ungarische König Sigismund im Abendland um Unterstützung im Kampf gegen die Osmanen, die seit einem halben Jahrhundert stetig nach Norden vorgerückt waren und die ungarische Grenze erreicht hatten. Nach langwierigen Bemühungen auch seitens des Papstes Bonifatius IX. und des Gegenpapstes Benedikt XIII. sammelte sich ein Kreuzzugsheer unter Johann Ohnefurcht und Marschall Boucicaut in Buda. Die mehrheitlich burgundischen Kreuzfahrer marschierten an der Seite des ungarischen Heeres in Bulgarien ein und erreichten am 10. September 1396 Nikopolis, das heutige Nikopol. Zwei Wochen lang berannten sie die Festung vergeblich. Auch die Verstärkung durch die über die Donau angerückten Johanniter wendete das Blatt nicht. Dann erreichte das osmanische Heer von Bayezid I. zusammen mit den Panzerreitern seines serbischen Vasallen Stefan Lazarević Nikopolis.

Die Schlacht

Am 25./28. September 1396 standen sich die beiden etwa gleich starken Armeen gegenüber. Sigismund wollte seine Hilfskontingente aus Siebenbürgen und der Walachei in der Vorhut einsetzen, da er deren Kampfmoral niedrig einstufte und sie so besser beobachten konnte. Die französischen Ritter wiesen dies ab und bestanden auf ihrem Vorkampfrecht, das heißt, auf der Ehre, als erste in die Schlacht reiten zu dürfen.

Die schwer gepanzerten Ritter preschten auf das Plateau vor, auf dem Bayezid seine Armee aufgestellt hatte. Sigismund versuchte mit der Infanterie zu folgen. Genau das hatte Bayezid gewollt. Er ließ die in der Vorhut postierten Akıncı, eine leichte und wendige Reiterei seitlich zu den Janitscharen ausweichen und die Ritter durch seine Bogenschützen unter Beschuss nehmen. Sie waren hinter einem mit Pfählen verhauenen Feld postiert, weswegen die Ritter absaßen und zu Fuß weiterkämpften. Trotz ihrer schweren Rüstungen erreichten sie die Bogenschützen und Janitscharen und setzten diesen schwer zu. Marschall Coucy und Admiral de Vienne versuchten, eine geordnete Kampfformation herzustellen und ermahnten die Ritter, die nachrückenden Ungarn abzuwarten. Diese aber waren bereits von den mit den Osmanen verbündeten serbischen Rittern in die Flucht geschlagen worden. Als die vom Kampf gezeichneten Franzosen versuchten, einen Hügel zu erstürmen, auf dem sie die Reste des türkischen Heeres vermuteten, setzte Bayezid seine schwere Reiterei der Sipahi ein. Mit eingelegter Lanze und in Formation machten sie die einzeln und zu Fuß kämpfenden Ritter nieder. Die siebenbürgischen und walachischen Einheiten desertierten. Die Reihen der Ungarn wurden durch die zurückeilenden Ritter durcheinandergebracht und konnten den Osmanen nicht lange standhalten. Das christliche Heer befand sich nun in der Zange zwischen den türkischen Sipahi und den serbischen Panzerreitern und verlor die Schlacht. Admiral de Vienne wurde getötet, die Grafen von Nevers, Eu, La Marche und Bar, sowie die Marschälle Boucicaut und Coucy gefangen genommen. Stefan Lazarević hätte eine passive Neutralität wählen können, wie die Bulgaren es getan hatten. Aber er hasste die Ungarn mehr als die Türken und blieb seinem muslimischen Herrn treu. Sein Eingreifen in einem wichtigen Moment der Schlacht trug zum türkischen Sieg bei. Doch das osmanische Heer erlitt hohe Verluste.

Folgen

Bayezid ließ viele der gefangenen Kreuzfahrer, für die kein Lösegeld zu erwarten war, töten. Die Quellen sprechen von 300 bis 3.000 Männern. Die Gefangenen von hohem Stand, wie beispielsweise Johann Ohnefurcht und Jean II. Le Maingre, wurden verschont, weil man auf ein Lösegeld hoffen konnte, das von deren Angehörigen in den meisten Fällen auch bezahlt wurde. Die Grafen von Nevers, Eu, La Marche und Bar, sowie die Marschälle Boucicaut und Coucy entgingen dem Massaker, weil sie ein hohes Lösegeld versprachen. Adlige Knappen wie der spätere Reiseschriftsteller Johannes Schiltberger wurden wegen ihrer Jugend verschont. Zahlreiche Flüchtlinge versuchten, auf eigene Faust ihre Heimat zu erreichen, doch kamen viele von ihnen ums Leben. Sigismund und der Großmeister der Johanniter Philibert de Naillac, sowie Johann und Friedrich, Söhne des Nürnberger Burggrafen, konnten mit Hilfe von Hermann II. von Cilli über die Donau fliehen, wobei Johann Sigismund das Leben rettete. Sie nahmen die Seeroute über das Schwarze Meer ins Mittelmeer, da sie fürchteten, vom walachischen Woiwoden Mircea dem Alten gefangen genommen zu werden.

Die Niederlage der Kreuzfahrer hinterließ im westlichen Abendland einen nachhaltigen Eindruck. Zu einem erneuten Kreuzzug kam es aber nicht. Gründe dafür waren vor allem das Wiederaufflammen des Hundertjährigen Krieges in Westeuropa sowie die Konflikte Sigismunds mit der Republik Venedig und den Hussiten. Die Balkanländer blieben daher in der Abwehr der osmanischen Expansion auf sich allein gestellt.

Aber auch Osmanische Reich konnte den Sieg nicht ausnutzen, da Sultan Bayezid 1402 in der Schlacht bei Ankara gegen Timur Lenk eine schwere Niederlage erlitt und in Gefangenschaft geriet. Dies leitete eine Periode der Anarchie im Osmanischen Reich ein, die vor allem dem von den Türken hart bedrängten Konstantinopel eine Atempause verschaffte. Erst in den 1440er Jahren wurde das mittlerweile mit Polen in Personalunion verbundene Königreich Ungarn unter Johann Hunyadi wieder in großem Maßstab gegen die Osmanen offensiv. Nach den Niederlagen bei Warna (1444) und auf dem Amselfeld (1448) ging die Initiative aber endgültig an die Osmanen über, die bald darauf Konstantinopel einnahmen (1453) und lediglich bei Belgrad (1456) vorübergehend gestoppt werden konnten. Die europäischen Mächte, allen voran das Heilige Römische Reich, welche die Osmanen zu lange nicht als ernstzunehmende Gefahr betrachtet hatten, standen spätestens mit dem Untergang des mittelalterlichen Königreichs Ungarn (1526) vor den Trümmern ihrer das Osmanische Reich betreffenden Politik. In den folgenden Jahrzehnten konnte es nur mehr darum gehen, ein weiteres Vordringen der Osmanen nach Mitteleuropa zu verhindern.

Literatur

  • Aziz Suryal Atiya: The crusade of Nicopolis. Reprinted from the edition of London 1934. AMS Press, New York NY 1978, ISBN 0-404-15410-7.
  • Barbara Tuchman: Der ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert. Leicht gekürzte Ausgabe. Spiegel-Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87763-032-7, Kapitel 26 (Spiegel-Edition 32).
  • Johannes Schiltberger: Als Sklave im Osmanischen Reich und bei den Tartaren 1394–1427. Aus dem Mittelhochdeutschen übertragen und herausgegeben von Ulrich Schlemmer. Thienemann – Edition Erdmann, Stuttgart 1983, ISBN 3-522-60440-7.
  • Markus Tremmel (Hrsg.): Johann Schiltbergers Irrfahrt durch den Orient. Der aufsehenerregende Bericht einer Reise, die 1394 begann und erst nach über 30 Jahren ein Ende fand. Via Verbis Bavarica, Taufkirchen 2000, ISBN 3-935115-03-2 (Bayerische Abenteurer).
  • Michael Weithmann: Ein Baier unter „Türcken und Tataren“. Hans Schiltbergers unfreiwillige Reise in den Orient. In: Literatur in Bayern. 81, 2005, ISSN 0178-6857, S. 2–15.
  • Wolfgang Gust: Das Imperium der Sultane. Die Geschichte des Osmanischen Reichs. Hamburg 2007, ISBN 9783937872568, S. 30–40.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Kelly DeVries: The Lack of a Western European Military Response to the Ottoman Invasions of Eastern Europe from Nicopolis (1396) to Mohács (1526). in: The Journal of Military History, Vol. 63, Nr. 3 (Jul., 1999), S. 539–559.
  2. Klaus-Peter Matschke: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 2004, S. 94.
  3. 1 2 3 Vgl. dazu: Klaus-Peter Matschke: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Artemis & Winkler, Düsseldorf-Zürich 2004, ISBN 3-538-07178-0, S. 94–112.
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