Als Schlund oder Schlundloch wird in der Geologie und Geografie eine Oberflächenform bezeichnet, die besonders häufig in Karstregionen mit geringer Geländeneigung auftritt: ein tiefreichendes, meist kreisrundes Loch von einigen Metern Durchmesser. Im Karbonatgestein können Schlünde in Abständen weniger Hektometer auftreten und als kleine Dolinen mit extrem steilen Wänden aufgefasst werden. Sie entstehen aus Klüften und Fugen im Gestein, durch welche kohlensäurehaltiges Wasser eindringt und die Auflösung des Kalks (bzw. Dolomits) initiiert. Dadurch werden die Klüfte zu Röhren umgewandelt und vom Fließen des Wassers versteilt. In größerer Tiefe bilden sich dann Hohlräume mit einem unterirdischen Gewässernetz und oft auch Höhlensysteme.

Die schacht- oder trichterartigen Löcher stellen für Wanderungen in den Kalkalpen und ähnlichen Gebirgen eine Gefahr dar, insbesondere wenn sie durch Latschen (Legföhren) überwachsen oder von Schnee überdeckt sind. In guten Wanderkarten werden daher alle wegnahen Schlunde als schwarzer Punkt markiert und oft mit „Schl“ bezeichnet.

Karstgeologen sprechen auch vom Schlund, wenn sich eine breite Doline in der Tiefe verengt. Dieser enge Abfluss für das Regen- oder Schmelzwasser führt dann hinunter bis zum Höhlenfluss oder gestauten Karstwasser.

Bisweilen wird aus einem Schlund eine Doline, wenn die Röhre immer mehr Oberflächenwasser aufnimmt: „Durch […] die chemische und mechanische Tätigkeit des in den Schlund ablaufenden Wassers wird schließlich die Trichterform der Dolinen ausgebildet“.

Siehe auch

  • Doline – trichterförmiger Schlund
  • Ponor – Oberflächenwasser fließt in den Untergrund (Schluckloch)

Belege

  1. Max Singer: Der Baugrund. Praktische Geologie für Architekten, Bauunternehmer und Ingenieure, p.106
  2. Elmar Oberegger: Der Karst nördlich von Triest. Zitat von Neumayr aus Josef Rabl: llustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren Zugangslinien. 1906, online auf www.oberegger2.org.
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