Selbstannahme, auch Selbstakzeptanz bzw. Annahme seiner selbst, ist im Sinne der aristotelischen Mesotes-Lehre jene Tugend in der Mitte von Selbstsucht und Selbstverleugnung (verwandt: Selbstleugnung, Nietzsche: Selbstflucht).

In diesem Sinne ist sie auch weitgehend, aber nicht vollständig synonym mit Begriffen wie Selbstliebe, Selbstachtung, Selbstzuwendung, Selbstvertrauen und Selbstwert.

Zur Selbstannahme bzw. Selbstakzeptanz gehören die Fähigkeit zur Selbstkritik, Sinn für Humor, Flexibilität und Lebensfreude. Fehlende Selbstannahme bewirkt ein ständiges Suchen nach Anerkennung, ein Zuviel an Selbstakzeptanz Arroganz.

Als Philosophen der Selbstannahme gelten vor allem Romano Guardini und Paul Tillich (natürliche Selbstbestätigung, paradoxe Selbstannahme).

Das Christentum ist diejenige Religion, die die richtig verstandene Selbstverleugnung nicht zum Widerspruch, sondern zur Voraussetzung der Selbstannahme macht. (vgl. Mt. 16,24). Selbstverleugnung ist dann nicht Gegenteil von richtiger Selbstliebe, sondern von Selbstverliebtheit (bis hin zum pathologischen Narzissmus). Wer selbstverliebt ist, verliert sich an das Leben in der Welt und die Nachfolge aus dem Blick. Der sprachlich feine Unterschied zwischen Leugnung („gibt es nicht“) und Verleugnung („kenn' ich nicht“) kommt im christlichen Kontext in Bezug auf das Selbst also deutlicher zum Tragen.

In dieser asketischen Frage stimmen christliche mit buddhistischen Lehren weitgehend überein, auch darin, dass Selbstannahme die Kontemplation auf Gott bzw. das Göttliche voraussetzt, nicht jedoch darin, ob dies ein personales oder ein nicht-personales Gottesbild voraussetzt. Während Guardini christlich davon spricht, dass nur wer Gott kennt auch den Menschen kennt, gibt es buddhistisch dazu keine Entsprechung.

Siehe auch

Literatur

  • Romano Guardini: Die Annahme seiner Selbst, Würzburg 1952
  • Paul Tillich: Review of Erich Fromm, The Sane Society, in: Pastoral Psychology, New York 6, 1955, S. 13–16
  • Christiane Tietz: Freiheit zu sich selbst. Entfaltung eines christlichen Begriffs von Selbstannahme, Göttingen 2005
  • Walter Trobisch:
    • Liebe dich selbst. Selbstannahme und Schwermut, Wuppertal (20)1991
    • Liebe dich selbst. Wege zur Selbstannahme, Wuppertal (24., überarb.) 1998
  • Anja Wagner: Die Bedeutung der Kindheit für die Persönlichkeitsentwicklung junger Erwachsener. Möglichkeiten zur Annahme seiner selbst aus dem Licht des Glaubens, 1999
  • Tara Brach: Mit dem Herzen eines Buddha. Heilende Wege zu Selbstakzeptanz und Lebensfreude, München 2005; 2006
  • Friederike Potreck-Rose: Selbstzuwendung, Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen. Psychotherapeutische Interventionen zum Aufbau von Selbstwertgefühl, Stuttgart 2003; 2006
  • Astrid Schütz: Psychologie des Selbstwertgefühls von Selbstakzeptanz bis Arroganz, Stuttgart 2000; 2003
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