Die Skanderbeg-Gedenkstätte (albanisch Mauzoleu i Skënderbeut), ehemals St. Nikolaus-Kirche (Kisha e Shën Kollit) oder Selimiye-Moschee (alb. Xhamia Selimije) ist eine von den Osmanen in eine Moschee umgewandelte Kirche in der nordalbanischen Stadt Lezha. Ihre Ruinen wurden überbaut und zur Gedenkstätte des albanischen Fürsten und Türkenkämpfers Skanderbeg (1405–1468) umfunktioniert.

An der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 14. Jahrhundert wurde 1459 als Kathedrale von Lezha die St. Nikolaus-Kirche errichtet. Sie liegt unterhalb des Burghügels unweit des Drin. Der Bau misst etwa 18 auf 8 Meter. Der einschiffige gotische Bau hatte im Osten eine Apsis, im Norden und Süden je drei kleine Fenster und über der Tür an der Westfassade ein weiteres, rundes Fenster.

Skanderbeg wurde 1468 in der St. Nikolaus-Kirche, der Hauptkirche Lezhas, begraben. 1478 wurde das Grab, nach der Eroberung Lezhas durch den Sultan Mehmed II., von osmanischen Soldaten geschändet und Skanderbegs Gebeine von ihnen als Talismane verwendet. Unter Sultan Selim I. (1512–1520) wurde die Kirche in eine Moschee umgebaut. Sie wurde nach dem Sultan Selimiye-Moschee benannt. Im 17. Jahrhundert zur Ruine zerfallen, pilgerten Albaner hierher, um Gedenkfeiern für Skanderbeg abzuhalten.

Der Kunsthistoriker Machiel Kiel schreibt die Moschee hingegen dem Sultan Selim III. (1762–1808) zu. Das Gebäude sei bis ins späte 16. Jahrhundert von Christen genutzt worden und erst in den 1580er Jahren zur Moschee umgebaut worden, als in der Unterstadt ein muslimisches Viertel entstand. Um 1630 war die Moschee bereits zerfallen. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie unter Selim III. restauriert oder sogar neu errichtet. Die Moschee verfügte über ein Mihrāb und im Südwesten über ein hohes Minarett, das im 18. Jahrhundert errichtet worden war.

1966 wurde die Moschee archäologisch untersucht, was den Rückschluss erlaubte, dass sie früher die St. Niklaus-Kirche gewesen sein muss. Die Moschee diente bis 1968 als moslemische Gebetsstätte. Als die Sozialistische Volksrepublik Albanien vom kommunistischen Diktator Enver Hoxha 1967 zum „ersten atheistischen Staat der Welt“ ausgerufen wurde, wurde sie geschlossen.

1978 wurden in der Moschee Skanderbegs Grab entdeckt. 1979 erschütterte ein Erdbeben die Region. Dabei stürzte das Minarett ein und die Moschee wurde schwer beschädigt. Daraufhin wurden alle osmanischen Ergänzungen an der ehemaligen Kirche entfernt, um das Aussehen möglichst an die Zeiten Skanderbegs anzugleichen, und die Ruine in eine Gedenkstätte des Nationalhelden umgewandelt. Die Ruinen der Niklauskirche wurden zum nationalen Kulturdenkmal erklärt.

1981 wurde die neue Skanderbeg-Gedenkstätte eröffnet. Eine große Dachkonstruktion schützt die alten Mauern, in denen eine Büste von Odhise Paskali und eine Gedenkplatte mit Replika von Schwert und Helm Skanderbegs – die Originale befinden sich in Wien – platziert wurden. An der Wand hängen Schilder, die an die Schlachten Skanderbegs erinnern, und Wappen der Fürstentümer der Liga von Lezha. 2018 wurde die Dachkonstruktion restauriert. Dabei wurde auch erstmals seit Jahrzehnten eine in Vergessenheit geratene Krypta oder Grabgruft unter dem Bau geöffnet.

Rund um die Moscheeruine finden sich noch einige Ruinen aus antiker Zeit. Die weite, von weiteren Gebäuden befreite Anlage am Ostufer des Drin liegt nördlich der Innenstadt von Lezha. Sie soll zu einem Archäologiepark ausgebaut werden. Bei weiteren Ausgrabungen wurden das Hafentor am Drinufer, ein zur christlichen Kirche umgewandelter Tempel und ein Baptisterium gefunden.

Literatur

  • Feride Papleka (Hrsg.): Grabgedenkstatte Georg Kastrioti - Skanderbegs. 8 Nëntori, Tirana 1987.
Commons: Skanderbeg-Gedenkstätte – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Zani i Naltë. Moslemische Gemeinschaft Albaniens, S. 2, abgerufen am 10. Oktober 2015.
  2. 1 2 3 4 Guntram Koch: DuMont-Kunst-Reiseführer Albanien. DuMont, Köln 1989, ISBN 3-7701-2079-5, S. 143 f.
  3. 1 2 3 4 Machiel Kiel: Ottoman architecture in Albania (1385–1912). In: Research Centre for Islamic History, Art and Culture (Hrsg.): Islamic art series. Band 5. Istanbul 1990, ISBN 92-9063-330-1, Selimiye Mosque, S. 193.
  4. Oliver Jens Schmitt: Skanderbeg – der neue Alexander auf dem Balkan. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2229-0, S. 290.
  5. 1 2 3 Feride Papleka (Hrsg.): Grabgedenkstatte Georg Kastrioti - Skanderbegs. 8 Nëntori, Tirana 1987.
  6. Machiel Kiel, Bashkim Lahi: Kathedrale St. Nikolaus / Moschee Selimiye / Skanderbeg Grab- und Gedenkmonumnet. In: Christian Zindel, Andreas Lippert, Bashkim Lahi, Machiel Kiel (Hrsg.): Albanien: ein Archäologie- und Kunstführer von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20723-8, S. 518.
  7. Objekte Fetare Monument Kulture. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Komiteti Shtetëror për Kultet. Archiviert vom Original am 3. Juni 2015; abgerufen am 17. Oktober 2015 (albanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. ABC News Albania: Hapet kapaku mister ne vendvarrimin e Skenderbeut auf YouTube, abgerufen am 6. August 2018.
  9. Volker Grundmann: Reisehandbuch Albanien. Unterwegs Verlag, Singen 2013, ISBN 978-3-86112-293-7, S. 25.

Koordinaten: 41° 46′ 57″ N, 19° 38′ 35″ O

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