Berg-Hauswurz

Sempervivum montanum subsp. stiriacum

Systematik
Familie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)
Unterfamilie: Sempervivoideae
Tribus: Semperviveae
Gattung: Hauswurzen (Sempervivum)
Sektion: Sempervivum sect. Sempervivum
Art: Berg-Hauswurz
Wissenschaftlicher Name
Sempervivum montanum
L.

Die Berg-Hauswurz (Sempervivum montanum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hauswurzen (Sempervivum) innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Berg-Hauswurz ist eine immergrüne, ausdauernde, sukkulente Pflanze, die bis zu 10 Zentimeter lange Ausläufer bildet und Wuchshöhen von 2 bis 20, in Ausnahmefällen bei der Unterart Sempervivum montanum subsp. burnatii bis 50 Zentimeter erreicht. Die Rosetten der Pflanze sondern einen Harzgeruch ab. Die Rosetten sind geschlossen oder mehr oder weniger sternförmig ausgebreitet und 15 bis 45 Millimeter breit. Sie riechen stark harzig. Die Rosettenblätter sind auf beiden Seiten dicht mit kurzen Drüsenhaaren bedeckt. Sie sind breit eilanzettlich bis lineal-lanzettlich, ungefähr 10, selten bis 40 Millimeter lang und oft 3 Millimeter breit. Bei der Unterart Sempervivum montanum subsp. burnatii aber sind sie 7 Millimeter breit und wesentlich länger.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Der Blütenstand ist zwei bis achtblütig (manchmal bis 13-blütig). Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Kronblätter sind 10 bis 20 Millimeter lang, ihre Oberseite ist weinrot bis rotviolett, meist mit einem dunklen Mittelstreifen, selten gibt es gelblichweiß blühende Formen. Die Kelchblätter sind lanzettlich, spitz, drüsig-zottig, ganz rot oder nur an der Spitze rot. Die Staubblätter sind purpurn oder violett, an der Basis drüsenhaarig und kürzer als die halbe Blütenkrone. Der Fruchtknoten ist drüsenhaarig.

Vorkommen

Die Berg-Hauswurz kommt in den Alpen, auf Korsika, im Apennin und in den Karpaten auf Felsen und Felsschutt, in Zwergstrauchheiden und auf kurzgrasigen Weiden in Höhenlagen von 300 bis 3400 Metern auf Böden mit saurer Reaktion vor. Sie ist eine Charakterart des Verbands Sedo-Scleranthion, kommt aber auch in lückigen Gesellschaften der Verbände Nardion oder Caricion curvulae vor. Die höchsten Vorkommen in den Alpen finden sich bei 3400 Metern Meereshöhe.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Sempervivum montanum erfolgte 1753 durch Carl von Linné.

Von Sempervivum montanum es gibt vier Unterarten:

  • Sempervivum montanum subsp. burnatii Wettst. ex Hayek kommt von den Grajischen bis zu den Cottischen Alpen, in den Meeralpen und auf Korsika vor. Es hat wesentlich größere Rosetten, die im Extremfall einen Durchmesser bis 11 cm erreichen können. Seine Chromosomenzahl beträgt 2n = 42. Die Bezeichnung der Unterart ehrt den Schweizer Ingenieur und Botaniker Émile Burnat (1828–1920).
  • Sempervivum montanum subsp. heterophyllum (Hazsl.) Jáv. ex Soó (Syn.: Sempervivum montanum subsp. carpathicum (Wettst. ex Prodan) A. Berger) ist in den Karpaten verbreitet. Seine Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.
  • Sempervivum montanum L. subsp. montanum ist diploid mit der Chromosomenzahl 2n = 42 und hat das größte Verbreitungsgebiet: Diese Unterart kommt von den Seealpen im Südwesten bis zum Großglockner in den Hohen Tauern vor. In den Allgäuer Alpen steigt die Unterart auf Höhenlagen von 1750 Meter (Karalpe am Strahlkopf in Tirol) bis zu 2380 Meter.
  • Sempervivum montanum subsp. stiriacum (Wettst. ex Hayek) Wettst. löst die subsp. montanum ab dem Großglockner in den Hohen Tauern ab und ist bis zum Steirischen Randgebirge im Osten zu finden. Diese Unterart ist tetraploid mit der Chromosomenzahl 2n = 84. Ihre Rosetten haben einen Durchmesser von 2 bis 5 Zentimeter und sind im Regelfall offen, rosettenblättrig nach innen gebogen, fein, weich und drüsig behaart. Die Stolonen sind kurz und schlank. Die Blüten sind rötlich karmin.

Nutzung

Die Berg-Hauswurz wird zerstreut als Zierpflanze in Steingärten, auf Trockenmauern und in Troggärten genutzt, ist aber dort schwieriger zu kultivieren als etwa die Spinnweb-Hauswurz oder die Dach-Hauswurz. Ein Kultivar namens Sempervivum 'Cmiral's Yellow' ist im Frühjahr besonders gelb gefärbt und wurde von Otokar Cmiral aus einer gelblichen Fundortform von Sempervivum montanum subsp. carpathicum herausgezüchtet. Dieser Kultivar benötigt ebenfalls mehr gärtnerische Zuwendung als allgemein für Sempervivum üblich.

Quellen

Literatur

  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band IV, Teil 2A. 2. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 1961–1966.
  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  • Hans Simon, Leo Jelitto, Wilhelm Schacht: ”Die Freiland – Schmuckstauden”., S. 850, 5. Auflage, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3265-6.
  • Henk 't Hart, Bert Bleij, Ben Zonneveld: Sempervivum. In: Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN=3-8001-3998-7, S. 360–361.
  • Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nummer 4, 2010, S. 149–156.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 Gustav Hegi, Herbert Huber: Familie Saxifragaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 2, Seite 119–121. Verlag Carl Hanser, München 1961.
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 485.
  3. Sempervivum montanum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. April 2021.
  4. Philipp Neeff: Beiträge zu Taxonomie der Gattung Sempervivum L. (Crassulaceae) unter besonderer Berücksichtigung der in Kleinasien vorkommenden Sippen. Dissertation. Essen 2005, S. 52, PDF
  5. Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nummer 4, 2010, S. 149 und 155 f.
  6. Urs Eggli, Leonard E. Newton: Etymological Dictionary of Succulent Plant Names. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York. Seite 34, 2004, ISBN 3-540-00489-0.
  7. Jaakko Jalas, Juha Suominen, Raino Lampinen, Arto Kurtto: Atlas florae europaeae. Band 12 (Resedaceae to Platanaceae). Seite 58–59, Helsinki 1999, ISBN 951-9108-12-2.
  8. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1 IHW-Verlag, Eching bei München, 2001, ISBN 3-930167-50-6, Seite 637.
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