Shin-hanga (japanisch 新版画 „Neuer Druck“) ist eine Kunstrichtung des japanischen Holzschnittes, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand.

Geschichte

Shin-hanga und Sōsaku-hanga sind zwei Kunstrichtungen des japanischen Holzschnittes, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Der Begriff Shin-hanga wurde 1915 von dem Verleger und Kunsthändler Watanabe Shōzaburō (1885–1962) geprägt. Er hatte die Idee, Entwürfe von lebenden Künstlern in der traditionellen Fertigungsweise des Ukiyo-e von Holzschneidern und Druckern umsetzen zu lassen. Die Künstler übernahmen die Bilderwelt des Ukiyo-e, wie schöne Frauen, Kabuki-Darsteller, Blumen und Vögel, Landschaften und passten die Themen der Zeit an. Bei der Bildgestaltung übernahmen sie Anregungen aus der westlichen Malerei wie Perspektive und Schattierungen. Den Anschluss an die Ukiyoe-Tradition vermittelte Kaburagi Kiyokata (1878–1972), der bei Mizuno Toshikata (1866–1908) gelernt hatte, der seinerseits aus der Utagawa-Schule kam.

Der erste Künstler, den Watanabe ansprach, war Hashiguchi Goyō (1880–1921), der ihm mit einem Plakat für das Kaufhaus Mitsukoshi aufgefallen war. Der erste Shin-hanga mit dem Titel Im Bad (浴場の女, yuami), war mit der Betonung der Linie traditionell gehalten, inhaltlich entfernte er sich mit der Darstellung eines Frauenaktes an sich von der erotischen Tradition des Ukiyo-e. Shin-hanga-Holzschnitte waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders außerhalb Japans – vor allem in den USA – erfolgreich, da dort ein großes Interesse an traditionellen japanischen Motiven bestand.

Anders als in der Malerei der Zeit mit den japanischen Nihonga und westlichen Yōga war die Trennung zwischen Shin-hanga und den gleichzeitig florierenden Sōsaku-hanga nicht so strikt. Künstler wie Yoshida und Kasamatsu z. B. schufen zunächst Vorlagen für Watanabe, übernahmen aber später das Drucken selbst.

Zum engeren Kreis der Shin-hanga-Bewegung gehören neben Hashiguchi insbesondere Itō Shinsui (1898–1972) und Kawase Hasui (1883–1957). Weitere Künstler sind:

Auch einige Ausländer betätigten sich auf Anregung Watanabes in dieser Richtung, aus Österreich Fritz Capelari (1884–1950), aus England Charles W. Bartlett (1880–1940) und Elizabeth Keith (1897–1956). Watanabe verlegte dann auch ihre Drucke.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges sank die Nachfrage nach Shin-hanga-Holzschnitten drastisch, aber danach gab es noch einmal eine steigende Nachfrage. Allerdings waren die wichtigsten Künstler alt geworden, die jüngeren Künstler interessierten sich mehr für die Sōsaku-hanga-Richtung. Watanabes Tod 1962 kann als Endpunkt der Shin-hanga-Bewegung angesehen werden.

Literatur

  • Kendall H. Brown: Impressions of Japan: Print Interactions East and West. In: Christine Javid (Hrsg.): Color Woodcut International. Japan, Britain, and America in the Early Twentieth Century. Chazen Museum of Art, Madison WI 2006, ISBN 0-932900-64-X, S. 13–29 (Auszug (Google))
  • Okamoto u. a.: Kindai Nihon hanga no mikata. Tokyo bijutsu, 2004, ISBN 4-8087-0751-9.
  • Kendall H. Brown, Hollis Goodall-Cristante: Shin-Hanga. New Prints in Modern Japan. Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles CA 1996, ISBN 0-295-97517-2.
  • Helen Merritt: Modern Japanese Woodblock Prints. The early years. University of Hawaii Press, Honolulu HI 1990, ISBN 0-8248-1200-X.
  • Helen Merritt, Nanako Yamada: Guide to Modern Japanese Woodblock Prints. 1900–1975. University of Hawaii Press, Honolulu HI 1995, ISBN 0-8248-1732-X.
  • Marco Milone, La xilografia giapponese moderno-contemporanea, Edizioni Clandestine, 2023, ISBN 88-6596-746-3.
  • Nerima kuritsu bijutsukan (Hrsg.): Mokuhanga – Meijimatsu kara gendai ten. Katalog 1992.
Commons: Shin Hanga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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