Der Prophet Simeon, im Blick auf den entsprechenden Text des Lukasevangeliums unbegründet auch Simeon der Greis genannt, ist eine Gestalt im Neuen Testament der Bibel. Der Name bedeutet „die Erhörung“ (hebräisch).
Neutestamentlicher Befund
Im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums (Lk 2,25–35 ) wird Simeon als frommer israelitischer Mann beschrieben, der in Jerusalem auf die Ankunft des Messias (hier der Trost Israels genannt) wartet. Dass er, wie spätere Legenden und bildliche Darstellungen erzählen, ein Greis gewesen sei, findet im Lukas-Text keine Grundlage.
Gemeinsam mit der Prophetin Hanna erkennt Simeon im Kind Jesus bei dessen Darstellung im Tempel den verheißenen Messias. Er nimmt ihn auf die Arme und preist ihn mit dem so genannten Lobgesang des Simeon (Nunc dimittis). Simeon sagt darin, dass in der Begegnung mit dem kleinen Jesus sich das an ihn ergangene Wort des Heiligen Geistes erfüllt habe und er nun in Frieden seinen Lebensweg fortsetzen kann. Danach segnet er die Familie Jesu und weissagt, dass Jesus viele Menschen in Israel zu Fall bringen, anderen aber aufhelfen werde. Für das Volk Israel werde Jesus ein Zeichen sein, dem widersprochen werden würde. Schließlich sagt Simeon der Maria voraus, dass ihr das Schicksal ihres Sohnes großen Kummer und Schmerz bereiten werde.
Spätere Legendenbildungen
Schon in frühchristlicher Zeit rankten sich weitere Legenden um Simeon und bald wurde er von der Kirche als Heiliger verehrt. Belegt ist, dass Simeons angebliche Reliquien im 6. Jahrhundert nach Konstantinopel gebracht wurden. Von dort kamen sie 1243 nach Zadar in Dalmatien. Seitdem ist der hl. Simeon Schutzpatron der dalmatinischen Stadt. Er wird auch als Fürsprecher für Kindersegen angerufen.
Rezeption
Sowohl die katholische wie die orthodoxe Kirche feiern den 3. Februar als Gedenktag des Heiligen. Der Lobgesang des Simeon ist seit dem 8. Jahrhundert Teil des römischen Stundengebets. Er wird täglich zur Komplet gesungen. Im Byzantinischen Ritus ist der Lobgesang Bestandteil der Vesper.
In Anlehnung an die Figur des Simeon komponierte Johann Sebastian Bach die Kantate Ich habe genug (BWV 82). In der die Kantate einleitenden Bass-Arie heißt es:
„Ich habe genug, Ich habe den Heiland, das Hoffen der Frommen, Auf meine begierigen Arme genommen; Ich habe genug! Ich hab ihn erblickt, Mein Glaube hat Jesum ans Herze gedrückt; Nun wünsch ich, noch heute mit Freuden Von hinnen zu scheiden.“
Galerie
- Peter Johann Brandl: Hl. Simeon mit dem kleinen Jesus
- Rembrandt: Hl. Simeon im Tempel
- Altarraum der Simeonskirche von Zadar (2006)
- Reliquienschrein des Simeon in Zadar,
von der hinteren Seite - Rubens: Kreuzabnahmetriptychon; Auf der rechten Seite: Simeon mit dem Kind
Literatur
- Marco Frenschkowski: Simeon. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 356–359.
- Stanley E. Porter: Simeon (Person) 3. In: Anchor Bible Dictionary (ABD). Band 6, Doubleday, New York / London 1992, ISBN 0-385-26190-X, S. 26–28.
Weblinks
- Joachim Schäfer: Simeon der Greis im Ökumenischen Heiligenlexikon