Simon Coppel (geboren 18. Oktober 1811 in Linden vor Hannover; gestorben 26. September 1890 in Hannover) war ein deutscher Bankier und Stifter.

Leben

Familie

Der Anfang des 19. Jahrhunderts geborene Simon Coppel entstammte einer ursprünglich aus Osterode am Harz ansässigen jüdischen Familie. Sein Vater Isaak Coppel (geboren 20. August 1773) heiratete in Linden, wo er zu den angesehensten Männern des Ortes gezählt haben soll, die Gietel oder Gitel, geborene Levy, verwitwete Bär oder Beer Berend, die sechs Kinder in die Ehe einbrachte. Dem Ehepaar wurden fünf weitere Kinder geboren, darunter Simon Coppel.

Simon Coppel heiratete die aus Fulda stammende Julie, geborene Hesdörffer, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte, Julius Coppel, genannt Carl Coppel (1820–1877; auch: Karl Coppel), der ebenfalls als Bankier in Hannover tätig wurde. Dessen Ehefrau Jeanette Leeser, genannt Lessing (1823–1889), war die Mutter eines weiteren Bankiers, Jakob Sternheim, genannt Carl Sternheim (1852–1918), Bankier in Hannover und seit 1884 Börsen- und Immobilienmakler in Berlin. Dieser war wiederum der Vater des Schriftstellers Carl Sternheim.

Werdegang

Simon Coppel wurde im Jahr 1811 zur sogenannten „Franzosenzeit“ geboren, Jahrzehnte vor dem Beginn der Industrialisierung. Die Familie des Vaters, „Hauptcollecteur“ Isaak Simon, bewohnte noch 1826 das Lindener Haus Nummer 98.

In der Residenzstadt des Königreichs Hannover wurde Coppel als Bankier tätig, vermietete Immobilien etwa an den Kammerherrn Adolf Friedrich Graf von Linsingen, besaß beispielsweise 1855 das Haus Reitwallstraße 18.

Simon Coppel war Mitglied des Wohltätigkeitsvereins Hannover und stiftete beispielsweise 1862 während der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehens der Einrichtung 100 Thaler zur Begründung eines Fonds für dienstunfähig gewordene Lehrer oder deren Witwen und Waisen.

Nach der am 10. Juli 1865 erfolgten Gründung der Pluto Bergbau-AG in Essen, aus der die Zeche Pluto hervorging, wurde Coppel in den ersten Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft gewählt.

Im Jahr der Reichsgründung wirkte Simon Coppel als Associer der hannoverschen Privatbank J. Coppel & Söhne im Parterre der Schillerstraße 28, über dem er seinerzeit selbst in der Bel Etage wohnte.

In der am 20. Februar 1872 erstmals an der Berliner Börse notierten Provinzial-Wechselbank, deren Aktien über S. Abel jr. emittiert wurden, war Coppel eines der Aufsichtsratsmitglieder.

In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs ließ sich der Bankier von 1872 bis 1875 die nach ihm benannte – und heute denkmalgeschützte – Villa Coppel am Neuen Haus errichten.

Coppel war einer der beiden hauptsächlichen finanziellen Förder von Salomon Frensdorff zur Herausgabe seines 1876 erschienenen Werkes zur Masora magna.

Nach dem Tod seines Sohnes, der 1877 bei einem unglücklichen Sturz vom Pferde zu Tode kam, errichtete Simon Coppel anlässlich seines eigenen 70sten Geburtstages im Jahr 1881 die Simon, Julie & Carl Coppelsche Stiftung, später auch Karl, Julie und Simon Coppel-Stiftung genannt. Die Stiftung wurde nach seinem Tod durch seine bald nach ihm gestorbene Gattin finanziell vermehrt und später nochmals um fast die doppelte Summe erhöht, so dass bald ein Stiftungskapital von rund 250.000 Mark zur Verfügung stand. Mit den daraus gewonnenen Zinsen sollten wohltätige Anstalten unterstützt werden sowie Stipendien an Studierende aller Art ohne Unterschied ihrer Religionszugehörigkeit vergeben werden. Jährlich wurden so einige Stipendien von 100 bis 200 Mark an Studierende der Königlichen Technischen Hochschule in Hannover vergeben, bevorzugt jedoch an Hannoveraner.

Literatur

  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biographie, Band 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866. Sponholtz, Hannover 1912, S. 334

Siehe auch

Commons: Villa Coppel (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Carl Hesdorffer: Die Familie Coppel Hannover, in ders.: Geschichte und Stammtafeln der Familien Hessdörfer & Hess, Manuskript, Köln, 20. Oktober 1938, S. 25 u.ö.; Digitalisat über das Internet-Archiv archive.org
  2. 1 2 3 Jüdische Familien-Forschung, Bände 1–14, 1924, S. 783; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. 1 2 o. V.: Coppel, Simon in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 12. Juli 2019
  4. 1 2 3 Thomas Diecks: Sternheim, William Adolph Carl (Karl). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 301–303 (Digitalisat).
  5. 1 2 Vergleiche das Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden für das Jahr 1871, Abteilung 1, Adreß- und Wohnungsanzeiger nach alphabetischer Ordnung der Einwohner-Namen und Handels-Firmen, S. 249; Digitalisat
  6. 1 2 Cornelia Roolfs: Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866 : Hofstaat und Hofgesellschaft ( = Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 124), zugleich Dissertation 2002 an der Universität Hannover, Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 2005, ISBN 978-3-7752-5924-8 und ISBN 3-7752-5924-4, S. 249, 380; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Hannoversches Adressbuch, 1826, S. 34; Digitalisat
  8. Allgemeine Zeitung des Judenthums ..., Band 26, 1862, S. 32; Digitalisat über Google-Bücher
  9. Vergleiche die Angaben zum Bestand 41 Rheinelbe Bergbau AG, Gelsenkirchen des Bergbau-Archivs Bochum über das Portal Archive in Nordrhein-Westfalen auf der Seite archive.nrw.de
  10. Die Berliner Emissionshäuser und ihre Emissionen in den Jahren 1871 und 1872. Ein Commentar zu dem Berliner Courszettel, Berlin: Fr. Lobeck's Verlag (P. Anders), 1873, S. 2; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  11. 1 2 Helmut Knocke, Hugo Thielen: Emmichplatz 3, 4, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 104
  12. Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Die Bebauung des Schiffgraben und verwandte Villen, sowie Ortskarte 7 / 09 Oststadt / 10 List, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 42f., 158f.; sowie Oststadt im Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 11f.
  13. Salomon Frensdorff: Die Massora magna, nach den ältesten Drucken mit Zuziehung alter Handschriften. 1. Theil: Die Massora in alphabetischer Ordnung, Hannover und Leipzig: Verlagsbuchhandlung von Cohen & Risch, 1876, S. X; Digitalisat über Google-Bücher
  14. 1 2 Max Creutz: Kunsthandbuch für Deutschland. Verzeichnis der Behörden, Sammlungen, Lehranstalten und Vereine für Kunst, Kunstgewerbe und Altertumskunde, Hrsg.: Königliche Museen zu Berlin, Berlin: Reimer, 1904, S. 372; Vorschau über Google-Bücher
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