Siechenhaus (von mittelhochdeutsch siechenhûs; auch Siechhaus, Siechenhof, Siechhof, Siechkobel) war vom Mittelalter bis Anfang der Neuzeit im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung für eine Form des Krankenhauses für sehr schwer oder unheilbar erkrankte Menschen (mittelhochdeutsch siech: krank, siech, insbesondere: aussätzig).

Anders als die mittelalterlichen Hospitäler waren die Siechenhäuser Isoliereinrichtungen für Menschen, von denen Infektionsgefahr („Seuchengefahr“) ausging, sie wurden außerhalb der Ansiedlungen und Städte angelegt.

Die mittelalterlichen Überlieferungen sind in Bezug auf die Bezeichnungen nicht immer eindeutig, manchmal auch irreführend: Teilweise wurden Siechenhäuser auch als Hospitäler bezeichnet, auch euphemistisch als „Gutleutehaus“, andererseits war mit Siechenhaus als Oberbegriff häufig spezieller ein Sondersiechenhaus gemeint, in dem lepröse (im Leprosorium) oder pestkranke Patienten (im Pesthaus) noch stärker von der Gesellschaft separiert wurden. Leprosorien wurden meist an Ausfallstraßen angelegt, Pesthäuser gänzlich abseits der Ansiedlungen, häufig hinter Gräben und Zäunen.

Die Bezeichnung blieb teilweise bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten, im Laufe des 19. Jahrhunderts änderte sich aber die Bedeutung: gemeint waren nun Häuser für die Pflege unheilbar kranker oder alter Menschen innerhalb der Städte – Vorläufer der Pflegeheime, Altersheime und Hospize seit dem 20. Jahrhundert.

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch., Ausgabe 1992, besorgt von Kurt Gärtner, Band 2, Spalte 908, Z. 13 (woerterbuchnetz.de).
  2. vgl. dazu bspw. Birgit Seemann: Gumpertz’sches Siechenhaus (1888 – 1941) – jüdische Pflege für die „Aermsten der Armen“ im Frankfurter Ostend, 2013, aktualisiert 2019, Website des Forschungsprojekts www.juedische-pflegegeschichte.de an der Frankfurt University of Applied Sciences; abgerufen 12. Januar 2023.
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