Echte Mehlbeere | ||||||||||||
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Echte Mehlbeere (Sorbus aria) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sorbus aria | ||||||||||||
(L.) Crantz |
Die Echte Mehlbeere oder Gewöhnliche Mehlbeere im engeren Sinne (Sorbus aria s. str.) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Mehlbeeren (Sorbus) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sorbus aria s. str. bildet die Hauptart der Untergattung Aria Pers. Sie besitzt einen diploiden Chromosomensatz und vermehrt sich sexuell. Mit Ausnahme von Sorbus domestica bildet sie mit den anderen Hauptarten der Untergattungen von Sorbus fertile primäre Bastarde.
Der Trivialname Mehlbeere bezieht sich wahrscheinlich darauf, dass die reifen und getrockneten Früchte früher dem Brotmehl beigemischt wurden.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Echte Mehlbeere wächst gewöhnlich als mittelgroßer Baum, der bis 10 Meter in der Höhe erreicht. Selten finden sich Exemplare, die eine Länge bis 20 Meter entwickeln. Sie kann in Felsgebüschen oder nach Stockhieb auch strauchförmig vorkommen. Die Wurzeln dringen ziemlich tief in den Boden ein. Die schwarzgraue Borke weist weiße Flecken auf. Sie bleibt lange glatt. Erst im Alter entwickeln sich Längsrisse. Die Krone ist dicht belaubt. Die anfangs glänzend braunrot berindeten und dicht grauweiß-filzig behaarten Zweige verkahlen später. Vor allem an Kurztrieben zeigen die Ränder der Knospenschuppen eine weißfilzige Behaarung.
Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Länge des Blattstiels entspricht etwa einem Fünftel der Blattspreite. Die Blattspreite entwickelt an Kurztrieben eine Länge von etwa 5 bis 12 Zentimeter und eine Breite von 5 bis 9 Zentimeter. Die Blattform ist sehr variabel. Die meisten Blätter besitzen eine eiförmig-elliptische bis länglich-lanzettliche Form. Daneben gibt es auch solche mit fast kreisrunder Ausprägung. Typisch ist, dass die Spreite in der Mitte oder unterhalb von ihr am breitesten ist. Der Blattgrund ist in der Regel abgerundet, manchmal auch keilförmig verschmälert. Die Blattspitze kann stumpf oder spitz ausgestaltet sein. Die Blatttextur ist relativ dünn, im Herbst wird sie etwas derber. Die (9-) 10 bis 14 (-15) dicht nebeneinander stehende Nervenpaare zweigen spitzwinklig vom Hauptnerv ab. Der Blattrand ist ungleichmäßig doppelgesägt. Die mittelgroßen, nach außen gebogenen und zur Blattspitze hin ausgerichteten Blattzähne sind gewöhnlich ebenso lang wie breit oder länger als breit. Die dunkelgrüne Blattoberseite ist anfangs filzig behaart, verkahlt jedoch bald. Die Blattunterseite weist eine rein weißfilzige Behaarung auf. Auf den Nerven und am Blattstiel ist die Behaarung spärlich drüsenzottig ausgeprägt. An Schattenblättern kann die Behaarung der Blattunterseite auch eine grünlichweiße Farbe zeigen.
Generative Merkmale
Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni. Die weißen Blüten der Echten Mehlbeere stehen in zusammengesetzten halbkugeligen Scheindolden zusammen, die zur Blütezeit eine Breite von etwa 7 bis 12 Zentimeter aufweisen. Die Blütenstände sind weißfilzig behaart und aufrecht orientiert. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Ihr Durchmesser beträgt 10 bis 15 Millimeter. Die fleischigen, kurz dreieckigen Kelchblätter und der Blütenbecher sind bleibend weißfilzig behaart. Die fünf freien, radförmig ausgebreiteten Kronblätter zeigen auf ihrer Oberseite in Richtung Nagel eine abstehend wollig-filzige Behaarung. Zwanzig Staubblätter mit cremefarbenen Staubbeuteln sind in vier versetzten Kreisen angeordnet. Sie ragen weit aus der Blüte heraus. Die zwei bis vier Fruchtblätter sind nur im unteren Teil miteinander verwachsen und bilden halbunterständige Fruchtknoten aus. Die meist zwei Griffel (analog zur Anzahl der Fruchtblätter) sind frei.
Ab August reifen die gelbrot bis scharlachroten, eiförmig-kugeligen Apfelfrüchte und sehen wie kleine Äpfel aus.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.
Ökologie
Diese konkurrenzschwache Art tritt nie in reinen Beständen auf, sondern immer nur eingesprengt als Mischbaumart. Die Wurzeln besitzen ektotrophe Mykorrhiza.
Blütenökologisch handelt es sich um vorweibliche, nektarführende Scheibenblumen. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die Echte Mehlbeere ist als Bienenweide von Bedeutung. Die Fortpflanzung erfolgt sexuell und apomiktisch.
Die Fruchtreife dauert von September bis Oktober; die Früchte sind Wintersteher.
Vorkommen
Die Echte Mehlbeere ist in West-, Mittel- und Südeuropa verbreitet. In Nordeuropa und in Teilen Südosteuropas fehlt sie dagegen.
Sie kommt zerstreut in sonnigen Eichen- und Buchenwäldern, im Trockengebüsch, auf Steinriegeln und an Felsen, auch im subalpinen Hochstaudengebüsch vor. Sie gedeiht am besten auf trockenen, kalkreichen Böden an sommerwarmen Stellen. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern bei Falken am Älpelekopf bis zu einer Höhenlage von 1600 Metern auf.
Nach Ellenberg ist sie ein Mäßigwärmezeiger, subozeanisch verbreitet, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, stickstoffarme Standorte bevorzugend und eine Ordnungscharakterart trockenheitsertragender Eichenmischwälder (Quercetalia pubescenti-petraeae). Sie kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Berberidion, Erico-Pinion, Calamagrostion oder der Ordnung Fagetalia vor.
Verwendung
Im Vergleich zu anderen Arten der Gattung wird der Nutzen relativ gering bewertet. Die fade schmeckenden Früchte wurden früher bisweilen zur Gewinnung von Branntwein oder Essig verwendet. Gemahlen und mit Mehl vermischt wurden sie manchmal zu einem süßlich schmeckenden Brot verarbeitet. In der Volksmedizin fanden die Früchte in Gebirgsregionen bei Husten, Durchfall und Katarrh Verwendung. Auch wurden sie in der Schweinemast eingesetzt. Laub und dünne Zweige dienten als Futter für Kleinvieh. Aus den im Herbst abgeschnittenen Zweigen konnte eine schwarze Farbe zur Färbung von Wolle gewonnen werden.
Als Zierbaum wird die Echte Mehlbeere in Parks, Gartenanlagen und als Straßenbaum angepflanzt.
Das relativ helle Holz der Echten Mehlbeere besitzt einen sehr breiten hellgelben Splint und einen rotbraunen Kern. Es zeichnet sich durch große Härte und Zähigkeit aus. Es schwindet beim Trocknen stark. Es ist witterungsfest, dauerhaft und leicht bearbeitbar. Lokal wird es zu Drechsel- und Schnitzarbeiten eingesetzt und beispielsweise bei der Herstellung von Werkzeugstielen oder Fassdauben verwendet.
Siehe auch
- Bollweiler Birne (Kreuzung)
Literatur
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
- Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
- Peter Schütt, Horst Weisgerber, Hans J. Schuck, Ulla Lang, Bernd Stimm, Andreas Roloff: Enzyklopädie der Laubbäume. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-39-6.
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen. Die Flora von Deutschland interaktiv. Sehen – Bestimmen – Wissen. Der Schlüssel zur Pflanzenwelt. CD-ROM, Version 2.0. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
Einzelnachweise
- ↑ Norbert Meyer: Sorbus in Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland Gefäßpflanzen: Kritischer Ergänzungsband, Springer Verlag Berlin Heidelberg 2016, Seite 113ff. ISBN 9783827431325
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Herfried Kutzelnigg: Sorbus. In: Hildemar Scholz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV Teil 2B: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (3) (Rosaceae, 2. Teil). Blackwell, Berlin / Wien u. a. 1995, ISBN 3-8263-2533-8, S. 358–362; S. aria.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Norbert Meyer, Lenz Meierott, Herbert Schuwerk, Otto Angerer: Beiträge zur Gattung Sorbus in Bayern. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der Heimischen Flora, Sonderband, 2005: S. 5–216 (Sorbus aria: S. 78–80).
- ↑ Datenblatt Sorbus aria mit Verbreitung in Frankreich bei Tela Botanica – Le réseau de la botanique francophone, aufgerufen am 12. Februar 2018
- ↑ Norbert Meyer, Lenz Meierott, Herbert Schuwerk, Otto Angerer: Beiträge zur Gattung Sorbus in Bayern. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der Heimischen Flora, Sonderband, 2005: S. 5–216 (Merkmalsausprägungen innerhalb der Gattung Sorbus: S. 34–37).
- 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 505.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 103.
- ↑ Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
- ↑ Gerhard K. F. Stinglwagner, Ilse E. Haseder, Reinhold Erlbeck: Das Kosmos Wald- und Forstlexikon. 3. Auflage, Kosmos, Stuttgart 2005. Seite 196, ISBN 3-440-10375-7.
Weblinks
- Echte Mehlbeere. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Sorbus aria (L.) Crantz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- TU München: Mehlbeere - Sorbus aria (Archivversion) Krankheiten