Spiczak Brzeziński (auch v. Spiczak Brzezińscy, Spitczok v. Brisinski, v. Spizak Brsesinski, v. Spizack Brzesinski usw.) ist der Name eines alten kaschubischen, später preußischen Adelsgeschlechts, dessen Stammgut Adlig Briesen (Brzeźno Szlacheckie) in Westpreußen war. Zweige der Familie bestehen bis heute fort.

Geschichte

Laut Aufzeichnungen des Grafen Seweryn Uruski haben die Vorfahren derer von Spiczak Brzeziński für ritterliche Verdienste beträchtliche Ländereien auf dem Gebiet der Kaschubei vom polnischen König Kasimir IV. Andreas (1427–1492) erhalten. Hier saßen sie auf dem von drei großen Seen flankierten Gut Adlig Briesen (Brzeźno Szlacheckie) im Altkreis Schlochau, dessen Gesamtgröße zu dieser Zeit 84 Hufen (etwa 1400 Hektar) umfasste.

Ein genealogischer Zusammenhang mit dem bereits 1374 urkundlich erscheinenden Petzen von der Bryse (Piotrowi z Brzeźna) ist möglich, aber nicht erwiesen. Dieser erhielt von Winrich von Kniprode, Hochmeister des Deutschen Ordens, das Nachbar-Gut Adlig Lonken (Łąkie Szlacheckie) samt Kirchenlehen zur Bewirtschaftung und Verteidigung als erblichen und freien Besitz. Zeugen der Verbriefung und Versiegelung des Besitzrechtes (nach Kulmer Recht) waren: Schweder von Pelland (oberster Tressler des Deutschen Ordens), Heinrich von Gröbitz (Komtur von Schlochau), Nicolaus Koler (Kaplan des Hochmeisters), Nicolaus von Frantz (Pfleger von Bütow) sowie Kuno von Liebenstein (späterer Großkomtur des Deutschen Ordens).

1552 bestätigt der polnische König Sigismund II. August dem Kleinadel („Panenadel“) von Adlig Briesen seine Privilegien. 1570 treten namentlich der Edelmann Bartholomäus Brzeziński (Nobilis Bartholomaeus Brzieszinski) sowie zwei Edle namens Johannes Brzeziński (Nobilis Joannes Brzieszinski) urkundlich in Erscheinung. Sie besaßen zu dieser Zeit mehrere Edelhöfe am Gut und nannten sich weiterhin nur Brzeziński, d. h. von Briesen oder aus dem Hause Brzeźno.

Die durchgängige Stammreihe beginnt mit dem Edlen Thomas Brzeziński alias Spiczak (Nobilis Thoma Brzezinsky alias Spiczak). Dieser wird 1609 im Konitzer Grodbuch genannt und erstmals mit einem Beinamen aufgeführt (Spiczak bezeichnet einen jungen Hirschen, der noch kein Geweih hat). Ob dieser Beiname als eigentlicher Familienname schon früher bestand oder als Spitzname erst im 17. Jahrhundert entstanden ist, um die verschiedenen Brzeziński-Zweige aus Briesen besser voneinander unterscheiden zu können (siehe z. B. von Bastian Brzeziński), ist unklar. Nach einer Visitation der Adlig Briesener Kirche durch den Archidiakon von Kulm wird Thomas 1652 als Kirchenvorsteher erwähnt.

Im Jahre 1683 soll ein Familienmitglied einer Kavallerieeinheit berittener Flügelhusaren angehört haben, die als Teil des deutsch-polnischen Entsatzheeres unter der Führung des polnischen Königs Johann III. Sobieski zur Befreiung Wiens aufbrach und die osmanische Armee schließlich in der Schlacht am Kahlenberg besiegte. Angehörige der Familie haben im 18. Jahrhundert zudem als Wahlberechtigte an der Wahl des polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński teilgenommen.

Im Zuge der Ersten Teilung Polens im Jahre 1772 erwarb der preußische König Friedrich II. Anteile Polnisch Preußens. Daraufhin setzten sich das Adelsprädikat „von“ und die Anrede Hochwohlgeboren durch. Im Jahre 1804 wurde der Adelsstand der Familie schließlich durch die Westpreußische Regierung in Marienwerder (Kwidzyn) bestätigt. Entsprechende Urkunden erhielten die Gutspächter und Brüder Martin von Spizack Brzezinski auf Wustrow und Jakob von Spizak Brzezinski auf Grünhoff.

Die im September 2015 in ihrem 102. Lebensjahr verstorbene Paula von Spiczak Brzeziński (1914–2015, geb. Breier) gilt bisher als Familienmitglied mit dem höchsten erreichten Lebensalter.

Zweige der Familie leben bis heute in Adlig Briesen. Weitere evangelische und katholische Linien bestehen vor allem in Deutschland.

Besitz

Stammsitz des Geschlechtes war spätestens seit dem 16. Jahrhundert das Gut Adlig Briesen in Königlich Preußen, das ab 1569 in einer Realunion mit der polnischen Krone verbunden war. Durch die Teilungen Polens in den Jahren 1772 und 1793 kam das westliche Preußen als Provinz Westpreußen durch Annexion zum hohenzollernschen Königreich Preußen.

In den Vasallenlisten des nun seit 1772 bestehenden preußischen Kreises Konitz von 1774, angefertigt vom Landrat Carl Christoph Ludwig von Weiher, werden die Gutsanteilsbesitzer Franz von Spiczak Brzeziński (1727–1806; ⚭ Catharina Nehring) auf Adlig Briesen und Lorenz von Spiczak Brzeziński (1729–1799; ⚭ Marianna von Schmude Trzebiatowska) auf Glisno (Gliśno Wielkie) genannt. Sie waren Erben ihrer Väter Matthias (um 1700–1791; ⚭ Marianne Knigge) und Adalbert (um 1710–1801; Offizier), die ihren Besitz wiederum von ihrem Vater, dem Nobilis Adam Spiczak Brzeziński (* um 1675), und dessen Gemahlin Elisabeth von Mondry geerbt hatten.

Den Besitz des Gutsherrn Franz von Spiczak Brzeziński auf Briesen erbten Ende des 18. Jahrhunderts dessen Söhne Joseph (* 1760; ⚭ Catharina von Zmuda Trzebiatowska alias Knypc) und Franz Xaver von Spiczak Brzeziński (1769–1848; ⚭ Anna von Bastian Brzezińska). Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts saßen im Anschluss wiederum Josephs Sohn Adalbert (1791–1855; ⚭ Marianna von Czarnicka) und Franz Xavers Söhne Franz (* 1811; ⚭ Josephine von Pluto Prądzyńska) und Johannes von Spiczak Brzeziński (1814–1861; ⚭ Marianna von Depka Prądzyńska) auf anteiligem Gutsbesitz in Briesen. Ein weiterer Sohn Franz Xavers, Joseph (1798–1847), vermählte sich mit Catharine von Świątek Brzezińska (1806–1861), einer entfernten Cousine Heinrichs von Kleist und Nachfahrin des Ritters Ewald von der Osten.

Auf Gut Glisno saß neben Lorenz auch dessen Bruder Jakob von Spiczak Brzeziński (1747–1801; ⚭ Apollonia von Schmude Ciemińska) auf anteiligem Gutsbesitz. Letzterer war Mitglied der Landtage (Sejmik) zu Konitz. Der jüngere Bruder, Johann von Spiczak Brzeziński (1737–1809), wird als Schulze von Adlig Stüdnitz (Studzienice) erwähnt. Auf Lorenz folgte sein Sohn Martin (1777–1827), der sich mit Catharina von Zmuda Trzebiatowska (1788–1848) vermählte. Catharina war die Witwe des Laurenz von Löwe Kiedrowski und Tochter des Jakob von Zmuda Trzebiatowski († 1819) und der Magdalena von Wantoch Rekowska aus Adlig Lonken. Martins Sohn Andreas von Spiczak Brzeziński (* 1810; ⚭ Therese von Korzbok Łącka) war der nächste Gutsanteilsbesitzer auf Glisno. Dem Bruder des Letzteren, Casimir Lorenz (1816–1878), fiel durch die Verbindung mit Anna von Świątek Brzezińska (verw. von Stanisławska) wiederum ein Anteil des Ritterguts Briesen (F) zu.

Auch auf den benachbarten Gütern Adlig Lonken (Łąki) und Zemmen (Ciemno) saßen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch Nachkommen auf adligen Gutsanteilen bzw. Allodial-Rittergütern. Joseph von Spiczak Brzeziński (1849–1903; ⚭ Anna Catharina von Chamier Gliszczyńska) war beispielsweise bis zum 20. Jahrhundert Herr auf Adlig Lonken.

Zemmen (M) wiederum wurde im Jahre 1855 von Ferdinand von Spiczak Brzeziński (1824–1880, Mitglied der Pommerschen Ritterschaft; ⚭ Alwine Burtzlaff) erworben. Die Nachkommen dieses Zweiges nennen sich heute Spitczok von Brisinski. Der Gutshof war vorher u. a. in Besitz des Carl Friedrich von Fischer († 1856), Sohn des Jacob Friedrich von Fischer und der Antonie Eleonora von dem Borne († 1797), sowie des Hauptmanns Franz von Wnuck.

Die Güter Leng, Wustrow bei Bütow (Bytów) und Grünhoff bei Treten (Dretyń) befanden sich überdies zeitweise in Pacht der Familie. Ein weiterer Ast der Familie nennt sich nach dem Gut Prondzonna (Prądzona) bis heute Spiczok von Prondczynsky.

Laut Statistik des angrenzenden Landkreises Bütow (Hinterpommern) besaß Georg Albert von Brzeziński (⚭ Christina von Jutrzenka; II ⚭ Albert von Malotki) im 18. Jahrhundert außerdem einen großen Anteil (C) an dem nahegelegenen Gut Tschebiatkow (Trzebiatków). Seine Witwe veräußerte diesen 1789 an ihren Schwiegersohn Matthias von Gruchalla Węsierski (1765–1831; ⚭ Barbara von Brzezińska), der auch als Erbsass auf Zemmen erscheint. Er war in zweiter Ehe mit Anna Maria von Jutrzenka, einer Tochter des Christoph von Jutrzenka und der Dorothea von Gottberg verheiratet sowie in dritter Ehe mit Eva von Wnuck. Dieser Brzeziński-Zweig führte offenbar ein eigenes Wappen und keinen zweiteiligen Namen, ging aber vermutlich aus dem gleichen Stamm wie die Spiczak hervor (siehe Brzeziński).

Wappen

Wappengemeinschaft Zabawa (seit etwa 1700)

Die Spiczak Brzeziński führen etwa seit 1700 eine Variation des alten polnischen Stammwappens Zabawa (Spaß, Unterhaltung). Sie sind damit u. a. wappenverwandt mit den erloschenen Herren von Bubelwitz (Bubelwic). Das Stammwappen wurde schon im 11. Jahrhundert vom Erzbischof Martin von Gnesen geführt. Die Blasonierung lautet wie folgt:

Wappensage

„Das Wappen Zabawa stammt aus Böhmen und kam wohl zur Zeit der Vermählung der böhmischen Prinzessin Dabrowka mit dem Polenherzog Mieczyslaw 963 nach Polen. Ein Ritter dieses Wappens, namens Wislimierz, war im Jahre 1000 mit der Vorhut der polnischen Streitkräfte betraut, wohl gegen die Mähren, stieß auf den im Hinterhalt versteckt gewesenen Feind und beschäftigte und verweilte denselben durch verschiedene kleine Scharmützel und Neckereien so lange, bis der Hetmann mit der Hauptmacht herankommen konnte, dessen Reiterei den Feind dann siegreich schlug. Zum Andenken an diese Verweilung (Zabawa) des Feindes wurde dem Wappen des Wislimierz der Name Zabawa gegeben.“

Eigenes Wappen (vor 1700)

Vor 1700 haben die von Spiczak Brzeziński ein eigenes Wappen geführt, das wie folgt beschrieben wird: Ein Halbmond, besetzt mit einem gestürzten Pfeil, auf diesem oben eine Kugel, begleitet rechts und links von je zwei Sternen.

Die Farbgebung ist unbekannt. Allerdings erstrahlen die sechsstrahligen Sterne (Gwiazdy) und Halbmonde (Księżyc) in den Wappenbildern des kaschubischen Adels meist in Gold auf blauem Grund. Der Grund hierfür ist, dass König Kasimir IV. während oder nach dem Dreizehnjährigen Krieg (1453–1466) verdiente Mitkämpfer mit Sternen im Wappen auszeichnete.

Als Beweis dafür hat sich nach Ausführungen des Genealogen Hans Harry von Chamier Gliszczynski eine Urkunde erhalten, die nur sechs Tage nach dem Zweiten Frieden von Thorn am 25. Oktober 1466 in Danzig ausgestellt wurde. In dieser Urkunde heiße es, der Polenkönig habe

„für gut und richtig befunden, in Übereinstimmung mit unseren anwesenden weisen Räten, den tapferen 'militibus' und ehrenwerten und getreuen Gefolgsmännern (...), die durch Tapferkeit in den langen und entbehrungsreichen Kriegsjahren uns zum Siege über die Kreuzritter und zum Frieden von Thorn (1466) verholfen haben und von uns dafür mit den Sternen im Schilde beliehen worden sind (...).“

Das oben beschriebene Wappen stammt also höchstwahrscheinlich aus dieser Zeit. Es ähnelt stark dem Wappen derer von Brzeziński aus dem benachbarten Hinterpommern.

Namensträger

  • Jakob von Spiczak Brzeziński (1747–1801), preußischer Gutsanteilsbesitzer auf Glisno und Mitglied der Landtage (Sejmik) zu Konitz, ⚭ Apollonia von Schmude Ciemińska
  • Franz Xaver von Spiczak Brzeziński (1769–1848), preußischer Gutsanteilsbesitzer auf Adl. Briesen und westpreußischer Vasall, ⚭ Anna von Bastian Brzezińska (* 1774)
  • Johannes von Spiczak Brzeziński (1822–1855), preußischer Gutsanteilsbesitzer auf Adl. Briesen, ⚭ Catharina von Korzbok Łącka (1822–1853; geb. von Świątek Brzezińska)
  • Andreas Spiczok von Prondczynsky (1950–2020), deutscher Professor für Allgemeine Pädagogik an der TU Braunschweig
  • Ingo Spitczok von Brisinski (* 1960), deutscher Autor und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der LVR-Klinik Viersen
  • Sarah von Spiczak Brzezinski (* 1978), deutsche Neuropädiaterin, Chefärztin des Norddeutschen Epilepsiezentrums Raisdorf

Einzelnachweise

  1. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie, Bd. 1, Berlin 1855, S. 113.
  2. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Handfestenbuch I: Komturei Schlochau, XX. HA, OF, Nr. 90 .
  3. Przemysław Pragert (2005): Herbarz szlachty kaszubskiej, Band 2, Wydawn. BiT.
  4. Ignacy Tadeusz Baranowski: Prusy Królewskie. Cz. 1. Warszawa 1911, S. 11.
  5. Herbert von Schmude (1939): Beiträge zur Geschichte des Geschlechts von Schmude, 1. Teil, Berlin-Pankow, S. 94 ff.
  6. Friedrich Booch-Árkossy (1866): Nowy dokładny słownik polsko-niemiecki i niemiecko-polski: mit Rücksicht auf den jetzigen Stand der Wissenschaften, Künste, Gewerbe, der Industrie und des Handels nach den neuesten und besten Quellen, Haessel, S. 655.
  7. Paul Panske (1907): Visitatio archidiaconatus Camenensis Andrea de Leszno Leszczyński archiepiscopo A. 1652 et 1653 facta, Thorn, S. 123
  8. Ryszard Ciemiński: Saga Hinzów, 1975, S. 11.
  9. Jerzy Graf Dunin-Borkowski, Mieczyslaw Dunin-Wasowicz (1910): Rocznik Towarzystwa Heraldycznego we Lwowie, Band 1, Lemberg.
  10. Traueranzeige Paula v. Spiczak Abgerufen am 28. November 2021
  11. Max Bär: Der Adel und der adlige Grundbesitz in Polnisch-Preußen zur Zeit der preußischen Besitzergreifung. Nach Auszügen aus den Vasallenlisten und Grundbüchern. Leipzig 1911 (Digitalisat).
  12. 1 2 3 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Akte v. Spiczak Brzezinski, Berlin-Dahlem.
  13. Robert Klempin, Gustav Kratz (Hrsg.): Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis XIX Jahrhundert, Berlin 1863, S. 571.
  14. Statistik des Bütower Kreises, Bd. 1, S. 120, Bütow 1858.
  15. Statistik des Bütower Kreises, Bd. 1, S. 116, Bütow 1858.
  16. Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. VII (Band 36 der Gesamtreihe), Limburg an der Lahn, C. A. Starke Verlag, 1965, S. 404–432.
  17. Johannes Baptista Rietstap (1921): Planches l'Armorial Général.
  18. Szymon Okolski (1645): Orbis Poloni. T. 3, In Qvo Antiqva Sarmatarum Gentilitia & Arma Quaecunque a litera S, vsque ad finem Alphabeti suam incipiunt & recensent denominationem, continentur & dilucidantur, S. 313.
  19. Julius Graf von Ostrowski (1897–1906): Herbarz polski, Warszawa, S. 363.
  20. Emilian von Żernicki-Szeliga: Die polnischen Stammwappen, ihre Geschichte und ihre Sagen. Verlag H. Grand, Hamburg, S. 97.
  21. Marian Fryda (1990): Szkice z dziejów rodu Spiczak Brzezinskich, S. 4.
  22. Über die so genannten „Beinamen“ des Adels im Königlichen Preußen 1569 bis 1772 von Hans Harry v. Chamier Gliszczynski (verfaßt vor 1952), mit Ergänzungen von Gerhard v. Pazatka Lipinski abgerufen am 29. April 2023.

Literatur

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