Spinnwebenbilder oder Spinngewebstücke nennt man Gemälde, die auf Gespinsten von Gespinstmotten gemalt wurden. Diese Form der Malerei war vor allem im Tirol des 18. und frühen 19. Jahrhundert verbreitet.
Trotz ihres Namens handelt es sich beim Malgrund der Spinnwebenbilder nicht um gewöhnliche Spinnweben, sondern um ein feines, dichtes Material. Die Gespinstmotten befallen vor allem Traubenkirschen und überziehen sie mit ihrem Gespinst. Stücke davon konnte man sich von den Stämmen abschneiden und anschließend in einen Papprahmen geben. Der Malgrund wurde daraufhin mit verdünnter Milch vorbereitet.
Verbreitung und Künstler
Erste Spinnwebenbilder entstanden wohl um 1730 im Pustertal. Eine Notiz, die von Spinnwebenbildern aus dem 16. Jahrhundert berichtet, ist nicht überprüfbar. Außer in Tirol wurden auch – wenngleich in geringerer Zahl – einige Werke in Salzburg angefertigt. Wegen des sehr empfindlichen Materials sind nur wenige Exemplare erhalten.
Ein Großteil der bisher überlieferten Bilder stammt von Johann Burgmann. Weitere Künstler, die auf Raupengespinsten malten, waren unter anderem Johann Georg Prunner und Elias Brunner aus Tirol sowie Johann Wurzer und Bartholomäus Lomminger aus Salzburg. Bei den meisten Spinnwebenbildern handelt es sich um Aquarelle; Kupferstiche und Ölgemälde sind äußerst selten.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Spinnwebenmalerei von einigen wenigen Künstlern, etwa Wilhelm Wodnansky, wiederentdeckt.
Literatur
- Ida Köhler: Malereien auf Spinngeweben. In: Der Kunstwanderer. 1. Januarheft 1922, S. 204.
- K. Toldt, H. v. Wieser: Zu den Forschungen über die Tiroler Spinnwebenbilder. In: Der Schlern. Bozen 1953, S. 165–173.
- Ina Cassirer: Paintings on Cobwebs. In: Natural History Magazine. Vol. 65, New York 1956, S. 202–207/219–220
- Eugen von Philippovich: Kuriositäten/Antiquitäten. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966.
Weblinks
- Weitere Spinnwebenbilder (französisch)