Die evangelisch-lutherische St.-Marien-Kirche befindet sich im Ortsteil Veerßen am Südwestrand von Uelzen.

Die Kirche

Die Kirche wird erstmals im Jahr 1302 urkundlich erwähnt. Sie ist als einschiffige Kirche aus Backstein im gotischen Baustil errichtet. Der Bau mit halbrunder Apsis wurde 1611 auf die heutige Größe erweitert: Im Chorraum Rippengewölbe, im Schiff Holzbackendecke. Der Kirchturm im Fachwerkstil ist 17,70 m hoch und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die größere Glocke wurde 1332 gegossen und ist die älteste Kirchenglocke im Regierungsbezirk Lüneburg. Die kleinere Glocke stammt aus dem Jahr 1963. Im Inneren befinden sich mehrere Grabplatten. Die Kanzel stammt aus der Renaissance. Die farbigen Fenster wurden im 16. Jahrhundert von Uelzer Ratsherren und Kaufleuten gestiftet und stellen biblische Szenen und Familienwappen dar. Die Orgel wurde 1968 von der Fa. Eule (Bautzen) gebaut.

Besonders sehenswert ist der Altaraufsatz vom Anfang des 16. Jahrhunderts, der in seinem Mittelteil die Kreuzigung Christi zeigt. Außerdem befinden sich in einer Wandnische Figuren eines Altars aus der Zeit von 1490. Als Besonderheit weist die Kirche in einem südlichen Anbau eine Begräbnisstätte der hier ansässigen Adelsfamilie von Estorff auf.

In den Sommermonaten ist die Kirche an allen Nachmittagen täglich zur Besichtigung geöffnet.

Geschichte der Kirche und des heutigen Innenbaus

Die Geschichte der Kirche ist von Anfang an mit der Familie von Estorff verbunden. Seit 1313 ist Veerßen selbständige Gemeinde, sie erhielt jedoch erst 1961 eine eigene Pfarrstelle. Bis dahin war sie mit der Klosterkirche in Oldenstadt pfarramtlich verbunden.

Die Rolle der Familie Estorff für die Veerßer Kirche

Ludolf August von Estorff (1650–1723), Sohn des adligen Ludolf Otto I. von Estorff (1619–1691), leistete von 1668 bis 1685 Dienst im Lüneburger Heer und verließ dieses 1685 als Hauptmann. Er heiratete Ursula Dorothea Schenck von Winterstedt (1664–1709) im Jahre 1686 und stiftete der Kirchengemeinde Veerßen einen edel geformten, silbernen Abendmahlskelch, dessen Cuppa vergoldet ist. Der Kelch trägt die Wappen der beiden Familien und wird heute noch im Gottesdienst genutzt.

1687 löste Ludolf August den Veerßer Besitz unter Namen seines Vaters und mit dem Geld seiner Ehefrau ein. Mit einem Schreiben an die "Land-Directorin" des Michaelisklosters in Lüneburg bat er im einen Zuschuss für den Bau eines neuen Glockenturms. Aus dem Brief geht hervor, dass der alte Turm abgebrochen sein muss und ein Teil des Glockenstuhles in den neuen Turm eingebaut wurden. Der heutige Turm kann demnach erst im Jahre 1694 gebaut worden sein. 1782 geschah die nächste Turmrenovierung. Ludolf August von Estorff trug demnach einen einflussreichen Teil zur Geschichte der Veerßer Kirche bei.

Das „Bündnis von Thron und Altar“

Der Siebenjährige Krieg ruinierte das Gut und zwang die Bevölkerung in Armut. Die Familie Estorff finanzierte kurfürstliche Truppen und litt finanziell stark nach der Niederlage dieser gegen die französischen Truppen. Demnach konnte in dieser Zeit nicht viel für die Unterhaltung des Kirchenbaus getan werden.

Im Jahr 1792 trat das Michaeliskloster in Lüneburg seine Kirchenaufsicht an das landesherrliche Konsistorium in Hannover ab. 500 Jahre Verbindung von Veerßen und Lüneburg gingen damit zu Ende. Die Kirchengemeinde Veerßen war nun fest an den Landesherren in Hannover gebunden. Dieses „Bündnis von Thron und Altar“ prägte das 19. Jahrhundert bis zum endgültigen Ausgang am Ende des Ersten Weltkrieges.

Die Glocken

Im Turm hängt ein zweistimmiges Geläute in schwerer Rippe, welches eine wertvolle gotische Glocke beinhaltet.

Name Ø kg Gießer Gussort Gussjahr Ton Inschrift
Glocke 1 Katharina 920 mm 476 kg Meister Ulricus Lüneburg 1332 b'-4 O REX GLORIE VENI CUM PACE MCCCXXXII
Glocke 2 - 740 mm 316 kg F. W. Schilling Heidelberg 1963 des''-6 -

Geistliche von 1295 bis 1991

In Veerßen bis zur Reformation 1530

  1. Ludolf Grope Pleban 1295
  2. Alvericus Priester 1325/1327
  3. Hermen Kirchenherr 1352
  4. Ludeke/Luders Vikar 1352/1357
  5. Alvercius Herr 1358
  6. Cord Pfarrer 1380
  7. Eylard Volkmers Vikar 1380
  8. Conrad Rektor vor 1398
  9. Johann Wiese Vikar 1369/1405
  10. Johannes Wulhause Pfarrer vor 1405
  11. Friedrich von Liedern Pfarrer 1406
  12. Jettebrock Vikar 1427
  13. Johann Meyer Vikar 1434
  14. Bernhard Schikkelse Vikar 1439
  15. Bernhard von Liedern Pfarrer 1464
  16. Johann VI.von Estorff Pfarrer 1477–1482
  17. Hermann Crevet Vikar 1529
  18. Christoph Jettebrock Vikar 1529
  19. Franziskus v. Sehnden Vikar 1529

Pastoren in Oldenstadt und Veerßen von 1530 bis 1961

  1. Johannes PLotzer 1530–1545
  2. Arnd May 1545–1557
  3. Erasmus Elers 1558–1597
  4. Rudolf Elers 1597–1625
  5. Nicolaus Rode 1625–1642
  6. Heinrich Bertram 1642–1655
  7. Leopold Zien 1655–1678
  8. Daniel Dietrich Muxol 1678–1681
  9. Gideon Friedrich Sürssen 1681–1684
  10. Friedrich Heinrich Hecht 1684–1687
  11. August Johann Wilhelmi 1689–1714
  12. Petrus Helm 1715–1720
  13. Daniel Richard Balthasar 1722–1730
  14. Adolf Hinrich Quermann 1730–1740
  15. Gustav Johann Gersternkorn 1741–1751
  16. Georg-Ludwig Wolckenhaar 1751–1763
  17. Friedrich Conrad Schulze 1763–1778
  18. Christian Friedrich Salfeld 1779–1795
  19. Christian Ludwig Albrecht 1796–1814
  20. Johann Philipp Albrecht 1814–1827
  21. Johann Bornträger 1827–1836
  22. Johann Bernigau 1836–1861
  23. Ernst Christian Paetz 1862–1872
  24. Adolf Wilhelm Becker 1873–1878
  25. Ludwig Böhmer 1878–1882
  26. Ferdinand Heinrich Woltmann 1883–1901
  27. Friedrich Hermann Kreye 1901–1913
  28. Hermann Uphoff 1914–1921
  29. Karl Rüppell 1922–1923
  30. Wilhelm Pätz 1923–1945
  31. Johannes Rehse 1945–1961

Pastorinnen und Pastoren in Veerßen seit 1962

  1. Friedrich Weber 1962–1969
  2. Werner Müller 1970–1974
  3. Rudolf Strack 1974–1985
  4. Joachim Schnell 1985–1991
  5. Dagmar Maxin-Schnell 1988–1991
  6. Anja Stein 1991–1995
  7. Volker Horstmann 1995–

Quellen

  • Pfarrarchiv Veerßen
  • Stadtbibliothek Uelzen

Literatur

  • Joachim Schnell: Kleine Kirchengeschichte Veerßens (= Schriften zur Uelzener Heimatkunde H. 8). Becker, Uelzen 1991 ISBN 3-920079-27-2
  • Hans Funke: Die evangelisch-lutherischen Pastoren des Kreises Uelzen. Uelzen 2004 ISBN 3-929864-05-3
Commons: St. Marien (Veerßen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 57′ 20,8″ N, 10° 32′ 34,8″ O

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