Das Luzerner Theater (früher und bis heute umgangssprachlich Stadttheater Luzern) ist das einzige, staatlich subventionierte, professionelle Theater in der Zentralschweiz. Es ist ein typisches „Dreisparten-Haus“ – aktuell unter der Leitung von Intendantin Ina Karr – mit einem eigenen Opern-Ensemble, geleitet von Ursula Benzing und Jonathan Bloxham, einem Schauspiel-Ensemble, geleitet von Katja Langenbach und dem Tanz-Ensemble „TanzLuzern“ unter der Leitung von Wanda Puvogel. Dazu ist dem Luzerner Theater ein Figurentheater – unter der Leitung von „Gustavs Schwestern“ – angeschlossen.
Das Luzerner Sinfonieorchester (LSO) ist ein wichtiger künstlerischer Partner der Opernsparte des Luzerner Theaters.
Mit über 400 temporären und fest angestellten Mitarbeitern (ohne LSO) in der Kunst, Technik und Administration lag das Luzerner Theater im Jahr 2022 auf Platz 92 der grössten Zentralschweizer Arbeitgeber.
Ausstattung, Standorte
Das Luzerner Theater hat 481 Sitzplätze, die sich auf das Parkett und die zwei Ränge verteilen. Neben der Hauptbühne gibt es zwei weitere, kleinere Spielstätten, die Box auf dem Theaterplatz neben der Jesuitenkirche und das UG in der Winkelriedstrasse in Luzern. Die beiden kleineren Spielstätten werden von allen Sparten genutzt und eignen sich eher für kleinere und experimentelle Inszenierungen.
Im Theater befindet sich die Bühne mit den üblichen Nebeneinrichtungen, wie Künstlergarderoben, Maskenbildnerei, Requisite, die Kostümabteilung, Beleuchtung, Bühnentechnik, Tontechnik und ein Teil der Verwaltung.
Die Theaterdirektion, die Dramaturgie und die Öffentlichkeitsarbeit hat sich in einem separaten Gebäude gegenüber dem Bühneneingang etabliert.
Probenbühnen, Tanzsaal, Fundus und Lager sind im neuerrichteten Südpol Luzern – einer Kultureinrichtung, die im November 2008 offiziell eröffnet wurde – untergebracht.
Die Theaterwerkstätten arbeiten ausserhalb des Hauses im Luzerner Tribschenquartier.
Im jährlichen Spielplan stehen etwas über 20 Inszenierungen, wobei sich die Anzahl der Premieren im Musiktheater und Schauspiel in etwa gleichen.
Der international tätige Tenor Ramón Vargas Ende der 80er Jahre Ensemblemitglied in Luzern.
Um eine langfristige Finanzierung des Theaters zu gewährleisten, wurde das damalige Stadttheater Luzern 1995 aus der Verantwortung der Stadt Luzern genommen und in eine Stiftung umgewandelt, in der der Kanton Luzern, die Stadt Luzern und etliche Gemeinden aus dem Luzerner Umland mitwirken. Das Stiftungsratspräsidium hat ab Sommer 2023, folgend auf Gabriela Christen, Anja Meyer inne.
Baugeschichte des Luzerner Theaters
Die Bezeichnung „Luzerner Theater“ stammt aus der Spielzeit 1995/96, in der das Stadttheater in eine privatrechtliche Stiftung zum Luzerner Theater umgewandelt wird. Der mit Eröffnung des Neubaus im 19. Jahrhundert geprägte Name „Stadttheater Luzern“ hat sich bis heute im Volksmund erhalten.
Das Theaterspiel in Luzern hat eine lange Tradition, die mit den Mysterienspielen wohl ihren Anfang nahm. Nachdem das Comödienhaus ob der Sakristei der Jesuitenkirche zu klein wurde und es immer wieder zu Reklamationen durch die Jesuiten kam, entschied sich das Bürgertum ein neues Theatergebäude zu errichten.
Eine Aktiengesellschaft zur Finanzierung wurde gegründet und der heutige Standort nach langem Hin und Her ausgewählt. Louis Pfyffer von Wyher war der leitende Architekt des Theaterbaus, dessen Fundamente im März 1838 gelegt wurden.
Im Herbst 1839 wurde das Stadttheater Luzern feierlich mit Schillers Wilhelm Tell eröffnet. Bereits 1866/67 wurde der Zuschauerraum erneut renoviert, und neue Sicherheitsvorschriften 1870/71 machten weitere Um- und Einbauten erforderlich. Erst im Jahr 1873 wurde das gesamte Gebäude mit einem Aussenputz versehen.
Ein verheerender Dachstuhlbrand am Abend des 29. September 1924 vernichtete nicht nur das Obergeschoss des Hauses, sondern auch einen grossen Teil des Kostüm- und Dekorationsfundus. Auch die Decke des Zuschauerraumes wurde beschädigt, der imposante Kronleuchter stürzte zu Boden.
Eine Bürgerabstimmung verlangte den Wiederaufbau des Theaters, das 1926 zu Saisonbeginn wieder eröffnet werden konnte.
Durch eine grosszügige Stiftung von Henriette Berghuys († 1964) konnten in den Jahren 1969/70 dringend notwendig gewordene Umbau- und Renovationsarbeiten durchgeführt werden. Unter anderem wurde der auf den Säulen ruhende Anbau in Richtung der Jesuitenkirche realisiert, der heute das Kassenfoyer, das Publikumsfoyer und Teile der Kostümschneiderei beherbergt.
1969 wurde auch das Gebäude der Theaterwerkstätten im Luzerner Tribschenquartier errichtet, das eine grosse Entlastung für Mitarbeiter des Theaters bedeutete und zusätzlich Raum schaffte.
1997/98 wurde das Haus wiederum umfassend renoviert und farblich modernisiert. Dabei reduzierte man die Anzahl der Sitzplätze auf 555, um den Komfort für das Publikum zu erhöhen.
2012 folgte eine Renovation mit deutlicher Verbesserung des Komforts für die Besuchenden: Publikumsbereich mit neuer Bestuhlung, bauliche und farbliche Neugestaltungen der Foyers sowie Optimierungen der haustechnischen Anlagen.
Das Luzerner Theater ist heute das älteste noch bespielte Mehrspartentheater der Schweiz und konnte in der Spielzeit 2014/2015 sein 175. Jubiläumsjahr feiern.
Trotz der Umbauten genügt der Theaterbau den Anforderungen an ein modernes Theatergebäude nicht mehr. Luzern soll deshalb ein neues Theatergebäude erhalten. Nachdem der Grosse Stadtrat Luzern 2021 dem Sonderkredit für die Weiterverfolgung des Projekts «Neues Luzerner Theater» und für die Durchführung eines Projektwettbewerbs zugestimmt hat, konnte das Wettbewerbsverfahren mit einer Ausschreibung gestartet werden. Im Dezember 2022 wurde das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs präsentiert, welches ab 2023 weiter konkretisiert und angepasst wird. Es wird davon ausgegangen, dass diese Arbeiten rund zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen werden. Ist diese Phase abgeschlossen, können das Baubewilligungsverfahren durchgeführt werden und die finale Volksabstimmung über die Realisierung und den dafür notwendigen Kredit stattfinden.
Bühnentechnische Einrichtungen
Die Bühne hat eine Nettofläche von etwa 12 m × 12 m, eine Portalbreite von 8,50 m und eine Portalhöhe von (maximal) 5,50 m. Das technische Portal ist fest eingebaut, die Portalbrücke ist horizontal verfahrbar. Im Bühnenboden befinden sich zwei Schiebe-Versenkungen in der Grösse von rund 4 m × 1 m. Für schnelle szenischen Verwandlungen ist die Bühne mit einem Schnürboden ausgerüstet. 17 der insgesamt 20 Züge sind Handkonterzüge und können nur manuell bedient werden. Zwei maschinell verfahrbare Seitenzüge ermöglichen den Einbau einer klassischen Gassenbühne aus schwarzem Samt. Zwei motorengetriebene und digital angesteuerte Kettenzüge, die als Punktzüge eingesetzt werden können, vervollständigen die theatertechnischen Einrichtungen des Hauses. Für die Beleuchtungstechnik sind 3 Oberlichtzüge im Schnürboden eingebaut, die stufenlos verfahrbar sind. Im Portalbereich gibt es zwei weitere Züge (davon einer maschinell) und den theaterüblichen Hauptvorhang aus rotem Samt. Abgeschlossen wird der Bühnenraum von einem vertikal fahrenden Eisernen Schutzvorhang. Der Orchestergraben muss zu den entsprechenden Vorstellungen manuell aus- und eingedeckt werden. Aufgrund der geringen Lagermöglichkeiten im Haus, muss ein Grossteil der Dekoration für die Vorstellungen zwischen dem Lager im Südpol und dem Theater hin und her transportiert werden. Die Anlieferungen erfolgen über eine hydraulische Hubbühne strassenseitig auf etwa 3 m Hubhöhe.
Theaterdirektoren seit 1961
- 1961–1968 Horst Gnekow
- 1968–1972 Kraft-Alexander zu Hohenlohe-Oehringen
- 1972–1982 Ulrich Meyer-Schoellkopf
- 1982–1987 Philippe de Bros
- 1987–1999 Horst Statkus
- 1999–2004 Barbara Mundel
- 2004–2016 Dominique Mentha
- 2016–2021 Benedikt von Peter
- ab 2021 Ina Karr
Literatur
- Anne-Christine Gnekow: Luzerner Theater, Luzern LU. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1146–1148.
- Gustav Gysin: Figurentheater des Luzerner Theaters, Luzern LU. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 587.
- Mentha, Dominique / Müller, Harald (Hrsg.): Dominique Mentha – Eine Spurensuche. Theaterarbeit in Luzern, Wien, Innsbruck, Theater der Zeit, Berlin 2016, ISBN 978-3-95749-064-3.
Weblinks
Koordinaten: 47° 3′ 2,2″ N, 8° 18′ 22,3″ O; CH1903: 665921 / 211429