In der litauischen Sprache wird mit Stoßton (tvirtapradė, krintančioji oder staiginė priegaidė) einer der beiden Tonakzente für lange Vokale und Diphthonge bezeichnet. Der ihn tragende Laut ist nur zu Beginn betont; danach sinkt die Lautstärke schnell ab.
Die Tonakzente bleiben in der Schrift gewöhnlich unbezeichnet. In Nachschlagewerken wird der Stoßton mit einem Akut ´ gekennzeichnet, der bei Diphthongen auf dem ersten Bestandteil steht. (Ausnahmen von dieser Regel sind im Artikel über das litauische Alphabet im Abschnitt Tonzeichen beschrieben.)
In der Hochsprache ist der Unterschied zwischen den beiden Tonakzenten bei Einzelvokalen kaum hörbar und bereitet auch den Litauern selbst Probleme. Bei Diphthongen hingegen zeichnet sich der Stoßton durch Längung und überdeutliche Aussprache des ersten Bestandteils aus. In den schemaitischen Mundarten wird ein stoßtöniger Vokal oder Diphthong außerdem durch einen Kehlkopfverschlusslaut unterbrochen oder zumindest glottalisiert.
Der zweite Tonakzent der litauischen Hochsprache ist der Schleifton (tvirtagalė, kylančioji oder tęstinė priegaidė).
Literatur
- Asta Adelė Rėbždaitė (Red.): Lietuvių kalbos žinynas. Šviesa, Kaunas 2003. ISBN 5-430-03745-1
- Rima Bacevičiūtė et al. (Red.): Lietuvių kalbos tarmių chrestomatija. Lietuvių kalbos institutas, Vilnius 2004. ISBN 9986-668-56-5
- Grzegorz Dogil: The phonetic manifestation of word stress in Lithuanian, Polish and German and Spanish. In: Harry van der Hulst (Hrsg.): Word Prosodic Systems in the Languages of Europe. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-015750-0, S. 273–310 (Empirical Approaches to Language Typology. 20-4).